Jennifer Frühwirth, Fachärztin für Kinderrheumatologie am SMZ Ost – Donauspital in Wien, über die Auswirkungen von kindlichem Rheuma.

Was ist kindliches Rheuma?
Rheuma bei Kindern oder Juvenile idiopathische Polyarthritis (JIA) ist eine Entzündung der Gelenke und wird Arthritis genannt. Eine JIA entsteht vor dem 16. Lebensjahr und dauert mindestens 6 Wochen an. Es gibt unterschiedliche Formen, das Hauptunterscheidungsmerkmal ist die Anzahl der erkrankten Gelenke und ob auch andere Organsysteme betroffen sind. Die Krankheit verläuft chronisch und schubhaft – es kann also ein Kommen und Gehen der Symptome beobachtet werden.

Wie wird die Diagnose gestellt?
Durch Untersuchung der Gelenke können Bewegungseinschränkungen und Entzündungen erfasst werden. Es werden auch Blutuntersuchungen und Ultraschall der Gelenke durchgeführt. Für die Diagnose „kindliches Rheuma“ ist ebenso die Dauer der Symptome relevant, denn manche Entzündungen zeigen sich nur zeitweise und verschwinden auch ohne Therapie wieder.

Welche Symptome treten auf und sollen Eltern aufmerksam machen?
Meist tritt eine deutliche Schwellung des betroffenen Gelenks auf, häufig ist eine Überwärmung zu spüren und selten auch eine Rötung. Das betroffene Kind klagt über Schmerzen und nimmt eine Schonhaltung ein. Gerade bei kleinen Kindern sollten die Eltern auf verändertes Verhalten achten. So möchte das Kind oft wieder getragen werden. Oder es zeigt sich Morgensteifigkeit. Nach dem Aufstehen in der Früh dauert es 10 Minuten bis der Bewegungsablauf wieder rund läuft, bis dahin erinnert das Gangbild an das eines Roboters.

 

„Kindliches Rheuma ist heute gut behandelbar.“
Dr. Jennifer Frühwirth
SMZ Ost – Donauspital, Wien

Wie läuft die Therapie ab?
Rheuma ist eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift. In der Regel wird als erster Schritt eine entzündungshemmende Behandlung eingeleitet. Sind wenige Gelenke betroffen, empfiehlt sich die Verabreichung von Cortison direkt in die entzündeten Gelenke. Bei ausgeprägtem Krankheitsbild muss mit einer Basismedikation begonnen werden. Ergänzend zu den medikamentösen Maßnahmen emp-fiehlt sich Physio- und Ergotherapie, außerdem sollten die überwärmten Gelenke mehrmals täglich gekühlt werden.

Was beeinträchtig die Kinder am meisten?
Akut entzündete Gelenke sollten nicht belastet werden – also keine Teilnahme am Turnunterricht und gelenksschonende Freizeitaktivitäten. Sobald die akute Entzündung vorbei ist, darf jedoch wieder alles gemacht werden. Mit der Krankheit gehen auch regelmäßige Arztkontrollen und Blutabnahmen einher. Das ist für die Kinder natürlich eine Belastung. Und der terminliche Aufwand durch alle nötigen Arztbesuche und Erledigungen für die ganze Familie darf nicht unterschätzt werden. Leider gibt es in Österreich viel zu wenige Psychotherapieplätze für Kinder.

Wie können Eltern unterstützen?
Eltern begleiten in den ersten Jahren ihre Kinder regelmäßig zu den vielen Kontrollen und sind für die Verabreichung der Medikamente, oft auch Spritzen, zuständig. Mit zunehmendem Alter des Kindes gilt es jedoch auch die Selbstverantwortung zu stärken. Ich sehe Patienten ab 16/17 Jahren auch gerne ohne Begleitung der Eltern in der Ambulanz.

Wie können betroffene Kinder den anderen am besten vermitteln, dass sie krank sind?
Das „Gute“ am Rheuma ist, dass es sichtbar ist. Ein dickes Knie kann man herzeigen. Auch mit dem Begriff „Schmerzen“ können Kinder relativ früh etwas anfangen. In der Regel erfassen jedoch auch Jugendliche schwer, was es bedeutet chronisch krank zu sein, regelmäßig Medikamente zu nehmen und ärztliche Kontrollen zu benötigen.

Wie stehen die Heilungschancen?
Mit den neuen Medikamenten, die uns seit circa 20 Jahren zur Verfügung stehen, können wir die Krankheit mittlerweile sehr gut unter Kontrolle bringen. Schwere Gelenksfehlbildungen, wie man sie früher gesehen hat, treten bei adäquater Therapie nicht mehr auf. Aber wir haben keine „heilenden“ Medikamente, sondern können die Krankheit nur in Schach halten. Setzen wir die Therapie ab, kommen die Beschwerden oft wieder.

Meist wird Rheuma als „Alte-Leute“-Krankheit gesehen. Dabei können bereits Kinder an Gelenksschmerzen leiden. Wie wird die Erkrankung bei ihnen diagnostiziert, welche Therapien kommen zur Anwendung und wo finden Eltern Unterstützung?

„Mama, mir tut der Fuß so weh“, sagt die kleine Marie, 3, und weint. In letzter Zeit war sie oft müde, hatte zu nichts Lust und konnte in der Früh manchmal kaum aufstehen. Ihre Mutter dachte sich zunächst nichts dabei. Christina, 4, hinkt plötzlich ein wenig und klagt über Schmerzen. Ihr Knie ist geschwollen und die Eltern konsultieren den Hausarzt. Der kann aber nichts finden.

Bea, 2, ist stolz, dass sie schon laufen kann. Doch plötzlich will sie wieder getragen werden. Bei all diesen Kindern wird – oft nach einer endlosen Odyssee von Arzt zu Arzt – schließlich Rheuma diagnostiziert. Rheumatische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind häufiger, als den meisten Menschen – auch Ärzten – bekannt ist. So kann bis zur richtigen Diagnose oft wertvolle Zeit verstreichen. Umso wichtiger ist es, frühe Anzeichen zu erkennen.

Welche körperlichen und psychischen Escheinungen können auf eine rheumatische Erkrankung Ihres Kindes hinweisen?

Folgende Auffälligkeiten sind möglich: Schwellung, Schmerzen, Überwärmung eines oder mehrerer Gelenke, Hinken, Laufverweigerung, ungewöhnliches Greifen, Ihr Kleinkind will plötzlich wieder getragen werden, obwohl es schon laufen kann, unklare, länger andauernde Hautausschläge mit oder ohne Fieber, Fieberschübe unklarer Ursache, bei Schulkindern Fersen- oder Rückenschmerzen, Minuten bis Stunden andauernde „Morgensteifigkeit“ von Gelenken. Lehnt Ihr Kind Speisen ab, die kräftiges Kauen erfordern, kann dies auf eine Entzündung der Kiefergelenke hindeuten.

Entzündlich rheumatische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind nicht immer leicht zu erkennen. Denn neben der Entzündung der Gelenke können auch gelenknahe Strukturen wie Sehnen, Sehnenscheiden und Schleimbeutel betroffen sein, genauso wie die Augen. Aber auch Verhaltensänderungen der Kinder, wie nicht mehr gehen wollen, Stimmungsschwankungen oder Leistungsminderung können auf Rheuma hinweisen. Im Verlauf zeigen sich oft neue Beschwerden an Gelenken, der Haut oder den inneren Organen, so dass eine regelmäßige kinderrheumatologische Überwachung sinnvoll ist. Bei kindlichem Rheuma handelt es sich nicht um „Erwachsenen-Rheuma“, sondern um eine eigene Form der chronischen Erkrankung, von der rund 1.600 Kinder und Jugendliche in Österreich betroffen sind und circa 120 pro Jahr neu daran erkranken. Da im Kindesalter aus verschiedenen Gründen Gelenkschmerzen auftreten können, ist die Diagnose oft schwierig.

 

„Kinder und ihre Angehörigen lieben unsere jährliche Therapiewoche.“

Karin Formanek
Gründerin des Vereins „RHEUMALIS“

Welche Ursachen hat kindliches Rheuma?

Auch wenn genetische Faktoren, Erkrankungen in der Familie, Infektionen und andere Auslösemechanismen in Betracht gezogen werden können, ist die eigentliche Ursache des Rheumas im Kindes- und Jugendalter unbekannt. Daher nennt man diese Erkrankungen auch: „Juvenile idiopathische Arthritis“ was bedeutet: kommt bei Kindern und Jugendlichen vor, Ursache ist unbekannt, Gelenkentzündung. Mädchen sind deutlich häufiger betroffen als Buben.

Wie sieht die Prognose bei dieser Erkrankung aus?

Kinderrheumatologin Frühwirth: „Sie kann spontan oder in der Pubertät verschwinden, aber auch ein Leben lang bestehen.“ Für gesunde Kinder ist Spielen und Toben selbstverständlich. Wenn Ihr Kind an Rheuma erkrankt ist, sind diese Aktivitäten oftmals mit Schmerzen verbunden. Einer der größten Wünsche der Kinder ist es, mit anderen zu spielen, Sport zu treiben und Spaß zu haben, ohne schnell müde und kraftlos zu werden. Karin Formanek aus Wien ist einen ganz besonderen Weg gegangen und hat 2004 aus eigener Betroffenheit den Verein „RHEUMALIS“ gegründet: „Mein Sohn hat mit 8 Jahren die Diagnose JIA erhalten und ein Jahr später waren wir in der Kinderrheumaklinik in Garmisch Partenkirchen. Dort hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, mich mit anderen Eltern auszutauschen, was für mich sehr bereichernd und wichtig war. Ich habe auch erfahren, was in Deutschland alles für betroffene Kinder gemacht wird. So eine Möglichkeit gab es in Österreich nicht, und deshalb habe ich mich entschlossen, „RHEUMALIS“ zu gründen.

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Kinder und ihre Familien im Umgang mit der Rheuma Erkrankung zu unterstützen. So stehen wir ihnen von Anfang an zur Seite, um den ersten Diagnoseschock zu mildern. Außerdem betreiben wir Aufklärung über Kinderrheuma in der Öffentlichkeit, in Schulen und Kindergärten. Wir wollen klarmachen, dass es sich dabei um eine unheilbare, chronische Erkrankung handelt, und nicht um das „Zipperlein“ alter Menschen. Unser Anliegen ist es auch, Ärzte für kindliches Rheuma zu sensibilisieren und die Eltern auf erste Anzeichen hinzuweisen. Natürlich arbeiten wir mit Medizinern und Therapeuten zusammen. „RHEUMALIS“ bietet Einzelberatungen, Gruppentreffen, Informationsmaterial, eine ausführliche Homepage und Aufklärungsvideos. Wir sind immer erreichbar und haben ein offenes Ohr für alle Anliegen der Kinder und ihrer Eltern.

Ein absoluter Höhepunkt ist unsere jährliche Intensivtherapiewoche für Betroffene und ihre Familien. Kinder, Eltern und Geschwister können dort Erfahrungen austauschen, erhalten psychologische Hilfe und haben auch viel Spaß. Es gibt Elterntage, Jugendtage und Therapietage – in Coronazeiten verstärkt online. Als Gründerin von „RHEUMALIS“ freue ich mich natürlich besonders, dass das Angebot so extrem gut angenommen wird.“

Wenn Ihr Kind von Rheuma betroffen ist, unterstützen Sie es mit guten Gesprächen, liebevoller Zuwendung und wenn nötig auch mit professioneller Hilfe.

Wie hat sich gezeigt, dass Lara etwas fehlt?
Jürgen: Mit einem Jahr bemerkten wir, dass ihr rechtes Knie angeschwollen war, sie schlief unruhig und weinte oft. Es war ein langer Weg von Arzt zu Arzt, bis wir schließlich Gewissheit hatten: Lara litt an Rheuma. Als wir die Diagnose erfuhren, ging es uns sehr schlecht. Wie würde das Leben für Lara und uns nun weitergehen? In der Folge waren dann auch ihr anderes Knie, die Knöchel, der Kiefer und die Finger betroffen und sie musste ständig Medikamente nehmen. Mit drei Jahren wurde es ganz schlimm. Sie wollte gehen und sagte plötzlich „Papa, ich kann mich nicht mehr bewegen!“ Sie hatte unglaublich starke Schmerzen und es stellte sich heraus, dass Rheuma auch die Halswirbelsäule befallen hatte. Es kann nun immer wieder passieren, dass sie solche Schübe erleidet. Seit 2019 muss sie einmal die Woche eine Spritze bekommen.

Tut das weh, Lara?
Lara: Ja, es brennt ziemlich. Aber manchmal habe ich Glück und es tut nicht so stark weh.

Wie geht es dir denn überhaupt mit der Krankheit?
Lara: Cool ist es nicht.

Was darfst du denn wegen der Erkrankung nicht machen?
Lara: Ich darf zum Beispiel nicht Trampolin springen und mich nie überanstrengen.

Wie verhalten sich denn die anderen Kinder dir gegenüber? Machen sie manchmal dumme Bemerkungen?
Lara: Nein, die sind eh alle nett. Aber wenn sie das tun würden, wäre ich schon ein bissi traurig.

Wie sind denn die Heilungschancen?
Jürgen: Es kann spontan heilen, in der Pubertät oder gar nicht. Das weiß niemand.

RAT UND HILFE

Für Betroffene, Geschwister und Eltern: Verein „RHEUMALIS“
www.rheumalis.org

Manche Eltern lassen ihren Töchtern gleich nach der Geburt Ohrlöcher stechen. Rechtlich gesehen handelt es sich dabei um Körperverletzung. Ab welchem Alter sollten Kinder Ohrringe haben dürfen?

Im Süden Europas, vor allem am Balkan, ist es eine Selbstverständlichkeit. Babys können oft noch nicht krabbeln, haben aber bereits Ohrstecker in den Läppchen. In Osteuropa verlassen Mädchen mancherorts gleich die Geburtsstation mit sterilen Fäden im Ohr und bekommen zur Taufe goldene Ohrringe. In Mitteleuropa prallen diesbezüglich Welten und Sichtweisen aufeinander: Über die „Glatzköpfe mit Ohrringen“ (so eine fassungslose Mutter in einer Online-Debatte) reagieren Eltern der „Durchlöcherten“ ihrerseits mit Verwunderung und können selbst nicht verstehen, dass es andere Zeitgenossen überhaupt wert finden, darüber zu reden.

„Natürlich ist es eine gewisse Art von Körperverletzung, vor allem aber extrem stillos“, urteilte der Schriftsteller Martin Amanshauser, selbst Vater von zwei ungepiercten Söhnen, in einer Online-Diskussion. Das mag aufs Erste vor allem geschmäcklerisch wirken. Doch es ist mehr als eine Stilfrage und nicht bloß ein vernachlässigbarer Unterschied kultureller Prägung oder schlicht „anderer Geschmack“ – als ob man ein Baby für Porträtfotos mit Pomp und Rüschen auf Rosenblättern inszeniert oder doch lieber im schlichten Strampler. „Das Durchstechen von Ohrläppchen, um einen Ohrstecker anbringen zu können, stellt zweifellos eine nicht ganz unerhebliche Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit dar und erfüllt damit das Tatbestandsmerkmal der Körperverletzung nach § 83 Strafgesetzbuch“, stellte der renommierte Rechtswissenschaftler und Universitätsprofessor Klaus Schwaighofer von der Universität Innsbruck vor ein paar Jahren in einem Kommentar für die Zeitung „Die Presse“ klar. Damals wurde das Thema erstmals breit in der Öffentlichkeit diskutiert und erläutert, ob sich Ärzte oder Juweliere strafbar machen, wenn sie auf Wunsch des Kindes oder eines Elternteils ein Loch ins Ohr stechen lassen. Endgültig beantwortet wurde diese Frage nicht. Das liegt daran, dass es an Präzedenzfällen fehlt und es bislang diesbezüglich keine Notwendigkeit einer Gerichtsentscheidungen gab. Wo kein Kläger, da kein Richter.Ausgeschlossen werden kann allerdings nicht, dass sich Ohrlochstechende strafbar machen und es in Zukunft auch zu Klagen kommt.

Entspricht einem Piercing: das Stechen eines Ohrlochs

Prinzipiell ist das Stechen eines Ohrlochs eine Form von Piercing. Das Durchstechen von Körperteilen stellt nicht nur einen Eingriff in die körperliche Integrität eines Menschen dar, sondern ist außerdem mit gewissen Risiken verbunden. „Der Eingriff birgt ein gewisses Komplikationsrisiko in sich (Infektionen), auch wenn er mit der Beschneidung eines Knaben gewiss nicht vergleichbar ist“, meint Rechtsprofessor Schwaighofer. Ihm zufolge handle es sich sogar um eine Körperverletzung mit Vorsatz: „Dem Arzt, dem Juwelier, den Eltern kommt es gerade darauf an, dass das Ohrläppchen durchbohrt wird und ohne eine kleine Wunde (und Zufügung von Schmerzen) lässt sich das nicht bewerkstelligen.“ In Deutschland positionierte sich auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) eindeutig: „Ohrlochstechen, Tätowierungen und Piercings bei Minderjährigen sind aus unserer Sicht Körperverletzung.“ Gerade bei Kleinkindern wären Ohrringe ohnehin eher Schmuck für die Eltern.

Kind soll später selbst entscheiden

„Einem Kind, das davon noch keinen Begriff hat, das nicht weiß, was da auf es zukommt, zur Befriedigung eines Bedürfnisses der Eltern unnötige Schmerzen zuzufügen – für mich ist das eine Erschütterung des Urvertrauens durch die Eltern“, meint Lisa Mayr, Mutter einer Tochter im Volksschulalter. „Und ich empfinde es wirklich als verstörend, dass das nicht Common Sense ist und dass es an Bewusstsein für die kindliche Psyche mangelt – und dafür, wo Überbegriffe beginnen.“

„Ich möchte meiner Tochter die Entscheidung später einmal selber überlassen“, sagt A. D., Mutter der 3-jährigen C., „deswegen würde ich ihr niemals in diesem Alter Ohrlöcher stechen lassen, geschweige denn als Baby. Einerseits wegen der Schmerzen oder Komplikationen, die entstehen könnten, andererseits weil das Ohrlochstechen mit der besten Freundin im Jugendlichenalter doch ein tolles Event sein kann.“ Dass auch das eigene Geschmacksempfinden mit für diese bewusste Entscheidung verantwortlich ist, gesteht sich D. selbstkritisch ein: „Vielleicht würde ich aber auch anders darüber denken, wenn mir selbst als Mutter Ohrringe bei Babys und Kleinkindern gefallen würden.“

Rechtlich ist A. D. damit jedenfalls auf der sicheren Seite. Wie sie damit umgehen würde, sollte die Tochter in ein paar Jahren im Volksschulalter auf das Stechen von Ohrlöchern drängen, weiß sie allerdings nicht. Ethisch wird es hier besonders interessant, weil hier das Elternrecht im Sinne des Kindeswohls zu berücksichtigen ist – und es sich beim Stechen von Ohrlöchern eher um keinen schwerwiegenden Eingriff handelt. „Je harmloser ein Eingriff ist, desto eher ist die Einwilligungsfähigkeit von Kindern gegeben“, so Jurist Klaus Schwaighofer. „Für das Ohrläppchenstechen wird man bei Kindern ab dem Schulalter eine ausreichende Einsichtsfähigkeit annehmen können, sodass in diesen Fällen keine zusätzliche Einwilligung des gesetzlichen Vertreters notwendig ist.“

Bei Babys kann das Stechen strafbar sein

Bei jüngeren Kindern seien nur Eingriffe erlaubt, die dem Wohl des Kindes dienen. „Das kann man beim Durchstechen der Ohren freilich im Allgemeinen nur dann annehmen, wenn das Kind den Eingriff selbst wünscht“, so Schwaighofer in seiner Stellungnahme. Das heißt: Wünschen sich Kinder im Vorschulalter aktiv Ohrstecker oder Ohrringe, dann haben einwilligende Eltern und Erziehungsberechtigte nichts zu befürchten. Und ab welchem Alter ist von einem bewussten Wollen auszugehen? „Einen solchen Willen kann das Kind frühestens mit dem Kindergartenalter, eher erst ab vier oder fünf Jahren entfalten“, meint der Innsbrucker Jurist. An Babys könne das Stechen eines Ohrlochs deshalb trotz Zustimmung der Eltern strafbar sein – weil es als Eingriff in die Unversehrtheit nicht dem Kindeswohl dient.

Gefahren beim Ohrlochstechen

– Nickel-Allergie:
Nickelallergien sind weit mehr als nur mühsam, da sich Nickel im Alltag schwer vermeiden lässt und in Türklinken ebenso zum Einsatz kommt wie in Münzen, Scheren, Reißverschlüssen oder chirurgischen Implantaten. Theoretisch dürfen Ohrstecker nur mehr geringste Mengen an Nickel enthalten. Ist ausgelobt, dass ein Schmuckstück an der „Oberfläche nickelfrei“ ist, birgt dessen Oberflächenlackierung die Gefahr, sich aufzulösen. Auch das kann Allergien auslösen.

– Krankheitserreger:
Ohrlochpistolen arbeiten nicht besonders sauber und schädigen das Gewebe. Es heilt erschwert – und beim Schießen der Ohrlöcher besteht die Gefahr, dass Krankheitserreger in die Wunde(n) gelangen. Am sichersten ist das Stechen mit einer sterilisierten Nadel, die nur einmal zum Einsatz kommen darf.

– Verschlucken:
Je kleiner ein Kind, desto größer die Gefahr, dass herausgefallene Kleinteile von Ohrsteckern verschluckt werden. Obacht: Auch Schmuckstücke von Eltern oder größeren Geschwistern können verschluckt werden (und finden sich nur mit Glück in der Windel wieder…)

Mountainbiken, Rennrad fahren, Kunstrad,... - es gibt viele Möglichkeiten auf zwei Rädern unterwegs zu sein. Auch Radball gehört dazu.

Was das ist? Spieler*innen zweier Teams fahren auf speziellen Rädern und versuchen mit Vorder- oder Hinterrad den Ball ins Tor zu bekommen.

Es verlangt großes Geschick und radfahrerisches Können, denn die Spieler*innen dürfen während eines Spieles mit ihren Füßen nicht auf dem Boden ankommen. Zudem ist eine schnelle Reaktion gefragt.

Weitere Regeln: Der Ball, der etwa so groß wie ein Handball, aber ein wenig schwerer, ist, darf – mit Ausnahme des Tormanns – nicht mit den Händen berührt werden. Geschossen wird er mit dem Rad oder dem Kopf. „Beim Radball werden Konzentrationsfähigkeit, Schnelligkeit, Technik und Orientierung auf dem Spielfeld trainiert“, erklärt Angela Feurstein vom RV Dornbirn, der selbst Radball anbietet. Außerdem fördert der Sport die Teamfähigkeit und die Koordination.

Und ja, der Sport ist auch schon etwas für die Kids. Ab 6 Jahren kann mittrainiert werden. Beste Voraussetzung dafür: der Spaß am Radfahren. Der Fokus im Training liegt daher auch auf viel Abwechslung. Die körperliche Fitness wird gesteigert. Besonders die Beinmuskulatur wird aufgebaut und speziell durch das Schießen des Balles über das Rad auch die Muskulatur des Oberkörpers.

Auch, wenn die Sportart nicht so weit verbreitet ist, ist Österreich hier international sehr erfolgreich unterwegs.

Ihr seid neugierig geworden? Dann holt euch weitere Infos beim RV Dornbirn – Dornbirner Radfahrerverein 1886.

Weitere Sportangebote findet ihr auf der Website der SPORTUNION.

ZEIT für MICH! ZEIT für meine LIEBEN!

Die Kesselgrubs Ferienwelt, dem Gartenhotel mit privatem solarbeheiztem Badesee für Familien und Pferdefans nahe der Therme Amadé! Entspannen Sie in einem gemütlichen Wohlfühlnest an unserem privaten Badesee mit Blick in die sattgrüne Bergwelt des doppelten Ferienparadieses Altenmarkt-Zauchensee. Entdecken Sie die erlebnisreichen Spielberge wie den Geisterberg, Wagraini, Flories Pfad, die Gnadenalm – Alles Alm….um nur einige von den familienfreundlichen Erlebniswanderungen zu nennen! Reiten, Wandern, Golfen, Fischen, Radfahren oder ein Besuch unzähliger Ausflugsmöglichkeiten wie die Burg Hohenwerfen, die Liechtensteinklamm, Wildpark Untertauern, Zoo Salzburg….. Spazieren Sie direkt mit Kinderwagen oder ohne an der Enns los und bummeln durch den netten Einkaufsort Altenmarkt mit unzähligen Geschäften wieder zu uns zurück! Ein Einkaufserlebnis der ganz besonderen Art!

Ob im 4-Sterne Familienhotel mit All.Inclusive.Schlemmerpension. oder in den großzügigen Ferienwohnungen mit Selbstverpflegung, ob Sommerfreuden oder Wintergenuss: Kesselgrubs Ferienwelt verwöhnt zu jeder Jahreszeit mit kulinarischen Genuss-Momenten, familiärer Atmosphäre und gelebter Herzlichkeit! Die Tierliebhaber unter den Kleinen werden von Kesselgrubs Pferdewelt begeistert sein. Im Rahmen der Kinderbetreuung kann erste Erfahrung im Umgang mit Pferden gesammelt werden. Selbstverständlich kann in Reitstunden auch das freie Reiten erlernt oder das Können der kleinen Reitprofis verbessert werden. In Kesselgrubs Streicheltierwelt kommen alle Entdecker auf ihre Kosten. Von der Tier-Entdeckungs-Plattform aus können Wildtiere im Wald beobachtet werden.

Das Küchenteam verwöhnt mit traditionellen Köstlichkeiten, modern interpretiert, mit viel Liebe arrangiert und aus regionalen Produkten zubereitet. Um die gemeinsame Familienzeit in vollen Zügen genießen zu können, gibt es eine Vielzahl an Angeboten.

Gemeinsames Familienglück genießt man auch in Kesselgrubs 5.000 m2 Gartenwelt mit privatem, solarbeheiztem Badesee. Oder in Kesselgrubs kleiner, feiner Wellnesswelt mit Almhütten-Sauna im Freien, Kneipp-Gang, Finnischer Sauna, Aroma-Dampfbad, Whirlpool, Ruheraum und Fitnessbereich. Körper, Geist und Seele werden in der Kosmetik- & Massageabteilung mit vielfältigen Anwendungen verwöhnt. Aber hier werden nicht nur Erwachsene verwöhnt: ein eigenes Kinder-Wellness-Programm macht kleine Prinzessinnen und Prinzen wieder fit. Und wer den großen Wasserspaß samt Adrenalin-Kick sucht, ist hier genau richtig denn Kesselgrubs Ferienwelt ist das Hotel mit der geringsten Entfernung zur Erlebnis Therme Amadé!

Entdecken Sie unser Angebot: Kesselgrubs 4=3.Familien.Hit.

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In Kooperation mit Kesselgrub

Farbenprächtig und sonnenverwöhnt: So präsentiert sich die Herbst-Ferienzeit im Werzer’s Hotel Resort Pörtschach.

Der See, die Berge, die Natur – kaum eine Region bietet für Familien eine solch große Auswahl an Freizeitmöglichkeiten wie Kärnten. Egal ob familientaugliche Wanderung, abenteuerliche Schifffahrt oder Ausflug zu einer der vielen Sehenswürdigkeiten: Im Herbst heißt es rein ins wetterfeste Schuhwerk und raus in die Natur.

Sollte das Wetter einmal nicht so mitspielen, ist das aber noch lange kein Grund für trübe Stimmung, denn im Werzer’s wartet neben 2.000 m² Wellness ein eigenes Land nur für die Kids – mit jeder Menge Spiel und Spaß. Hier sind die Kleinen während der Ferienzeit bestens betreut und die Eltern können sich bei Massage und feinster Kulinarik entspannen.

Werzer’s Tipp: Jetzt Herbstangebot sichern!

Mehr Infos unter:www.resort.werzers.at

In Kooperation mit Werzer’s Hotel Resort Pörtschach

Ein Buch zum Staunen und Mitmachen, zum Eintauchen in die spannende Unterwasserwelt. Ein Kindersachbuch, das den Ozean mit den Augen eines Kraken betrachtet. Ein Buch nicht nur für junge Entdecker.

Was haben Ozean und Weltall gemeinsam? Wie sind Kraken und Menschen entstanden? Was genau sind Kopffüßer – und warum heißen die so komisch?

Kraken sind die ältesten intelligenten Lebewesen unseres Planeten, wahre »Aliens«, deren Fähigkeiten uns staunen lassen. Michael Stavarič und Michele Ganser haben ein Sachbuch voll überraschender Wendungen kreiert, das wesentlich mehr bietet als schlichte Wissensvermittlung. Gemeinsam mit ihren Leser*innen begeben sie sich ins Reich der Kraken und laden ein zum gemeinsamen Abenteuer.

Ein Buch, das so ungewöhnlich wie der Krake selbst ist: zum Mitdenken und Mitmachen, voll witziger Details und plastischer Beschreibungen. Dass man danach zwangsläufig alles Wichtige über Licht, Erde, Evolution, Genetik und so weiter weiß, bleibt fast schon ein Nebeneffekt.

 

Faszination Krake
Wesen einer unbekannten Welt
Autor: Michael Stavari
Illustrationen: Michèle Ganser
Verlag: Leykam
ISBN: 978-3-7011-8202-2

Sorgt sanft und gründlich für saubere Hände: Die neue BASIS pH Handseife reinigt nicht nur die Haut, sondern bewahrt sie auch vor dem Austrocknen.

Immer mehr Menschen – Frauen wie auch Männer – haben empfindliche Haut und benötigen passende Pflegeprodukte um diese zu schützen. Mit der Handseife erweitert BASIS pH seine pH-hautneutrale Range.

Das kann die Handseife

Die BASIS pH Handseife wirkt antibakteriell, hat aber eine pH-hautfreundliche Rezeptur. Somit eignet sie sich auch ideal für die Reinigung empfindlicher Haut. Die Formel ist angereichert mit Provitamin B5 und natürlichem Pflegeöl, wodurch selbst bei häufigem Waschen der Feuchtigkeitsgehalt der Haut bewahrt wird. Außerdem ist die Formel frei von Mikroplastik².

Was pH-hautneutral bedeutet und warum das wichtig ist

Unsere Haut hat unter anderem die Aufgabe vor äußeren Einflüssen zu schützen. Der pH-Wert ist dabei einer der wichtigsten Mechanismen. Dieser kann durch Verschmutzung und Temperaturschwankungen beeinflusst werden. Die passende Pflege hilft dabei, den optimalen pH-Wert beizubehalten.

Wasser hat einen pH-Wert von 7 und gilt als neutral. Alles darunter wird als sauer bezeichnet, alles darüber als alkalisch. Der pH-Wert der Haut ist leicht sauer, liegt zwischen 4,7 und 5,7 und entsteht durch den natürlichen Säureschutzmantel. Die Produkte von BASIS pH entsprechen genau diesem pH-Wert der Haut und sind dementsprechend pH-hautneutral.

Der pH-Wert ist variabel und hängt von Geschlecht, Lebensphase und Hautpartie ab, spielt aber immer eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Haut. Ein gesunder Säureschutzmantel ist wichtig für die Hautschutzbarriere, die wiederum dafür sorgt, dass die Haut nicht austrocknet oder empfindlich wird.

² laut UNEP-Definition

In Kooperation mit Beiersdorf

Mia & Ben macht Super Food für Kids. Super gesund, super nachhaltig und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft!

Super gut statt Joghurt.

Die neuen pflanzlichen Joghurtalternativen für Kids sind von Ernährungswissenschaftler*innen im Mia & Ben Institut entwickelt, direkt auf den Nährstoffbedarf von Kindern angepasst und super cremig lecker. Als Quelle von Calcium, Vitamin D und Vitamin B12 sind sie perfekt für wachsende Knochen. Die Joghurtalternative auf Kokosbasis wird nur mit der Süße aus Früchten, ohne Zugabe von Zucker hergestellt und ist in zwei leckeren Geschmacksrichtungen, Erdbeere & Banane sowie Apfel & Birne, erhältlich. Wo? Ab sofort gibt es die Mia & Ben Joghurtalternative bundesweit im SPAR Markt in Österreich.

Zuckerarm, aber voller Geschmack.

Studien belegen, dass die Zuckeraufnahme bereits im frühen Kindesalter oft deutlich höher ist, als empfohlen.* Eine dauerhaft zu hohe Zuckeraufnahme kann schlecht für die Zähne und den Organismus sein. Mia & Ben hat sich den Zuckergehalt der marktführenden Produkte für Kinder im Kühlregal einmal näher angeschaut. Das Ergebnis: alle Produkte enthalten zugesetzten Zucker. Verglichen mit dem durchschnittlichen Zuckergehalt der Konkurrenzprodukte, beinhaltet die Mia & Ben Joghurtalternative mit der Geschmacksrichtung Erdbeere & Banane ca. 40% weniger Zucker. Besonders stolz kann Mia & Ben auf die Sorte Apfel & Birne mit ca. 50% weniger Zucker sein, die offiziell als zuckerarm kennzeichnet werden darf.

Schmeckt gut. Tut gut.

Bei der Herstellung wird komplett auf tierische Zutaten verzichtet. Welches Potenzial eine pflanzliche Ernährung bietet, wollte das Team genauer wissen und hat ein unabhängiges Unternehmen beauftragt, die CO₂-Emissionen der Joghurtalternative zu ermitteln. Gegenüber einem gängigen Kuhmilchjoghurt können mit der Mia & Ben Joghurtalternative bei gleichem Genuss 70% der CO₂ Emissionen eingespart werden. Das ist gut für’s Klima und für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder. Auch die Verpackung wurde auf Herz und Nieren geprüft und hat das Zertifikat “Made for Recycling” erhalten. Als klimapositives Unternehmen arbeitet Mia & Ben kontinuierlich daran, den Fußabdruck weiter zu verringern und den unternehmerischen CO₂ Verbrauch zu kompensieren.

Superstar.Supermama.Superfood.

Tatkräftige prominente Unterstützung bekommt Mia & Ben von Sarah Engels. Sie ist Teil des Teams und unterstützt die Mission “Super Food für Kids”. Als junge Mutter ist es ihr wichtig, Lebensmittelprodukte im Kinderbereich nachhaltiger und gesünder zu machen.

Für mehr Infos besucht gerne die Website oder folgt Mia & Ben bei Instagram.

*u.a. EsKiMo – Das Ernährungsmodul im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS)

In Kooperation mit Mia & Ben

Plastikflaschen, Alufolie, Zuckerlpapier - wo gehört was hin? Das ist oft gar nicht so einfach. Ein neues Buch klärt schon die Jüngsten über die richtige Mülltrennung und auch über die Weiterverwendung von so manchem Abfallprodukt auf.

Wo Menschen leben, entsteht Abfall. Die Müllabfuhr bringt alles, was wir wegwerfen, zum Mistplatz. Vieles kann wiederverwendet werden, aus bestimmten Stoffen wird auch etwas Neues hergestellt.

Doch wie trennt und entsorgt man Müll eigentlich richtig? Diese Frage stellt sich Valentin nach seiner Geburtstagsfeier. Im Buch begleiten wir Valentin und seine kleine Schwester Valerie zum Einkaufen in den Supermarkt, in den Müllraum, auf den Mistplatz und zum Müllfest in den Kindergarten, und lernen dabei spielerisch das richtige Trennen, Entsorgen und Weiterverwenden von Abfall. Der richtige Umgang mit Müll – anschaulich erklärt, kinderleicht gemacht!

 

Wohin mit dem Müll?
Autor*innen: Herwig Holzmann, Silja Topfstedt, u.a.
Verlag: G&G Kinderbuchverlag
ISBN: 978-3-7074-2226-9

Die gute Nachricht: Miese Stimmung in der Familie ist ganz normal und darf sein. Die bessere: Für gute Laune kann man sich entscheiden.

An manchen Tagen braut sich die graue Wolkenfront bereits vor dem Frühstück zusammen. Gezanke beim Zähneputzen. Stinkige Kommentare beim Müsli essen. Ein Kind plärrt, weil kein Joghurt mehr da ist, das andere sucht übellaunig nach seiner Federschachtel. Und die Eltern? Sie Stolpern im Vorzimmer über herumliegende Schultaschen und dreckige Gummistiefel, motzen einander wegen Kleinigkeiten an, suchen – genauso übellaunig wie das Kind – wieder einmal den Autoschlüssel. Und fragen sich: Was stimmt eigentlich nicht mit uns? Familie geht doch ganz anders: Einander lächelnd die Butter am Frühstückstisch reichen, die Kinder liebevoll an der Haustür verabschieden und später fröhlich die Köpfe über dem Mensch-ärgere-dich-nicht-Brett zusammenstecken. Auf Instagram, in der Waschmittelwerbung, in der Facebook-Timeline strahlen uns glückliche Familien entgegen, während bei uns zu Hause miese Stimmung herrscht. Gleich nach dem Aufstehen, im Auto, beim Abendessen, und, besonders schlimm, am Wochenende oder im Urlaub. Wenigstens an den freien Tagen könnte die Laune in der Familie doch besser sein!

Keine Gegenleistung

Die Wahrheit ist: Einen Anspruch auf gute Laune in der Familie gibt es nicht. Nicht am Wochenende, nicht einmal zu Weihnachten oder am Geburtstag. Und im ganz normalen Alltag wechseln einander gute und schlechte Tage erst recht ab. Das ist völlig normal, sagt die Familienberaterin Claudia Umschaden. „Schlechte Laune darf sein. Das kann ich auch meinen Kindern vermitteln: Es ist okay, wenn du heute nicht so gut drauf bist.“ Eltern, sagt Umschaden, könnten mit den Launen und Gefühlsausbrüchen ihrer Kinder vor allem dann schlecht umgehen, wenn sie ihnen ganz bewusst eine schöne Zeit ermöglicht haben: „Theater beim Schlafengehen machen, und das, obwohl wir heute Nachmittag im Schwimmbad waren und sogar zweimal Eis gegessen haben? Das geht gar nicht!“ Eine verständliche Reaktion, die sich Eltern trotzdem verkneifen sollten. „Für den Dienst von uns Eltern dürfen wir keine Gegenleistung erwarten“, sagt Umschaden. Ein Kind kann sein Verhalten in der Regel nicht so steuern wie Erwachsene und wird leicht nach einem langen, schönen Tag von seinen Emotionen oder schlicht von seiner Müdigkeit übermannt.

Hungrig, durstig, müde?

Die Gründe für unleidliches Verhalten bei Kindern sind häufig banal und lassen sich ebenso einfach mit etwas Obst, Butterbroten oder einem Glas Wasser beheben. „Oft haben grantige Kinder einfach Hunger oder Durst. Bereitet man ihnen einen Obstteller zu, ist die Atmosphäre auf einmal eine ganz andere“, sagt Claudia Umschaden. Auch langes, konzentriertes Arbeiten, zu viele Eindrücke beim Medienkonsum oder Müdigkeit können hinter schlechter Laune stecken. Oder ein unbefriedigtes, tieferes Bedürfnis. „Da gilt es, das Kind genau zu beobachten und zu schauen, ob es nicht vielleicht nach Aufmerksamkeit schreit“, weil es mehr Nähe braucht oder Sorgen hat. Auch das Temperament hat einen großen Einfluss darauf, wie man mit seinen Gefühlen umgeht. Prallen in einer Familie unterschiedliche Temperamente aufeinander, kann das die familiäre Stimmung stark beeinflussen. „Da ist jede Familie anders“, sagt Umschaden, „deswegen soll man nicht auf die anderen schauen.“

Wir Erwachsene haben gelernt, unsere Gefühle zu kontrollieren und können uns bewusst gegen schlechte Laune entscheiden.

Claudia Umschaden, Familientrainerin, www.familientrainerin.com

Zitatzeichen

Eltern für die Stimmung verantwortlich

Für den verstorbenen dänischen Familientherapeuten Jesper Juul waren es immer die Eltern, die für die Atmosphäre in der Familie die Verantwortung tragen. Was für eine Mammutaufgabe! Müssen Eltern mit Dauergrinsen gute Laune verbreiten? Ist es ihre Schuld, wenn ihr Kind grantig aus der Schule kommt? Nein, sagt Claudia Umschaden. „Aber wir Erwachsene haben gelernt, unsere Gefühle zu kontrollieren und können uns bewusst gegen schlechte Laune entscheiden.“ Einem patzigen Neunjährigen muss Papa nicht genauso patzig Kontra geben. Ins Gemecker auf der Rückbank bei der Autofahrt muss Mama nicht mit einstimmen. Denn eines ist klar: Die elterliche Stimmung wird zum Orientierungspunkt für alle Familienmitglieder. „Die Chance, dass es den anderen in der Familie gut geht, wenn es mir als Mama gut geht, ist relativ groß“, sagt die Familientrainerin. Umgekehrt gilt das sogar verstärkt. An der Unausgeglichenheit von Mama und der Unzufriedenheit von Papa stecken sich garantiert alle anderen an.

Happiness is a choice

Manchmal bleibt den Erwachsenen in einer Familie nichts anderes übrig, als sich für die gute Laune zu entscheiden. „Happiness is a choice“, sagt Claudia Umschaden. Selbst wenn der Himmel grau, der Job gerade mühsam, die Fußböden daheim schon wieder klebrig sind: Wie man sich dazu verhält, hat man selbst in der Hand. „Das klingt zwar einfach. Ich weiß aber selbst, wie schwer das ist. Umso wichtiger ist es, dass man gut für sich sorgt und schaut, was man braucht, damit es einem gut geht.“ Nur mit gefülltem Tank kann man die Stimmungen der anderen Familienmitglieder gut aushalten und abfangen. Und auch das mit Humor nehmen, was einem normalerweise die Laune vermiesen würde: Dreckige Fußspuren auf dem frisch gewischten Boden, streitende Geschwisterkinder, einen verpassten Bus.

Zeit für Schönes nehmen

Was sonst noch hilft: Die schlechte Laune der eigenen Kinder nicht persönlich nehmen. „Meistens richten sich die Kinder gar nicht bewusst gegen Mama oder Papa, sondern sind wegen einer ganz anderen Sache unzufrieden“, sagt Umschaden. Eltern kriegen dann das ab, was ihre Kinder nirgends sonst abladen können oder wollen. Nicht immer muss man das dann zum Thema machen. Manchmal genügt es, souverän drüber zu stehen und freche Bemerkungen auch mal zu überhören. Das Ruder herumzureißen, wenn alle schon unzufrieden sind, ist übrigens viel schwieriger als in den guten Zeiten an der Grundstimmung in der Familie zu arbeiten. Das kann man tun, indem man ganz bewusst Raum für schöne Dinge im Alltag schafft: sich morgens ein paar Minuten zusammen unter die Bettdecke kuscheln, auf dem Nachhauseweg vom Kindergarten Eis essen, eine Runde Federball spielen oder abends ein Buch mehr vorlesen. So hebt sich der „gute-Laune-Grundwasserspiegel“. Und die Zeiten, in denen graue Wolken aufziehen, sind etwas leichter zu ertragen.

Die besten Tipps für die ganze Familie

1. Einmal durchlüften bitte!
Frische Luft hilft fast immer, wenn daheim die Stimmung schlecht ist. Tageslicht und Bewegung erfrischen Geist und Körper. Es muss gar nicht weit sein: Eine Runde um den Häuserblock, in den nahen Wald oder auf den Spielplatz genügen, um die Stimmung zu heben und fröhlicher wieder zu Hause anzukommen.

2. Let’s dance!
Fetzige Musik an und eine Runde im Wohnzimmer tanzen. Die Kinder finden es meist sehr lustig, wenn Mama und Papa abshaken und tanzen mit.

3. Das tun, was leicht fällt.
Eine gemeinsame Aktivität im Stimmungstief ist prinzipiell eine gute Idee. Aber bitte nur das tun, was man selber gerne macht. Kuchen backen zum Beispiel rettet dem einen den Nachmittag, andere finden allein den Gedanken an eine Mehlschlacht in der Küche zum Davonlaufen. Wer nicht backen mag, kann auch vorlesen, Fußball spielen oder Wasserfarben malen.

4. Ich seh, ich seh…
Während einer längeren Autofahrt droht die Stimmung zu kippen? Ein kleines Spiel kann helfen. Der Klassiker: „Ich seh, ich seh, was du nicht siehst“ gefällt kleineren Kindern. Oder: „Ihr müsst erraten, welches Tier ich bin“ und es geht los mit „Hast du ein Fell?“, „Lebst du im Wald?“

5. Fernsehen und Computerspielen?
Medienkonsum kann eine Strategie bei schlechter Laune sein, sollte allerdings nicht die einzige sein. Denn leider ist es oft so: Beim Fernsehen sind die Kinder zwar zufrieden, hinterher dafür grantiger als vorher.

6. Emotionalen Tank füllen.
Die einen wollen in Ruhe gelassen werden, wenn sie schlecht drauf sind. Andere brauchen ein liebes Wort, eine Umarmung oder eine Tasse Kakao.

7. Langeweile aushalten.
Gelangweilte Kinder sind meist schlecht gelaunte Kinder. Für Eltern ist das oft schwer zu ertragen. Langeweile aushalten lohnt sich. Nach einiger Zeit kommen die Kinder ins Spielen.