Bildung

Die Angst vor Prüfungen

Für viele Schüler sind Prüfungssituationen etwas sehr Unangenehmes. Die Angst zu versagen nimmt dabei überhand, sorgt für Stress und blockiert die Gedächtnisleistung.

Steht in der Schule ein Test oder eine Schularbeit an, ist es ganz normal, wenn Schüler etwas nervös sind. Manchmal spornt diese Anspannung uns sogar an, eine bessere Leistung zu bringen. Wenn ein Schüler jedoch große Angst hat, bei einer Prüfung zu versagen oder schlechte Noten zu bekommen, steigen die Anspannung und der innere Druck enorm. Prüfungsangst kann einen im entscheidenden Moment lähmen und die Gedächtnisleistung blockieren. Die gelernte Information kann nicht gut verarbeitet und abgerufen werden. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu einem Blackout führen. So entsteht ein Teufelskreis, denn schlechte Erfahrungen fördern die Angst zu versagen. Prüfungsangst kann sich bereits im Alter von acht bis elf Jahren herauskristallisieren. Untersuchungen haben ergeben, dass rund 15 Prozent der Schüler und Erwachsenen davon betroffen sind.

Symptome von Prüfungsangst

Prüfungsangst äußert sich durch Symptome wie kalter Schweiß, Übelkeit oder einem flauen Gefühl im Magen, Darmprobleme, Herzrasen und Denkblockaden oder Blackouts. Betroffene können plötzlich nicht mehr atmen oder die Stimme versagt.

Doch weshalb reagiert der Körper auf
diese drastische Art auf eine Prüfungssituation? „Prüfungssituationen werden als etwas Anstrengendes und Unangenehmes wahrgenommen. Es entsteht das Gefühl, sich wehren zu müssen, um aus dieser Situation herauszukommen. Die Grundwahrnehmung, das ist etwas Anstrengendes für mich, stimmt zwar, aber die Deutung stimmt nicht. Das Kind deutet Gefahr, die Psyche ist auf Alarmsituation und es beginnt zu kämpfen. Stresshormone wie Adrenalin werden ausgeschüttet, das Kind befindet sich
unter Höchststress und Anspannung. Um aus dieser Situation herauszukommen, muss das Kind erkennen, dass eine Schularbeit zu schreiben keine gefährliche Situation ist. Die Aufregung vor der Schularbeit oder beim Zurückbekommen der Schularbeit ist normal, aber der Umgang damit gehört begleitet“, erklärt Karoline Wekerle, Klinische und Gesundheitspsychologin und Diplompädagogin.

Mangelndes Selbstvertrauen

Eine der Hauptursachen für Prüfungsangst ist mangelndes Selbstbewusstsein. Durch schlechte Erfahrungen baut sich ein negativer Denkmechanismus auf. Wekerle: „Gedanken machen Gefühle, Gefühle machen eine gewisse Verhaltensleistung und die ist dann eingespeichert. Negative Gedanken wie ,Ich kann das sowieso nicht‘ oder ,Ich werde wieder versagen‘ kommen bei den Betroffenen auf. Diesen Denkmechanismus muss man umdrehen und lernen, statt der Negativzuschreibungen etwas Positives zu finden, wie ,Es muss nicht immer ein Einser sein‘ oder ,Ich habe brav gelernt‘. Man kann sich selbst beruhigen, indem man lernt seine Gedanken zu steuern und keine negativen Gedanken zuzulassen.“

Eine gewisse Grundangst sollte akzeptiert werden, denn diese ist normal. Wichtig ist allerdings, den Grad der Angst nicht noch zu steigern. Um Prüfungsangst zu überwinden muss man nicht lernen die Angst zu verdrängen, sondern besser damit umzugehen und sie nicht die Überhand gewinnen zu lassen.

Unterstützung durch die Eltern

Eltern sollten in dieser Situation ihr Kind nicht alleine lassen und es unterstützen. Gemeinsam kann man an Strategien arbeiten, wie sich das Kind für die nächste Prüfung besser vorbereiten kann. Mit einfachen Tricks kann das betroffene Kind zum Beispiel lernen, sich selber zu beruhigen und sich nicht in eine Panik hineinzusteigern. Diese einfachen Tricks sind: ruhig atmen, sich auf den Atem zu konzentrieren, sich Mut zusprechen, damit sich diese Blockade auflöst. „Das wichtigste ist, dass das Kind selber handlungsfähig ist und weiß, dass es kein willenloses Objekt ist, das nichts gegen die Angst tun kann, sondern sich auch selber stärken kann. Es kann zum Beispiel einen Mutspruch verwenden wie ,Habe ich Mut, wird alles gut‘. So können Betroffene die Situation für sich selbst gut beeinflussen“, so Karoline Wekerle. Auch Tricks beim Lernen, wie das Erstellen eines Lernplans, können helfen, die Lerneinheiten besser zu organisieren und so einiges an Stress zu vermeiden. Denn manchmal fühlen sich Schüler von einem riesigen Berg an Lernstoff überfordert. Und nicht jeder hat das Talent, sich den Lernstoff richtig einzuteilen und die richtige Lernmethode zu finden. In dieser Situation hilft es, einen Lernplan zu erstellen und klare Lernziele zu formulieren. Ein Erfolgstagebuch zu führen ist ebenfalls hilfreich. Darin wird alles aufgeschrieben, was in der Schule oder beim Lernen gut gelungen ist – ob ein Aufsatz, eine Wortmeldung im Unterricht, das Erreichen eines Lernzieles usw. Diese Erfolgsmeldungen stärken das Selbstvertrauen.

Kind nicht unter Druck setzen

Eltern wollen natürlich das Beste für ihre Kinder – dazu gehören auch gute Noten und Erfolg in der Schule. Dabei sollten sie jedoch darauf achten, nicht zu viel Druck auf ihre Kinder auszuüben. Denn wenn es mit den guten Noten nicht klappt, entstehen vielleicht Scham oder Verzweiflung und ein Gefühl von „Ich bin nicht gut genug, Ich bin ein Versager“. Es gilt auch darauf zu achten, dass Kinder sich nicht selbst unter Druck setzen, um den eigenen Erwartungen oder den Erwartungen der Eltern gerecht zu werden.

Jedes Kind hat eigene Stärken und Begabungen, diese auch dem Kind gegenüber zu würdigen, hilft das Selbstvertrauen nach einer misslungenen Prüfung wieder aufzubauen. „Eltern sollten ihren Nachwuchs auch beim selbständigen Lernen unterstützen und ihm Hilfe zur Selbsthilfe geben. Das Kind nicht über- oder unterfordern. Es soll keine Angst vor einem Misserfolg entwickeln. Wenn das Kind weiß, die Eltern regen sich auf, wenn ich die Leistung nicht bringe, erhöht das natürlich den Druck. Strafen oder Ärger bei schlechten Noten sind kontraproduktiv, denn sie erhöhen die Angst nur noch. Richtig ist, das Kind frühzeitig zu unterstützen und ihm eine Lernförderung zu geben und sich mehr Zeit für das Kind zu nehmen.“

10 Tipps damit die Prüfung gelingt

1. Selbstbewusstsein stärken: Mangelndes Selbstbewusstsein ist eine der Hauptursachen für Prüfungsangst.

2. Lernen, richtig zu lernen: Nicht jeder lernt gleich. Wenn man seinen Lerntyp kennt, kann effektiv gelernt werden.

3. Prüfungsvorbereitung: Je besser die Vorbereitung, desto entspannter kann man in die Prüfung gehen.

4. Lernplan und Ziele: um den Lernstoff zu bewältigen hilft es, einen Lernplan zu erstellen und klare Ziele zu formulieren.

5. Positiv denken: Keine negativen Gedanken zulassen, am besten einfach ablenken.

6. Kein Lernen unmittelbar vor
der Prüfung: Wer alles kurz vor der Prüfung nochmal durchgeht, steigert höchstens seine Nervosität und erhöht den psychischen Druck.

7. Entspannungs- und Atemübungen: Sie führen zu körperlicher Entspannung und zu mehr
Ruhe und Gelassenheit in der Prüfungssituation.

8. Die einfachsten Aufgaben zuerst lösen: Das Schwierigste zuerst hinter sich bringen zu wollen kann viel Zeit und Nerven kosten. Zuerst also die Aufgaben lösen, bei denen man sich sicher ist.

9. Ein Erfolgstagebuch führen: Darin wird alles aufgeschrieben, was gut gelungen ist wie z.B. ein guter Aufsatz, eine kluge Wortmeldung im Unterricht.

10. Prüfung simulieren: Vielen hilft es, die Prüfungssituation einmal durchzuspielen.

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