Politik

Schüler*innen von Fridays For Future gründen Jugendrat

Nach einem Jahr Klimastreik in ganz Österreich wird nun in Wien ein neues Projekt initiiert, um der Stimme der Wiener Jugend ein größeres Gewicht zu geben: Der erste Wiener Jugendrat. Kick-Off-Event ist am 6. Jänner in der Marxhalle um fünf vor Zwölf.

Fridaysforfuture Jugendrat

Auf Basis einer Umfrage mit tausenden Rückmeldungen von Schüler*innen sollen Forderungen der Wiener Jugend formuliert und beim Jugendrat beschlossen werden. Werden die abgestimmten Forderungen nicht eingehalten, folgen Konsequenzen, so Lena Schilling von Fridays For Future Wien. Lena Schilling dazu: „Je nachdem, wie viel Bereitschaft von Seiten der Schüler*innen da sein wird, und je nachdem, wie unwillig die Politik sein wird, 2020 endlich zu handeln, werden wir unterschiedliche Konsequenzen ziehen. Ob das jetzt heißt: Wir ziehen uns alle schwarz an und schweigen während des Unterrichts, um zu symbolisieren, wie wenig wir uns gehört fühlen. Oder ob das jetzt heißt, dass wir noch andere Aktionsformen in Betracht ziehen: Wir werden 2020 noch größer und stärker auftreten, bis gehandelt wird.“

Unterstützt wird sie von ihrer Kollegin und Mitaktivistin Leonie Csencist: „Ich bin 16 Jahre alt und habe ein Schüler*innenkommittee an meiner Schule gegründet. Wir werden solange aufstehen, wie es notwendig ist. Die Jugend soll die politische Macht bekommen, ihr eigenes Leben zu sichern! Jetzt sind 4 Millionen Österreicher*innen wahlberechtigt, die über 45 Jahre alt sind. Währenddessen können nur 1,5 Millionen Österreicher*innen wählen, die zwischen 16 und 29 alt sind. Wir fühlen, dass die Jugend in unserer Demokratie nicht ausreichend repräsentiert ist. Also haben wir jetzt einen Jugendrat gegründet.“

Daran, dass die Jugendlichen in Österreich aktiv in Sachen Klimaschutz mitbestimmen können, lässt auch Fridaysforfuture-Aktivistin Amina Guggenbichler keine Zweifel: „Es ist Zeit, dass Jugendliche endlich die Möglichkeit haben, sich an den gesellschaftlich wichtigen Themen zu partizipieren und mitbestimmen zu dürfen. Auf Basis unserer Umfrage werden wir am 6. Jänner konkrete Forderungen abstimmen. 1400 Schüler*innen haben in der Marxhalle Platz. Wir hoffen natürlich, dass so viele wie möglich kommen werden und sind zuversichtlich, dass wir das neue Jahr mit großem Schwung starten werden!“

Selbst mutig sein, wenn die Politik versagt

Vor über einem Jahr hätte wohl niemand erwartet, dass Klimaschutz zum Gesprächs- und Wahlkampfthema Nr. 1 werden könnte. Dann kam Greta Thunberg und emotionalisierte mit ihrem friedlichen Schulstreik und starken Reden auf Basis wissenschaftlicher Fakten eine ganze Generation junger Menschen. “Warum soll ich für eine Zukunft lernen, wenn es bald keine Zukunft mehr für mich geben wird?”, richtete sie ihren Appell an die politischen Entscheidungsträger*innen. Auf der Klimakonferenz COP24 im Dezember 2018 in Polen lernten dann drei junge Wiener Studierende Greta persönlich kennen und ließen sich von ihrem Bildungsstreik inspirieren.

Der Name #FridaysForFuture kam eher durch Zufall, weil es schon eine Hand voll Städte in Deutschland gab, die in der Vorwoche unter diesem Namen demonstriert hatten. Jeden Freitag sollte auf die Straße gegangen werden, um die Entscheidungsträger*innen an ihre Verantwortung für Klimagerechtigkeit zu erinnern. Politik und Wirtschaft sollten nicht mehr einfach wegschauen können und so tun, als ob es kein gravierendes Problem gäbe.
Die Menschen kamen anfangs nur in geringen Zahlen zu den Streiks. Bei der ersten #FridaysForFuture Demo am 21.12.2018, die 6 Stunden lang (!) dauerte, standen nie mehr als 20 Leute gleichzeitig am Wiener Heldenplatz. “Es war für uns alle ein starkes Gefühl der Ermächtigung, endlich unseren Frust über Jahrzehnte der scheiternden Klimapolitik ausdrücken zu können und für eine lebenswerte Zukunft auf die Straße zu gehen, sagt Philipp Wilfinger. Student und Mit-Initiator des ersten österreichischen Klimastreiks. „Und wenn auch mal nur eine Person auf der Straße steht: von jetzt an wollen wir jede Woche für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens auf die Straße gehen“ – So dachten wir damals.
Aber die Geschichte wollte es anders: Woche für Woche kamen mehr junge und bald auch immer mehr ältere Menschen, zum Teil ganze Schulklassen und viele interessierte Journalist*innen. Weitere Fridays For Future Gruppen gründeten sich in österreichischen Städten: Innsbruck, Linz, Graz, Salzburg, Klagenfurt, Bregenz. Es war der Start einer nie dagewesenen, von der Jugend ausgehenden Bewegung. In den Vorbereitungen auf den ersten weltweiten Klimastreik am 15.03.2019 waren die Jugendlichen des Klimastreiks auf einmal gefragte Gäste in diversen Medien. „Darf ihr Kind fürs Klima streiken?“ titelte etwa die Heute-Zeitung vor dem ersten international koordinieren Auftreten der noch ganz jungen #FridaysForFuture Bewegung.

Der erste Weltweite Klimastreik am 15. März: Völlig unerwarteter Erfolg

In der Vermutung, dass diesmal mehr Menschen als üblich kommen könnten, rüsteten die bis dahin protest-unerfahrenen Organisator*innen der Klimastreiks in der Nacht vor dem 15.März noch einmal die Soundanlage nach, nur so für alle Fälle. Was dann passierte, hätte sich niemand in seinen kühnsten Träumen vorstellen können: Am 15.03. gingen bei eisigen Temperaturen 30.000 Menschen gemeinsam für Klimagerechtigkeit auf die Straße. Schüler*innen, Studierende, Lehrlinge, Erwachsene, Eltern mit Kindern und selbst Großeltern – alle setzten sie ein Zeichen für mutige Klimapolitik in Österreich.
Nach einem Sternmarsch, ausgehend von fünf Sammelpunkten, fand eine Großkundgebung am Heldenplatz statt, mit ergreifenden Reden junger Schülerinnen, Schüler und Studierender. “WHAT DO WE WANT? CLIMATE JUSTICE!” schallte es laut über den Platz. Dann setzte sich der Demozug durch die Innenstadt in Bewegung. Vom Heldenplatz über das Kanzleramt, das Bildungsministerium und über den Ring bis zum Nachhaltigkeits-Ministerium führte die durchdachte Route, die Demonstrierenden stoppten jeweils für eine Rede und die Übergabe von Forderungen an die Politik, die vorab mit Wissenschaftler*innen ausgearbeitet worden waren.
Das Unfassbare: Dieses Wunder passierte gerade überall auf der Welt! Erstmals in der Geschichte war eine weltweite Bewegung entstanden. Eine Bewegung bestehend aus Menschen die erkannt hatten, dass wir die Klimakrise nur gemeinschaftlich lösen können, indem wir uns als Menschheitsfamilie begreifen und zusammenhalten. Am 15.März gingen 2 Millionen Menschen weltweit auf die Straße. Danach änderte sich alles. Als Trio gestartet und von einem einzigartigen Team von 6-8 Menschen bis März getragen, entstand binnen weniger Wochen eine starke Bewegung, die mittlerweile einige hundert Mitorganisator*innen alleine in Wien verzeichnet. Was dieses riesige Organisationsteam auszeichnet, ist eine eigene Kultur der gemeinsamen Wertschätzung, rücksichtsvollen Kommunikation und vertrauensvoller Kooperation. Beobachter*innen der Bewegung zeigen sich stets tief beeindruckt über das positive Gemeinschafts-Klima innerhalb der Fridays For Future Organisationsteams, das beispielhaft den Weg für ein neue Art des Zusammenlebens und einen respektvollen Umgang aller Menschen miteinander gesehen werden kann.
Doch wieviel hat die junge Klimabewegung in 54 Wochen Streiks in Österreich erreicht?

Die Erfolge von Fridays For Future

Fridays For Future ist schon jetzt die größte von der Jugend ausgehende Bewegung des 21. Jahrhunderts und genießt breiten Rückhalt in der Bevölkerung.
Tausende Schüler*innen und Studierende streiken für ihre Lebensgrundlagen in der Zukunft, jede Woche sind wir unermüdlich auf der Straße, bis die Politik handelt. Aus der Erkenntnis, dass man die Jugend in ihrem Protest nicht alleine lassen oder nur beglückwünschen sollte, schlossen sich immer breitere Bevölkerungsgruppen als “For Future”-Allianzen an. Parents, Scientists, Artists, Religions, Farmers, Workers, Teachers, Doctors, Coaches, Entrepreneurs und Museums For Future sind nur einige der Unterschützer*innengruppen, die mit Fridays For Future auf die Straße und mit ihren Fähigkeiten zur Bewegung beitragen. Rotes Kreuz, Pfadfinder und Wiener Sängerknaben am Streik, Theater, Opern und Unis die Banner von ihren Balkonen hängen, Kirchenglocken die um 5vor12 läuten, Privatpersonen die spenden, hilfsbereite und freundliche Polizeibeamt*innen, Unternehmen die zum Großstreik zusperren – die Unterstützung in der gesamten Bevölkerung für die Bewegung ist unvorstellbar groß. 2020 müssen wir alle streiken, um den politischen Druck stark genug werden zu lassen.

Die österreichische Fridays For Future-Bewegung in Österreich umfasst mittlerweile über 30 aktive Regionalgruppen in allen Bundesländern, die sich regelmäßig vernetzen, planen und austauschen. Im September nahmen Menschen in über 700 österreichischen Orten an der dezentralen Aktion “Austria For Future – Dein Ort für die Zukunft” teil und setzten mit einem Foto bei ihrem Ortsschild ein starkes Zeichen für eine mutige Klimapolitik in Österreich. Über 22.000 Menschen allen Alters – von Lustenau bis Laa an der Thaya – nahmen teil. International gab es bereits Vernetzungstreffen in Brüssel und Lausanne, mit bis zu 500 Klimastreikenden aus ganz Europa. Dabei fühlt man sich schnell als Teil einer großen europäischen und globalen Familie. 2020 wird es vor allem wichtig sein, auf EU-Ebene Druck für die Erhöhung der Klimaschutzambitionen zu machen.

Fridays For Future hat die Klimadebatte an die Esstische der Familien getragen

Vor allem Schüler*innen wollen aus Klimaschutzgründen plötzlich kein Fleisch mehr essen oder sich gleich vollständig pflanzlich ernähren. Vielfach eingeübte Urlaubsmuster von Langstreckenflügen an exotische Strände weichen durch den Diskurs innerhalb der Familie umweltverträglicheren Reisen in der Region oder mit Fernzügen. Radverkehr, zu Fuß gehen und öffentliche Verkehrsmittel stehen bei der städtischen Jugend hoch im Kurs, Führerschein und Auto verlieren an Relevanz. Wie wichtig politische Rahmenbedingungen für einen gesamtgesellschaftlichen Wandel sind, zeigt, dass die ländliche Bevölkerung ohne massiven Öffi-Ausbau auch in Zukunft kaum auf das Auto verzichten wird können. Ebenso erschweren Niedrigstpreise im Flugverkehr und vergleichsweise teure Bahntickets den vielfach erwünschten Umstieg für die breite Masse.

Fridays For Future hat es geschafft, den Begriff „Klimakrise“ in der Gesellschaft und in den Medien zu etablieren

Kaum jemand spricht noch von einem “Klimawandel” und wer es noch tut, sollte endlich damit aufhören. Auch wenn es spitzfindig erscheinen mag, so hat die sprachliche Verharmlosung der wissenschaftlichen Fakten mit dazu beigetragen, dass wir uns nun in einer Klimakrise befinden und auf eine Klimakatastrophe zusteuern. Von Journalist*innen wurde Fridays For Future mitunter als “der rationalste Akteur am politischen Parkett” bezeichnet, da sich die Bewegung auf realitätsbezogene wissenschaftliche Fakten und Daten beruft, statt politische
Seit den ersten Großstreiks fürs Klima berichten etablierte Medien fast täglich über die Klima- und Umweltkrise, früher handelte es sich lediglich um ein wenig beachtetes Randthema. Große österreichische Boulevard-Medien machten das Klimathema zu ihrem Schwerpunkt – damit war es vollends in der Bevölkerung angekommen. In Zukunft braucht es mutige Journalist*innen, die statt Katastrophenberichten und Personenkult Lösungswege aufzeigen und die politische Verantwortung in der Klimakrise stärker betonen.

Fridays For Future betreibt Bewusstseinsbildung in Bevölkerung und Medien

Seit März 2019 werden die jungen Klimaaktivist*innen zu unzähligen Gesprächen mit Politiker*innen von Gemeinde- bis EU-Ebene eingeladen und tragen dort freundlich aber mit Nachdruck ihre wissenschaftlich hinterlegten Forderungen an die Entscheidungsträger*innen heran. Diese Arbeitsgespräche sind oft sehr hilfreich, um neben dem Protest auf der Straße die Dringlichkeit der Anliegen noch besser kommunizieren zu könnnen. Gespräche mit Wirtschaftsvertreter*innen stehen ebenfalls am Programm, wichtig ist dabei Greenwashing unter allem Umständen zu vermeiden, weswegen Gruppenfotos mit Entscheidungsträger*innen meist vermieden werden. Auch der Kontakt mit Medien ist essentiell, um die begründeten Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen. Fridays For Future erhält zudem mehr Anfragen für Interviews, Podiumsdiskussionen, Vorträge und Workshops, als in der Regel erfüllt werden können.

Fridays For Future hat das österreichische Parlament dazu gebracht, den Klimanotstand auszurufen

Als überparteiliche Bewegung brachte Fridays For Future alle Parteien zusammen, um gemeinsam ein starkes klimapolitisches Signal zu senden. Mit dem Klimanotstand erkennen die Politiker*innen die Klimakrise als existenzielle Bedrohung für die Menschheit an und verpflichten sich (ohne gesetzliche Bindungswirkung) zu einem Kurswechsel hin zu Klimagerechtigkeit. Bereits beim ersten weltweiten Klimastreik im März 2019 forderte die Wiener Regionalgruppe die Ausrufung eines österreichweiten Klimanotstandes und legte dafür ein Resolutionstext mit konkreten Maßnahmen vor. In den kommenden Wochen und Monaten riefen auf Initiative und mit Unterstützung der Bewegung dutzende österreichische Städte, wie Traiskirchen, und sogar Bundesländer, wie Vorarlberg, den Klimanotstand aus. Durch Großstreiks im Mai und wöchentliche Aktionen konnte der Handlungsdruck der Politik weiter gesteigert werden. Eine eigens eingesetzte österreichweite Arbeitsgruppe von Fridays For Future brachte im Juni 2019 Vertreter*innen aller damaligen Parlamentsparteien (ÖVP, SPÖ, FPÖ, NEOS, JETZT) zusammen und erarbeitete einen finalen Resolutionstext zum Klimanotstand. Dieser wurde im September 2019 kurz vor der Nationalratswahl vom österreichischen Nationalrat nahezu einstimmig (mit Ausnahme der FPÖ) angenommen, inklusive einer mehrstündige Debatte im Parlament. Österreich war das 4. Land in Europa, dass den Klimanotstand ausrief und das erste Land, in dessen Klimanotstands-Resolutionstext konkrete Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz verankert sind. Die Umsetzung der versprochenen Maßnahmen des Klimanotstands ist unverbindlich unddadurch weiter ausständig – hier braucht es 2020 starken Handlungsdruck aus der Zivilbevölkerung.

Fridays For Future hat Klima- und Umweltschutz zum Wahlthema Nr. 1 bei Europawahl und Nationalratswahl gemacht

In den Vorjahren waren geflüchtete Menschen des globalen Südens und nationale Sicherheit die bestimmenden Themen. Die Klimabewegung hat viele Menschen im letzten Jahr für die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts sensibilisiert, sowohl auf den Straßen, als auch in der Wahlzelle. Als überparteiliche Bewegung hat Fridays For Future nicht zur Wahl bestimmter Parteien aufgerufen, sondern die Wichtigkeit faktenbasierter Politik und die Priorität der Klima- und Umweltkrise als politisches Thema in den Vordergrund gestellt. Die Bewegung ruft alle Parteien dazu auf, Klima- und Umweltschutz ernst zu nehmen und Taten statt Worte zu setzen. Alle Wahlumfragen und Wahlanalysen zeigen, dass Klimaschutz bei der Nationalratswahl 2019 in Österreich das wichtigste Wahlkampfthema war. Keine der antretenden Parteien konnte es sich leisten, das Umweltthema nicht aufzugreifen. Fridays For Future Wien setzte noch eins drauf und veranstaltete je eine öffentlich gestreamte Klimaprüfung für die Spitzenkandidat*innen zur EU-Parlaments- und Nationalratswahl 2019. Unterstützt wurden sie von den Scientists For Future, die die Wahlprogramme der Parteien auf “Klimatauglichkeit” analysierten und die Ergebnisse medienwirksam veröffentlichten.

Die großen Klimaschutzbremser und -verzögerer fürchten aufgrund der neuen Stärke und Breite der Klimabewegung um ihr zukunftszerstörendes Geschäftsmodell

Fossile Öl- und Gaskonzerne wussten seit Jahrzehnten, dass ihr Kerngeschäft den Planeten überhitzt und Menschen dadurch sterben – sie entschieden sich bewusst dazu, die Klimakrise nicht aufzuhalten und mutige Klimapolitik mit ihrem Einfluss zu verhindern. Die Ereignisse des letzten Jahres geben erstmals große Hoffnung, dass das Wohl der Gesellschaft bald über einflussreiche Lobbys und Profite gestellt werden könnte. Das weltgrößte Erdölkartell OPEC bezeichnete die Jugend und Klimaktivist*innen passend dazu als die “größte Bedrohung für die Öl-Industrie”. Im März und November versuchte sich die steinzeitlich agierende Industriellenvereinigung mit Inseraten im Greenwashing ihres politischen Lobbyings. Am 29.11. streikten 20.000 Menschen in Wien vor der OMV-Zentrale und hinterließen dem Öl- und Gaskonzern 3 Herzen als Geschenk – die OMV-Aktie ging zeitgleich kurzfristig auf Talfahrt (ein Zusammenhang ist nicht erwiesen). Auch die OMV schaltete im Vorfeld des Streiks, in denen sie ihr Geschäftsmodell zu rechtfertigen versuchte. Vor den Zentralen der Wirtschaftskammern Österreich und Wien streikten Zehntausende, erste Chancen im Klimaschutz werden bereits von der Wirtschaftskammer Wien (WKW) erkannt. Die WKW fordert nun Begegnungszonen in allen Bezirken Wiens und wortwörtlich die “Rückeroberung der Straßen” – ein erster Schritt in Richtung autofreie Stadt Wien?

Fridays For Future hat die größten Klimademonstrationen initiiert, die es in Österreich je gab

Der erste weltweite Klimastreik zählte bereits 30.000 Teilnehmende – für viele junge Menschen war es die erste Demonstration in ihrem Leben und die einzige Möglichkeit, sich effektiv in den demokratischen Prozess einzubringen. Ende Mai demonstrierten 35.000 Menschen mit Greta Thunberg in Wien für Artenvielfalt und Biodiversitätsschutz. Der Earth Strike am 27.09.2019, den über 80 Organisationen und Grupierungen des Klimaprotest-Bündnisses gemeinschaftlich organisiert hatten, streikten 80.000 Menschen in Wien – ungalubliche 150.000 wurden in ganz Österreich gezählt. Die Klimastreiks erreichen unzählige Menschen, die bisher nie oder kaum demonstriert hatten. Allen voran junge Menschen sind mutig und stehen für ihre Zukunft auf. Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher politischer Einstellungen finden sich zusammen, um politische Verantwortung für das entscheidende Thema unserer einzufordern: die Klima- und Umweltkrise.

Ohne Fridays For Future gäbe es keinen EU Green Deal!

Fridays For Future ist eine politische Druckbewegung und appelliert daher bewusst an die Verantwortung jener Menschen, die an den entscheidenden Hebeln für die nötigen, großen Veränderungen sitzen. Man muss klar sagen, dass diesbezüglich bisher viel zu wenig passiert ist und dass die Klimapläne nahezu aller Staaten der Welt nicht ausreichen, um das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Der Nationale Energie- und Klimaplan (NEKP) Österreichs ist das Sinnbild einer alten Politik, die den Umfang des Klimanotfalls nicht verstanden hat. Doch: Die Veränderung kommt, ob ihr es wollt oder nicht! Dänemark hat im Dezember bekanntgegeben, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 70% reduzieren zu wollen – Fridays For Future in Dänemark hatte das zuvor gefordert. Auf EU-Ebene wird der Green Deal verhandelt, der weitgehende Änderungen des Wirtschafts- und Produktionssystems, eine teilweise Agrarwende und massive Umschichtungen von EU-Finanzmitteln von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern verspricht. Netto-Null bis 2050 ist zwar ein unzureichendes Ziel für Klimagerechtigkeit und ein verlässlich stabiles Klima. Doch ohne die millionenstarken Klimaproteste der letzten Monate in der gesamten EU wäre mit Sicherheit kein handfester EU Green im Gespräch. Die EU-Ebene hat wiederum viel stärkeren Einfluss auf die einzelnen Staaten, als man es meist wahrnehmen kann.
Außerdem: 2019 war erst der Anfang. 2020 müssen alle Menschen mit Fridays for Future streiken, um die Politik zum mutigen Handeln zu bringen. Gemeinsam verändern wir diese Welt.

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