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Stillen in der Öffentlichkeit immer noch tabu

Eine aktuelle Umfrage unter mehr als 1.900 Müttern zeigt: Beim Stillen in der Öffentlichkeit hatten über zwei Drittel bereits negative Erlebnisse.

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Stillen ist das Natürlichste der Welt? Nicht, wenn Mama im öffentlichen Raum füttert. Rund 67 Prozent der Befragten erlebten negative Reaktionen auf das Stillen in der Öffentlichkeit. Das und weitere spannende Ergebnisse zeigt die große Still-Umfrage von MAM Babyartikel, bei der mehr als 1.900 Frauen teilgenommen haben.

Knapp drei Viertel der Mütter stillen gerne

Satte 74 Prozent der Befragten stillen oder stillten gerne. Sie tun dies, um die Gesundheit ihres Kindes zu fördern (94,3 Prozent), weil es die Bindung zwischen Mutter und Kind begünstigt (76,5 Prozent) und aus praktischen Gründen „weil man Muttermilch immer dabei hat“ (76,1 Prozent) – so die Top-Gründe. Doch es gibt auch einige Herausforderungen, wie wunde/entzündete Brustwarzen (60,7 Prozent), Milchstau (39,3 Prozent) oder „zu wenig Milch“ (38,2 Prozent), mit denen sich stillende Mamas plagen. Die Hebamme ist hier mit 75,1 Prozent die Ansprechpartnerin Nummer 1, lediglich 10,1 Prozent nehmen eine Stillberaterin in Anspruch. Knapp die Hälfte der Frauen (45,1 Prozent) stillen ihre Babys bis sie sechs bis neun Monate alt sind, jede Fünfte tut dies länger als ein Jahr (19,9 Prozent).

Mumsplaining“: Wenn Füttern zur öffentlichen Agenda wird

Obwohl stillende Mütter laut Angaben überwiegend gerne stillen, gibt es eine Kehrseite: Zwei Drittel (67,2 Prozent) aller Mamas erleben negative Erfahrungen und Reaktionen, wenn sie in der Öffentlichkeit stillen. Jeder Dritten (39,2 Prozent) ist das Stillen in der Öffentlichkeit unangenehm. Eine Teilnehmerin etwa berichtete: „In einem Café kam die Kellnerin zu uns und bewunderte meine süße, drei Monate alte Tochter. Als ich sie kurz danach stillte, nahm die Mitarbeiterin ihre Kollegin beiseite und sagte zu ihr, während sie zu uns schaute ‚Das gibt’s ja wohl nicht. Kann man sowas nicht zu Hause machen?‘“. „Im Rahmen der Umfrage haben wir zahlreiche Erfahrungsberichte von Müttern erhalten, die uns von unaufgeforderten, teilweise sehr übergriffigen Bemerkungen und Ratschlägen erzählten. Egal, ob es um das Stillen oder das Füttern mit dem Fläschchen geht – Mütter sind mit einem regelrechten ‚Mumsplaining‘ konfrontiert“, meint Eline Strobl von MAM Baby Österreich zu den qualitativen Ergebnissen der Umfrage.

Still, still, still – weil jedermann es will

Doch nicht nur Stillende, auch die rund 12 Prozent der Mütter, die nie gestillt haben, stehen unter öffentlichem Druck, wie es mehrere Teilnehmerinnen im Zuge der Erhebung ausdrückten, wie zum Beispiel: „Niemand hat auch nur gefragt, ob ich stillen will oder nicht, es wurde halt erwartet.“; „MeineErfahrung war die, dass die meisten das Flasche geben nicht akzeptieren konnten und das NichtStillen als etwas Schlechtes für das Kind ansehen.“

Weltstillwoche 2022: Aufruf zum „Still-In“

„Die Ergebnisse zeigen, dass Stillen in der Öffentlichkeit noch nicht gesellschaftlich akzeptiert ist und Frauen immer noch mit negativen Reaktionen rechnen müssen – das ist absolut nicht ok und sollte sich schnellstmöglich ändern“, kommentiert Eline Strobl, „Wir möchten daher gemeinsam mit Müttern ein Zeichen setzen und das öffentliche Füttern normalisieren.“ Abgeleitet vom „Sit-In“, dem gewaltfreien Demonstrieren und Aufzeigen von Missständen, ruft MAM daher im Rahmen der Weltstillwoche 2022 zum „Still-In“ auf. Mamas, Stillgruppen, Babytreffs und Co. in ganz Österreich sind eingeladen am 08. August 2022 ein nationales Zeichen zu setzen, indem sie bewusst in der Öffentlichkeit ihr Baby füttern – egal ob mit Flasche oder Brust. Wer Teil der gemeinsamen Aktion sein will, kann sich zudem unter weltstillwoche@himmelhoch.at anmelden.

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