Coronavirus

Die fünf häufigsten neurologischen Folgen von COVID-19

Die Viruserkrankung geht, doch die neurologischen Folgen halten an. Am häufigsten sind das chronische Erschöpfungssyndrom, Schmerzen, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme und Schlafstörungen.

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Wie lange sie anhalten, scheint von Patient zu Patient unterschiedlich zu sein. In der Regel sind es aber mehrere Wochen und Monate. Im Rahmen des NAPKON-Projekts sollen u.a. neurologische Langzeitfolgen genauer untersucht werden. Besonders wichtig ist dabei die Frage, ob die Viruserkrankung womöglich auch langfristig die Kognition beeinträchtigen kann oder sogar die Entstehung neurodegenerative Folgeerkrankungen (wie z.B. Alzheimer) im Alter begünstigt.

Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Fatigue-Syndrom

COVID-19 geht häufig bereits während der Akutphase mit neurologischen Symptomen einher. Typisch sind Geruchs- und Geschmacksstörungen, aber auch Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und das sogenannte Fatigue-Syndrom (dauerhafte Erschöpfung und Abgeschlagenheit) treten während der Viruserkrankung häufig auf. Darüber hinaus kommen sogenannte Enzephalopathien (Bewusstseinsstörungen und Störungen der Hirnfunktionen) bei COVID-19, gerade bei schweren Verläufen, recht häufig vor. Ein Delir ist vor allem bei älteren Personen ein unabhängiges Symptom von COVID-19. Auch lebensbedrohliche neurologische Komplikationen können während oder direkt nach einer COVID-19-Erkrankung auftreten, wie z.B. Schlaganfälle oder das Guillain-Barré-Syndrom.

Neurologische Spätfolgen schlimmer als angenommen

Bereits im Sommer gaben Studien erste Hinweise auf eine Persistenz der Symptome nach akuter SARS-CoV-2-Infektion [1]. Inzwischen ist deutlich, dass es insbesondere neurologische Spätfolgen sind, mit denen die Betroffenen zu kämpfen haben: Eine niederländisch-belgische Studie [2] wertete drei Monate nach Krankheitsbeginn die anhaltenden Symptome von 2.113 COVID-19-Patientinnen und -Patienten aus (von denen 112 stationär behandelt worden waren). Während der Erkrankung litten 95% unter Fatigue, drei Monate danach noch 87 %. Damit war die Fatigue die häufigste Komplikation und Langzeitfolge, sogar häufiger als Kurzatmigkeit (Dyspnoe). Ein in „Nature Communications“ publizierter Artikel [3] beschrieb die häufigsten Symptome vor, während und nach einer COVID-19-Erkrankung bei fast 2.500 Patientinnen und Patienten. Noch Wochen nach der Erkrankung waren auch hier Fatigue, Schmerzen, Kurzatmigkeit und Schnupfen/laufende Nase die häufigsten Langzeitsymptome. In einer britischen prospektiven Kohortenstudie [4] wurden 163 COVID-19-Patientinnen und -Patienten im Median 83 Tage nachverfolgt. Auch hier waren die häufigsten Langzeitfolgen nach einem zwölfwöchigen Follow-up Kurzatmigkeit und Fatigue (bei je 39% der Patienten). Ebenfalls häufig waren Schlafstörungen (24%) und Schmerzen (ca. 20%). Das Erstaunliche: Die Symptompersistenz betraf auch Patientinnen und Patienten mit milden COVID-19-Verläufen.

Deutliche Einbußen der Lebensqualität

Besonders hartnäckig und langanhaltend scheinen neurologische Symptome jedoch bei COVID-19-Patientinnen und -Patienten zu sein, die einen schweren Verlauf der Infektionskrankheit hatten. Deutliche Einbußen der Lebensqualität werden beschrieben. Eine französische Studie [5] erfasste die Lebensqualität von COVID-19-Patientinnen und -Patienten mit schweren, intensivpflichtigen Krankheitsverläufen. Die dokumentierten 19 Patienten gaben nach drei Monaten alle einen deutlichen Lebensqualitätsverlust an: 89% klagten über Schmerzen, 47% über eine eingeschränkte Mobilität durch Muskelschwäche und 42% über Angstzustände und Depression.

„Zusammenfassend betreffen neurologische Langzeitfolgen einen hohen Anteil der COVID-19-Patientinnen und -Patienten und wir müssen diese Menschen neurologisch nachbetreuen. Bei vielen Betroffenen verbessern sich die neurologischen Symptome zwar im Laufe der Zeit, aber wir haben auch Patienten, die bereits in der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr 2020 erkrankten und bis heute nicht beschwerdefrei sind. Da es sich bei COVID-19 um eine neuartige Krankheit handelt, müssen wir die Ursachen der Symptome und Spätfolgen klären, um gezielt etwas gegen die neurologischen Beschwerden unternehmen zu können“, erklärt Professor Peter Berlit, DGN-Generalsekretär.

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