Gesundheit

Gut geschützt gegen die Grippeviren

Kommenden Herbst ist die Influenzaimpfung für Kinder und Jugendliche erstmals gratis. Experten verraten, warum die Impfung zu empfehlen ist, was man dabei beachten muss und welchen Zusammenhang es mit dem Coronavirus gibt.

Es war eine große Neuerung, die vergangenen Juni von Gesundheitsminister Rudolf Anschober verkündet wurde: Die Influenzaimpfung für Kinder und Jugendliche wird mit Herbst 2020 in den österreichischen Kinderimpfplan aufgenommen, zusätzlich zu bestehenden Impfungen wie etwa jenen gegen Masern-Mumps-Röteln, HPV und Pneumokokken.

Bis zu 15 Prozent erkranken

Die Ergänzung des Impfprogramms hat einen Grund: Nahezu alljährlich kommt es in den Herbst- und Wintermonaten, vor allem zwischen Dezember und März, zu einer Grippeepidemie. Dabei infizieren sich zwischen fünf und 15 Prozent der Bevölkerung, viele davon erkranken. Mögliche Krankheitsfolgen sind Lungen-, Rippenfell- und Herzmuskelentzündungen, Bronchitis, Mittelohr-, Stirn- und Nebenhöhlenentzündungen, Nierenentzündung oder Kreislaufversagen. Die Influenzasterblichkeit in Österreich beträgt, so das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, durchschnittlich über 15 Fälle pro 100.000 – insgesamt werden jede Saison über 1.000 Todesfälle verzeichnet.

Jährliche Auffrischung

Empfohlen wird die Impfung für Kinder ab einem Alter von sechs Monaten. Sie muss jedes Jahr aufgefrischt werden, denn die Viren mutieren permanent. Die voraussichtlich in der nachfolgenden Saison zirkulierenden Virenstämme werden stets in den aktuellen Impfstoff aufgenommen – um in der neuen Saison davor schützen zu können. „Die Impfung bietet keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Erkrankung“, so das Gesundheitsministerium. Sie ist jedoch der wirksamste Schutz, der zur Verfügung steht. Sollten Personen trotz Impfung erkranken, verläuft die Erkrankung außerdem meist milder und kürzer. Dadurch können längere Ausfälle in Schule, Arbeit und im Sozialleben vermieden werden.“

Risikogruppen schützen

Seitens des Ministeriums verweist man darauf, dass Kinder nicht nur an Influenza erkranken können – sie sind auch Hauptverbreiter des Virus. Außerdem belegen Studien, dass die Impfung von Kindern hilfreich ist, um die Ausbreitung der Erkrankung zu verlangsamen oder zu blockieren: „Sie kann eine äußerst wirksamste Maßnahme sein, um schwere Erkrankungen bei Risikogruppen und solchen, die durch eine Impfung nicht ausreichend geschützt werden können, zu verhüten.“

Gefahr einer Doppelinfektion

Jedoch sind die Österreicher nicht gerade impffreudig, wie die Statistik zeigt: Lediglich acht bis neun Prozent der Erwachsenen und Kinder sind gegen Influenza geimpft. Reinhard Würzner vom Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck sagt, dass dies viel zu wenig ist. Es ist jedoch illusorisch, so der Virologe, mit einer Herdenimmunität, zu rechnen. Dabei müssten 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung gegen Influenzaviren immun sein, um eine Grippewelle zu verhindern: „Wir müssen dennoch möglichst viele Eltern überzeugen, dass sie ihre Kinder impfen lassen, vor allem vor dem Hintergrund der gleichzeitigen Bedrohung durch das SARS-CoV-2 Virus. Kindern empfohlene Impfungen vorzuenthalten entspricht einer groben Verletzung der Fürsorgepflicht.“ Würzner verweist auf die Gefahr einer Doppelerkrankung mit Influenza und COVID-19. Wenn ein neues Virus dazukommt, das noch gefährlicher ist, „ist klar, dass eine gleichzeitige Infektion mit beiden Viren nicht gut sein kann.“ Seitens des Gesundheitsministeriums betont man, dass es zwar derzeit keinen Grund zur Annahme gibt, dass eine Influenzaimpfung vor COVID-19 schützt. Bei gleichzeitiger Zirkulation von Influenzaviren und SARS-CoV-2 ist jedoch eine Doppelinfektion nicht auszuschließen und es sind schwere Verläufe, vor allem bei Risikogruppen, möglich: „Es ist anzunehmen, dass Influenza das Risiko für eine schwere COVID-19 Verlaufsform erhöht und umgekehrt.“

Vor Erkrankungen schützen

„Es ist ein richtiges Signal, dass die Influenzaimpfung für Kinder kostenlos sein wird, denn Impfungen stellen eine Erfolgsgeschichte der Medizin dar. Von der Weltgesundheitsorganisation WHO gibt es eine Stellungnahme, dass Kinder vor allen Erkrankungen, vor denen man sie schützen kann, auch geschützt werden sollten“, so Jürgen Brunner, vom Department für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Innsbruck. Klar ist jedoch auch: Erst mit Beginn der Impfsaison kommenden Oktober wird sich zeigen, ob die 200.000 zusätzlichen Impfdosen, die im Kampf gegen die Influenza eingeplant sind, auch ausreichend Abnehmer finden werden.

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