Freigeister auf zwei Brettern
Big Air, Halfpipe oder Slopestyle: Freeski erfordert gute Alpinski-Skills, einiges an Mut und exzellente Motorik. Drei Super-Talente im Porträt.

Der Österreichische Skiverband ÖSV, in den klassischen Disziplinen die Benchmark, was Organisation und sportliche Erfolge angeht, stieg spät in Freeski ein. Erst seit 2015, nachdem Halfpipe und Slopestyle ein Jahr zuvor olympisch waren, gibt es Freeski als eigene Sportart im Verband.
Roman Kuss ist sportlicher Leiter und kann über das, was sich in kürzester Zeit getan hat, stolz sein. Im ÖSV-Kader gibt es 16 Sportler der Jahrgänge 1994 bis 2004, es werden aber bald mehr sein, denn seine Nachwuchsarbeit trägt Früchte. „Wir machen an die 20 Freeski-Tage und vier Sommercamps jedes Jahr in fast ganz Österreich, um Talente zu finden. Rund 450 Kids werden da getestet.“ Vor allem in Wien und Niederöstereich könnte Freeski noch viel populärer werden, denn: „Das Training auf Schnee und langen Pisten ist dort nicht so zentral wie bei anderen Disziplinen“, so Roman Kuss. Was Talente mitbringen müssen, sind gute alpine Skills und, fast noch wichtiger, eine multisportive Grundausabildung. „Die Freeski-Szene ist lockerer, aber ohne Ehrgeiz und professionelles Training kommt man nicht weiter.“
Bilingual und multisportiv
Ganz sicher multisportiv begabt ist etwa Benjamin Lengger. Der Villacher ist nicht nur Vize-Staatsmeister im Turnen sondern auch – mit bloß einem Jahr speziellem Training – eines der größten Freeski-Talente des Landes: Im Sommer entschied der gerade 11-Jährige den U13-Bewerb des europaweit besetzten FIS Big Air Waterramp Contest „Champ Of The Ramp“ in Föderlach (Kärnten) für sich. Neben dreimal Turn-Training pro Woche gibt es einmal Freeski-Training. Benjamin spielte Eishockey und bezwingt Berge mit dem Mountainbike. Die 1. Klasse des bilingualen Zweigs des Gymnasiums Villach ist bislang auch keine Challenge. „Sein Trainer meint, dass er einmal Olympiateilnehmer sein kann. Das meine ich auch und lasse ihn Sport machen, so viel und so lange er will“, sagt Vater Philipp Lengger, „Benjamin will später in ein Sportgymnasium wechseln.“

Benjamin Lengger
Alter: 11
Verein: Freestyleclub Villach/Villacher TV
Schule: BG/BRG Villach St. Martin
Erfolge 2019/20: 1. FIS Big Air Waterramp Contest Föderlach (U13), 2. ÖMS Turnen in Wels
Freeskier können das ganze Jahr über gezielt trainieren, Schnee ist nicht immer nötig. Und sie sind als Bewegungstalente meist auch hervorragende Turner oder begeisterte Skateboarder.
Am Sprung zur Spitze
In ein Sportgymnasium geht Daniel Bacher aus Fulpmes schon, in Saalfelden. Dort erhält er auch als Freeskier unter Alpinskifahrern, Skispringern oder Langläufern die bestmögliche Sport- und Schulausbildung. Obwohl die Umstellung von der Mittelschule ins BORG doch groß war, wie seine Mutter Cornelia Bacher erzählt: „Er wollte unbedingt dorthin. Weil er in allem was er macht 200 Prozent gibt, mache ich mir aber keine Sorgen.“ Freeski ist sein Leben, Profi werden sein Ziel, Henrik Harlaut sein Vorbild. Wenn er am Wochenende heim ins Stubaital kommt, nimmt sich Daniel Zeit, um alte Freunde zu treffen. Etwa, um zu skateboarden. Oder um im Winter Schanzen zu bauen, zu springen und davon Videos zu drehen.

Daniel Bacher
Alter: 16
Verein: TSV Fulpmes
Schule: Schigymnasium Saalfelden
Erfolge 2019/20: 1. World Rookie Tour in Innsbruck
U 16, 1. International Children‘s Games in Lake Placid,
6. Freestyle Big Air Winter Youth Olympic Games
Lausanne

Als Schladminger, quasi vor der Haustür, kann auch Samuel Cherlias trainieren. Der 16-Jährige wagte sich schon im zarten Alter auf die Planai, auch per Mountainbike und auch bergab, zur Sorge von Vater Manuel Cherlias. Dieser ist, wie sein Sohn, ebenso multitalentiert als Sportler („Ski- und Snowboard-Lehrer, Wellenreiten, Inlineskaten, Downhill-Mountainbike, aber ein Extremsportler war ich nie.“), überdies ist Samuel mütterlicherseits mit der großen Schladminger Skifahrer-Dynastie Tritscher verwandt. Seit er unter die Fittiche von Coach Florian Müller sowie in die Ski-HAK in Schladming kam (Samuel war dort immer ein 1er-Schüler), rückt das sportliche Nahziel immer näher: Die Aufnahme in den A-Kader des ÖSV. Und dann, in den kommenden fünf Jahren, soll es in Richtung Weltspitze gehen. „Samuel hat eine sehr professionelle Einstellung, er sieht Freeski und die Schule als Job ebenso wie als größtes Hobby“, bestätigt sein Vater

Samuel Cherlias
Alter: 16
Verein: WSV Schladming
Schule: Ski-Akademie Schladming
Erfolge 2019/20: 1. Freeski Germany Junior Bischofswiesen, 1. Rasta Invitational 2019, 2. Jib King Flachauwinkl (allgemeine Klasse) ÖMS U12, Vize-ÖMS U13
Die Freeski-Szene ist cool und familiär, doch der Weg nach oben ist weit und nicht billig: Eltern müssen oft eine stolze fünfstellige Summe für Training etc. investieren, bevor es vielleicht einmal mit der Profikarriere klappt.
Skateboard ist neben Freeski sein Lieblingssport. Als Samuel in der Sport-HAK begann, waren dort nur zwei Freestyler. Jetzt hat er schon drei Sponsoren und gute Chancen, einmal Profi zu werden.








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