Kletter-Kids am Weg nach oben

Bei Paul Öckher war es nur wegen des Sports. Als er acht war, fand seine Mutter Birgit ein passendes Camp in der Nähe des Wohnorts, im Sportzentrum Marswiese im 17. Bezirk in Wien. Dass es „Klettern“ wurde, war zwar eher Zufall. Doch mit der Kraxelei kam nicht nur Paul auf den Geschmack, sondern auch einer der Betreuer, der den Buben als „extrem geschickt“ einstufte. Bald schnuppert er in einem Verein, dockte dort an, bestritt Wettkämpfe. Die Kletterhalle quasi ums Eck war nicht mehr genug, heute trainiert der Elfjährige viermal pro Woche in Hallen, die auf ganz Wien verstreut sind. „Ich kletterte als Kind auch sehr gerne“, erzählt Birgit Öckher, „hatte den Sport für Paul am Radar, weil er schon als Kleinkind überall raufkletterte. Zuvor war Geräteturnen sein Lieblingssport.“ Mittlerweile ist der kleinere Bruder Nikolaus (9) dem großen sportlich gefolgt, Mama Birgit managt die Logistik für Training und Wettkämpfe der Söhne. Als Schüler eines Gymnasiums mit Sportschwerpunkt hat Paul beste Trainingsbedingungen, in der Schule gibt’s keine Probleme. Deutsch und Englisch sind die Lieblingsfächer, und das sportliche Ziel ist klar definiert: „Er will Weltmeister werden“, erzählt die Mutter. Bis dahin – ab 14 gibt es mehr internationale Kletterbewerbe – räumen Paul und Nikolaus in ihren (und auch höheren) Altersklassen vor allem in Österreich bei Wettkämpfen ab.

Die Familie Teufel aus Waidhofen an der Ybbs hat gleich drei Kletter-Kids, die Eltern sind im örtlichen Alpenverein aktiv und klettern auch selbst. Martin Teufel: „Dass wir im Ort eine Kletterhalle haben, war natürlich ein entscheidender Faktor.“ Emil, heute 13, begann mit fünf und spart dadurch seinen Eltern die Mühsal der Fahrten zum Klettertraining – immerhin drei bis viermal pro Woche, zuletzt noch mehr: Emil wurde in die Jugend-Nationalmannschaft einberufen, da gibt es extra Trainings und noch mehr Wettkämpfe. Auch Emil kam vom Geräte- und Bodenturnen zum Klettern, streut oft zwecks Abwechslung Trainings im Turnen ein.

„Die Anforderungen sind bei beiden Sportarten sehr ähnlich“, weiß Martin Teufel. Ansonsten ist Emil ein ganz normaler Bub, Zeitvertreib mit Computer und Handy hält sich in Grenzen, es zieht ihn eher in die Natur. Emils schulisches Ziel ist die HTL (Smart Engineering) im nahen St. Pölten, sportlich lässt ihn der Papa gewähren und glaubt, dass sein Ehrgeiz anhalten wird. Valentina Großschartner (14) besucht denselben Verein und dieselbe Schule wie Emil, kam mit sieben zum Klettern. Abgesehen von der Leidenschaft hat sie mit dem Sport auch berufliche Ideen (ab Herbst geht’s ins BORG), erzählt Mama Cornelia und macht der Tochter keinen Druck: „Lehrerin für Sport und Mathematik oder Physiotherapeutin, vielleicht auch was Anderes. Sie hat noch genug Zeit, sich festzulegen.“ Die Kletterszene ist der Freundeskreis für die ganze Familie, oft fahren wie Valentina Kinder mit der anderen Familie auch in (Kletter-)Urlaub.

Eine SMS war auch für die zwölfjährige Johanna Nagl aus Herzogenburg entscheidend für die Sportkarriere. Begonnen hatte sie in der ersten Klasse eines Gymnasiums in St. Pölten, letzten Herbst wurde dann eine passende Busverbindung zur näher gelegenen Sportmittelschule eröffnet, und Johanna wechselte kurz entschlossen nach einem „Schnuppertag“. Sieben Stunden Sport ebendort, dazu Klettertraining oft in der Boulderhalle in Herzogenburg. „Johanna ist eine Allrounderin, sie braucht Sport, klettert auch in der Freizeit, ging bis vor Kurzem auch ins Geräteturnen. Der Schulstress ist in der SMS geringer“, sagt Christa Nagl, und: „Sie hat sehr viel Spaß am Sport.“