Erziehung

Interview zum Thema Väterkarenz: „VATER UNSER“

Hilfswerk-Erziehungsexpertin Andrea Wunder sprach mit einem 34-jährigen Vater zweier Kinder (3 Jahre und 8 Monate), warum er sich für die Vaterkarenz entschieden hat und wie er darauf zurück blickt.

Coronavirus-Krise: Vater spielt mit Kind

Wie können Sie Vaterrolle und Beruf vereinbaren?
Weil ich nicht Vollzeit arbeite und mich bewusst dafür entschieden habe. Bereits zum Zeitpunkt MEINES Kinderwunsches war das für mich völlig klar. Ich war immer davon überzeugt, will MANN Kinder, muss ER auch die Anforderung des Vaterseins wahr- und annehmen, also so viel Zeit wie möglich in die Kindererziehung und das System Familie investieren.

Sie haben sich bei Ihrer ersten Tochter für ein Jahr Vaterkarenz entschieden. Wie war diese Zeit?
Schon im Vorhinein war ich überzeugt, dass die reine Vaterrolle für ein Jahr bestimmt anstrengend werden würde und trotzdem stellte ich mir vor, dass noch Zeit für z.B. Hobbys bleibt. Die Zeit selbst war dann heftig, weil gar kein Raum für andere Dinge bleibt. Ich denke ein Tag in Karenz ist vergleichbar mit einem sehr anstrengenden 8 Stunden Arbeitstag. Auch Einseitigkeit stellt sich nach ein wenig Zeit ein. Trotz dieser Erfahrung, die mit ganz vielen schönen Momenten gefüllt war, werde ich bei unserem Sohn erneut in Vaterkarenz gehen.

Was sind Ihre Aufgaben in der Kindererziehung?
Es gibt hier zwischen uns Erwachsenen keine klaren Regelungen. Wir handeln immer wieder aufs Neue aus, WIE wir WAS in der Kindererziehung machen wollen.

Familienleben bringt sicher auch Krisen mit sich. Wie gehen Sie damit um?
Meist wechselt eine Krise die andere Krise ab. Strategie gibt es für mich nur eine: reden, reden, reden – immer gleich und über alles. Das ist das einzig hilfreiche Mittel für mich und es stärkt natürlich, wenn wir gemeinsam etwas gelöst oder geschafft haben.

Was verstehen Sie darunter ein „GUTER VATER“ zu sein?
Ein guter Vater – genau wie eine gute Mutter – ist da für die Kinder. Aus meiner Sicht ist Präsenz im Leben der Kinder ALLES. Es gibt auch unglaublich öde Aufgaben in der Erziehung und trotzdem sollte man sie wahrnehmen.

Was können Sie Vätern raten oder mitgeben?
Väter sollen an sich und ihre Möglichkeiten glauben und sich nicht unterkriegen lassen von Meinungen aus dem Umfeld. Ein Beispiel dazu ist die Annahme, dass ein Vater das gestillte Baby in den Nächten nicht beruhigen kann. Es ist bequem, sich in der Nacht nicht zuständig zu fühlen. Aber es geht nicht immer nur um Nahrungsaufnahme. In der Zeit zwischen den Mahlzeiten geht es um Nähe, Sicherheit und Bindung zum Kind. Diese Gelegenheit sollte man sich als Vater nicht nehmen lassen. Was ich anderen Vätern also mitgeben würde ist: Nicht unterkriegen lassen, probieren, probieren, probieren. Geht nicht, gibt‘s nicht!“

 

„Väter sind heute Teil des Systems Familie. Ihre Rolle geht weit über die des Ernährers hinaus.“
Andrea Wunder
Erziehungsexpertin im Hilfswerk NÖ

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