Ein Kokon, der Heilung möglich macht
In zwei neuen Kinder- und Jugendreha-Einrichtungen in Nieder- und Oberösterreich wird auf die Bedürfnisse von jungen Patienten eingegangen. Noch heuer werden die Zentren in Bad Erlach und Rohrbach-Berg eröffnen.

Eltern kranker Kinder und Jugendlicher, die eine Rehabilitation benötigten, hatten es bislang nicht leicht in Österreich. Denn bis vor kurzem mussten betroffene Familien ins Ausland fahren, um die wichtigen Therapien in Anspruch nehmen zu können. Entschied man sich für eine Reha in Österreich konnten die kleinen Patienten nur mit Erwachsenen untergebracht und therapiert werden – eine für alle Beteiligten suboptimale Lösung, wie auch Prof. DDr. Christian Köck, Geschäftsführer der REHA Bad Erlach GmbH sowie der Kinder-Reha Rohrbach-Berg GmbH, weiß: „Auch wenn Österreich anderen Ländern in Bezug auf die Kinder- und Jugendrehabilitation inzwischen fast 30 Jahre hinterherhinkt, haben wir aktuell die große Chance, neue Maßstäbe zu setzen. Wir gehen davon aus, dass ein wesentliches Ziel von Gesundheitsversorgung immer darin besteht, ein selbstbestimmtes, autonomes Leben zu ermöglichen. Dazu müssen die Möglichkeiten, Ziele und Wünsche von Patientinnen und Patienten einerseits und das Wissen, die Kompetenz der Expertinnen und Experten aus Medizin, Therapie und Pflege andererseits gleichberechtigt, auf Augenhöhe, nebeneinander stehen und in Austausch treten.“

Raum für Entwicklung und Heilung
Möglich machen sollen das zwei neue Reha-Einrichtungen, die diesen Spätsommer in Rohrbach-Berg in Oberösterreich sowie im Spätherbst im niederösterreichischen Bad Erlach eröffnet werden: die Kokon-Kliniken. Therapiert werden sollen dort Kinder- und Jugendliche von 0 bis 18 Jahren, die eine Rehablitation im Bereich der Mobilisation oder der psychischen Gesundheit benötigen. Erkrankungen, angeborene Fehlbildungen oder Verletzungen des zentralen und peripheren Nervensystems werden ebenso zukünftig therapiert wie Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparats. Im Mental Health Bereich wird sich um Kinder und Jugendliche gekümmert, die unter psychiatrischen, sozialpädiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen oder Entwicklungsstörungen leiden. In Rohrbach-Berg wird zusätzlich noch die Rehabilitation für junge Menschen mit kardiologischen und pulmologischen Erkrankungen angeboten – die Kosten für den mehrwöchigen Aufenthalt werden von der Krankenkasse übernommen.
Das besondere Konzept von Kokon: die Einrichtungen werden genau auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zugeschnitten. Dipl-Ing. Claus Brunner, Geschäftsführer der REHA Bad Erlach Gmbh und der Kinder-Reha Rohrbach-Berg GmbH: „Mehr noch als bei den Erwachsenen müssen wir den Kindern in der Zeit ihrer Reha ein heimeliges Umfeld schaffen, das keine Angst macht. Auch dafür war das Vorbild der Kokon, in dessen Geborgenheit das Wachstum des Schmetterlings möglich ist. Die Gebäude sind nicht nur die Hüllle für alle Maßnahmen, die für die Kinder gesetzt werden, sie sind Teil der Therapie und wurden mit dem Behandlungskonzept gemeinsam weiterentwickelt. Die räumliche Trennung zum Krankenhaus ist sehr wichtig und es muss ein Zuhause-Gefühl entstehen.“

Konkret wird es neben Jugendräumen, einem Schwimmbad, einem Turnsaal, Werkstätten und Gärten dann auch flexibel gestaltbare und liebevoll eingerichtet Zimmer geben, die nicht an klassische Spitalszimmer erinnern – um eine bestmögliche Therapie zu ermöglichen und ein Zuhause-Gefühl entstehen zu lassen. Und Bedarf für Einrichtungen wie jene in Bad Erlach und Rohrbach-Berg ist definitiv gegeben: Aktuell haben laut den Betreibern 5.000 Kinder und Jugendliche in Österreich Bedarf an einem Rehabilitationsaufenthalt.

Begleitung auf dem Lebensweg
Mehr Autonomie, mehr Selbstständigkeit, mehr Lebensqualität und ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen – das alles soll sich im medizinisch-therapeutischen Konzept der Kokon-Zentren widerspiegeln. Im Vordergrund stünden dabei immer die Bedürfnisse, Wünsche und Visionen der Betroffenen, wie die medizinische Leiterin von Bad Erlach und Verantwortliche für das medizinische Konzept beider Häuser, Dr. Anna Cavini, erläutert: „Viele Familien kommen in eine Reha und wünschen sich vor allem, dass es ‚wieder gut‘ wird. Oft gelingt dies, manchmal ist es aber einfach nicht möglich. In solchen Fällen bedeutet Heilung, eventuelle bleibende Schäden optimal ins Leben zu integrieren. Wir begleiten die Kinder und Jugendlichen auf ihrem ganz persönlichen Weg, an dessen Ende mehr Lebensqualität und auch mehr Akzeptanz für die aktuelle Situation stehen und nicht das Funktionieren um jeden Preis. Wir möchten unseren kleinen Patientinnen und Patienten helfen, sich zu entfalten und sich mit all ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten neu zu entdecken.“

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