Gesundheit

Mehr Lebensqualität für herzkranke Kinder

Eine weltweite Innovation zur mobilen Herzunterstützung wurde erstmals im deutschen Herzzentrum Bad Oeynhausen eingesetzt.

Kind im Spitalsbett

Die kleine Barbare (5) ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, als Dr. Eugen Sandica, Direktor der Klinik für Kinderherzchirurgie und angeborene Herzfehler am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, eine neue Epoche der künstlichen Herzunterstützung für Kinder und Jugendliche einleitete: Der erfahrene Herzspezialist nahm in dieser Woche das weltweit erste und einzige, nur 15 Kilogramm leichte und leistungsfähigste Antriebssystem (Excor® Active, Berlin Heart) für eine mobile Herzunterstützung in Betrieb. Schwer herzkranken Kindern wie Barbare bietet es künftig eine größere Bewegungsfreiheit und eine deutlich verbesserte Lebensqualität.

Großer technischer Fortschritt für kleine Patienten

„Auf diesen riesigen technischen Fortschritt haben wir lange gewartet“, sagt Dr. Sandica, der im Bad Oeynhausener Kinderherzzentrum und Zentrum für angeborene Herzfehler Hand in Hand mit der Kinderkardiologie das gesamte Spektrum der Therapiemöglichkeiten für herzkranke Kinder und Jugendliche anbietet. „Vor allem kleine Patienten mit schwerster Herzschwäche werden oft über lange Zeit in unserer Klinik versorgt. Sie waren bisher auf ein rund 90 Kilogramm schweres Antriebsgerät angewiesen, das die Bewegungsfreiheit enorm einschränkt.“ Die große Konsole muss ständig mit der implantierten Unterstützungspumpe sowie einer Stromquelle in Verbindung bleiben. Nur etwa 30 Minuten kommt das System ohne Strom aus. Es wird eingesetzt, um den Herzmuskel zu entlasten, bis sich das kranke Herz wieder erholen kann. In den meisten Fällen dient es jedoch dazu, das Herz vor einem Pumpversagen zu retten und die Wartezeit bis zu einer Herztransplantation zu überbrücken.

Kleine Herzpatienten werden mobil

Den Wechsel von Barbares großem Antrieb auf das neue mobile System hat Dr. Sandica auf der Intensivstation des Kinderherzzentrums durchgeführt. Das Mädchen wurde mit einer erblich bedingten Herzmuskelerkrankung geboren und wartet seit fast vier Monaten in Bad Oeynhausen auf ein Spenderherz. Seit Anfang Januar ist es auf auf eine künstliche Herzunterstützung angewiesen. Mit dem neuen System durfte Barbare schon erste kleine Ausflüge auf der Station unternehmen. Zudem wird sie im Kinderherzzentrum auch physiotherapeutisch betreut.

Im größten Herztransplantationszentrum Deutschlands in Bad Oeynhausen sind die Erfahrungen mit den künstlichen Herzpumpen (Ventricular Assist Devices – VAD) bei Kindern und Jugendlichen besonders gut: 47 dieser Berlin Heart Systeme haben Dr. Eugen Sandica und sein Team bereits bei Kindern im Alter von 0 bis 16 Jahren implantiert, die längste Unterstützungszeit lag bei 619 Tagen. Fast alle Kinder konnten erfolgreich transplantiert werden. Bei acht Patienten führte die Therapie zur Erholung des Herzens. Die Bad Oeynhausener Statistik zeigt dabei eine hervorragende Überlebensrate von 93 Prozent bei den eingesetzten Berlin-Heart-Kinderherzpumpen. Damit gehört das Klinikum in Bad Oeynhausen zu den weltweit erfolgreichsten Therapiezentren.

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