Gesundheit

Foodwatch-Check: Mineralöl-Rückstände in Babynahrung

Säuglingsmilch-Produkte von Nestlé und Novalac sind mit gesundheitsgefährdendem Mineralöl belastet. Das belegen unabhängige Laboranalysen, die die Verbraucherorganisation foodwatch Mitte Oktober 2019 eröffentlicht hat.

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Die Analysen der Verbraucherorganisation Foodwatch brachten Erschreckendes zutage. In Babynahrungsprodukten des Nestlé-Konzerns wurden gesundheitsgefährdende Mineralöl-Rückstände entdeckt, die im Verdacht stzehen, krebserregend zu sein. In Deutschland und Österreich shandelt es sich um die Nestlé-Produkte „Beba Optipro Pre, 800 g, von Geburt an“ und „Beba Optipro 1, 800 g, von Geburt an“ sowie die in Apotheken in Deutschland erhältliche „Novalac Säuglingsmilchnahrung Pre, 400g“.

Verkaufsstopp gefordert

foodwatch forderte Nestlé und Novalac auf, die belasteten Produkte sofort zurückzurufen und die Eltern vor dem Gebrauch der Produkte zu warnen. Unter www.foodwatch.org/de/mitmachen/mineraloel-raus-aus-der-babymilch/ startete foodwatch einen Online-Appell, mit dem Verbraucherinnen und Verbraucher diese Forderung unterstützen können. Zudem forderte foodwatch Handelsketten und Apotheken auf, den Verkauf der Produkte zu stoppen.

„Aromatische Mineralölbestandteile haben in Lebensmitteln nichts zu suchen – schon gar nicht in Produkten für Säuglinge. Gerade bei Lebensmitteln für Neugeborene müssen sich die Eltern absolut darauf verlassen können, dass die Produkte gesundheitlich unbedenklich sind“, erklärte Martin Rücker, Geschäftsführer von foodwatch-Deutschland. „Jeder weitere Tag, an dem Hersteller wie Nestlé ihre mit krebsverdächtigen Mineralölen verunreinigte Babymilch in den Verkaufsregalen stehen lassen, erhöht das Risiko für Neugeborene – das ist vollkommen unverantwortlich. Die Produkte müssen sofort und überall aus dem Verkauf genommen werden.“

Drei unabhängige Labors bestätigten die Kontaminierung

foodwatch hatte drei zertifizierte Labore unabhängig voneinander und mit unterschiedlichen Analysemethoden beauftragt, Babymilch auf Mineralöle untersucht. Von vier in Deutschland eingekauften Produkten waren drei mit krebsverdächtigen aromatischen Mineralölbestandteilen (MOAH) verunreinigt. Nur in einem Produkt – der Nestlé-Säuglingsmilch „Beba Optipro 3, 800g, ab dem 10. Monat“ – waren keine MOAH-Rückstände nachweisbar. Die Analysen zeigten, dass es sich um ungereinigte Mineralöl-Bestandteile handelt. Nach Einschätzung von foodwatch könnten sie von den als Verpackung verwendeten Weißblechdosen auf die Produkte übergegangen sein. Bei deren Produktion werden so genannte Walz- und Schneidöle verwendet. Die Verbraucherorganisation riet Eltern daher, ihren Kindern vorsorglich keine Säuglingsmilch aus Weißblechdosen mehr zu füttern, bis die Hersteller belegen können, dass die Produkte unbelastet sind.

Europaweite Produkttests

foodwatch hatte die getesteten Chargen Ende Juli und Anfang August 2019 eingekauft. Nachdem ein erster Labortest vorlag, beauftragte die Organisation nicht nur eine wiederholte Analyse im selben Labor, sondern zudem auch zwei weitere Laboratorien, um die Befunde zu überprüfen. Die nun vorliegenden Ergebnisse wurden gemeinsam mit Experten analysiert. Neben den vier Produkten aus dem Handel in Deutschland und Österreich hatte foodwatch zwölf weitere Babymilch-Produkte aus Frankreich und den Niederlanden untersuchen lassen. Hier wurden in fünf Fällen aromatische Mineralöle gefunden, unter anderem in Produkten von Danone und Nestlé (in Frankreich) und Hero Baby (in den Niederlanden).

Gesundheitsgefahr durch Mineralöle

Mineralöle zählen zu den größten Verunreinigern des menschlichen Körpers. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA beschreibt besonders die „aromatischen Mineralöle“ (MOAH) als potenziell krebserregend und erbgutschädigend – weshalb solche Rückstände selbst in kleinsten Mengen nicht in Lebensmitteln enthalten sein sollten. Neben Maschinen bei Ernte und Verarbeitung kann auch die Verpackung der Grund für die Mineralöl-Verunreinigung sein. So enthalten zum Beispiel Verpackungen aus Altpapier oft Mineralöle aus Druckfarben, die auf Lebensmittel übergehen können. Bereits 2015 hatte foodwatch in einem internationalen Labortest 120 Lebensmittel wie Nudeln, Reis oder Cornflakes untersuchen lassen – 43 Prozent der Produkte enthielten aromatische Mineralöle.

Obwohl die Gesundheitsgefahren durch Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln seit Jahren bekannt sind, gibt es bisher nicht einmal gesetzliche Grenzwerte. foodwatch fordert daher sichere Grenzwerte für Mineralöle in Lebensmitteln – bei den besonders kritischen aromatischen Mineralölen (MOAH), so die Verbraucherschutzorganisation, müsse eine Null-Toleranz gelten.

Das sind die belasteten Produkte

Deutschland und Österreich

Novalac Säuglingsmilchnahrung PRE 400g
Chargennummer: A5952275
Mindesthaltbarkeitsdatum: 11.03.2020
Belastung mit MOAH: 0,5 mg/kg

Nestlé BEBA OPTIPRO PRE 800 g von Geburt an
Chargennummer: 91120346AA
Mindesthaltbarkeitsdatum: 10/2020
Belastung mit MOAH: 3,0 mg/kg

Nestlé BEBA OPTIPRO 1 800 g von Geburt an
Chargennummer: 9098080621
Mindesthaltbarkeitsdatum: 10/2020
Belastung mit MOAH: 1,9 mg/kg

Niederlande

Neolac Organic 1 Komplette Säuglingsnahrung, 0-6 m
Belastung mit MOAH: 1,6 mg/kg

Hero Baby Nutrasense hypoallergen, 0-6 Monate
Belastung mit MOAH: 0,8 mg/kg

Nutrilon Diätnahrung gegen Kuhmilchallergie 1, 0-6 Monate
Belastung mit MOAH: 1,2 mg/kg

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