Gesundheit

„Wir plädieren für eine starke Annahme der Impfung“

Experten der Medizinischen Universität Innsbruck über die Bedeutung der Influenzaimpfung und die heikle Frage einer Impfpflicht.

Warum sollte man sein Kind gegen Influenza impfen lassen?
Jürgen Brunner: Kinder können an einer durch Influenzaviren verursachten Atemwegsinfektion erkranken, die zu einem Spitalsaufenthalt führen kann. Die Impfung reduziert Krankenstände und Krankenhausaufenthalte. Man sollte Kinder auch impfen lassen, weil sie Influenza weitergeben und zu so genannten Spreadern werden können, die die Viren verteilen, womit vor allem Risikogruppen gefährdet sind.
Reinhard Würzner: Man verhindert mit einer Impfung ebenso Todesfälle im Kindesalter, denn auch Kinder können an Influenza sterben. In der letzten Saison gab es mindestens neun Todesfälle bei Kindern in Österreich, die auf Influenza zurückzuführen waren. Hinzu kommt die Dunkelziffer.

Spielt die Influenzaimpfung auch im Zusammenhang mit einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus eine Rolle?
Brunner: Ja. Denn im Herbst wird es uns schwerfallen, bei Kindern mit Atemwegsymptomen zu unterscheiden, ob sie an Influenza oder an SARS-CoV-2 erkrankt sind. Zur Beurteilung ist es dann hilfreich, wenn es eine möglichst hohe Durchimpfungsrate mit dem Influenzaimpfstoff gibt. Auch deshalb plädieren wir für eine starke Annahme der Impfung.

Ist eine generelle Impfpflicht für Kinder und Jugendliche Ihrer Meinung nach zu befürworten?
Brunner: Die Einführung einer Impfpflicht ist juristisch und philosophisch umstritten und in der Praxis kaum exekutierbar. Das Thema des Impfens sollte aber nicht davon abhängen, ob man gerade Lust hat, sein Kind impfen zu lassen oder nicht. Denn es ist unser aller Aufgabe, unser Umfeld vor möglichen Erkrankungen zu schützen.
Würzner: Es spricht sehr viel für eine Impfung. Wenn man es nicht tut, tut man seinem Kind nicht nur nichts Gutes, sondern explizit Schlechtes. Dies müsste auch ohne Impfpflicht einsehbar sein.

Hat sich das Bewusstsein in der Bevölkerung für eine Impfung im Zuge der Corona-Krise vergrößert?
Würzner: Das ist zu hoffen. Denn man kann sowohl am Corona- als auch am Influenzavirus erkranken. Durch die Influenzaimpfung kann man sich zumindest gegen eine der beiden Erkrankungen schützen.
Brunner: Ich kann mich heute mit Influenza anstecken – und morgen mit SARS-CoV-2. Das darf man nicht vergessen.

 

Priv. Doz. Mag. Dr. Dipl.oec.med Jürgen Brunner
Department für Kinder- und Jugendheilkunde
Med. Univ. Innsbruck

 

Ao. Univ.-Prof. Dr. Dr. Reinhard Würzner
Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie
Med. Univ. Innsbruck

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