Richtige Körperpflege für Kinder
Haarewaschen, Nägelschneiden und Zähneputzen: Wie man seinem Nachwuchs die regelmäßige Hygiene beibringt, welche Tricks dabei helfen und wo Eltern lange gefragt sind.

Wenn es nach Kindern geht, wird Körperhygiene völlig überbewertet. Hände können ruhig schmutzig sein, Nägel lang, Haare verwuschelt, und Zähne putzen muss sowieso kein Mensch! Wenn bloß die Eltern nicht dazwischen funken würden. Also, denkt sich das Kind, wenn ich schon muss, dann wenigstens alleine. Weil ICH kann das!
Bei vielem haben sie damit durchaus recht, weiß Conny Pflügler, langjährige Kinderkrankenschwester, ehemalige Zahnarztassistentin und Ordinationsleiterin der Kinderarztpraxis Schumanngasse. „Bei manchen Dingen müssen Eltern aber lange noch selber tätig werden.“ Das beste Beispiel dafür ist das Zähneputzen. Denn gesunde Zähne sind vor allem das Ergebnis gründlicher Pflege – und das können Kinder einfach nicht alleine, und zwar bis zum Ende der Volksschule.
Pflügler: „Natürlich sollen Kinder von klein auf selber lernen, ihre Zähne zu pflegen, aber Eltern müssen immer noch nachputzen, besonders an den Stellen hinten im Mund, an denen die Zähne erst kommen“. Ihre Tipps zum Erlernen: ein Spiegel auf Augenhöhe, in dem Kinder kontrollieren können, wie sie putzen, Handpuppen, an denen man demonstrieren kann, wie es richtig geht, für größere Kinder helfen Handy-Apps und Sanduhren. Letztere ermöglichen es, die Putzzeit auch wirklich einzuhalten.

Blitzsauberes Vorbild
Körperpflege gehört zum alltäglichen Ablauf dazu. Deshalb hilft es, für die regelmäßig wiederkehrenden Vorgänge eine Routine einzuführen. So führt in der Früh der erste Weg immer auf die Toilette, und am Abend werden vor dem Zu-Bett-Gehen Zähne geputzt. Da sich Kinder Verhaltensweisen besonders gut durch Nachahmung aneignen, sollten Eltern auch in Bezug auf Körperhygiene und Sauberkeit als Vorbild für ihr Kind dienen. Sprich: Die Regeln in puncto Händewaschen oder Zähneputzen gelten für alle in der Familie. Ausnahmslos. Es ist also völlig egal, wie spät es ist oder wie müde man ist, die Zähne werden immer gereinigt. Das gilt für die Kinder wie die Eltern. Und dann stehen eben alle todmüde gemeinsam im Bad. Natürlich ist es einfacher, wenn man mehrere Kinder hat und sie zu dritt Putzen schicken kann. Aber sonst macht man eben selber mit – so gibt es kein Theater.
Prinzipiell profitiert man davon, wenn man sich genügend Zeit für die Körperpflegerituale nimmt und es keinen Stress gibt. So kann man sich dem Ganzen spielerisch nähern und Spaß dabei haben. Dann gibt’s meist auch keine Diskussionen. So dürfen meine Kinder beispielsweise, wenn der Papa sich rasiert, mit dem Rasierschaum im Waschbecken spielen. Außerdem sollten die Regeln für alle klar sein. Zum Beispiel: Zähne werden immer geputzt. Duschen muss nicht täglich sein, nach dem Sport aber schon. So klappt es sicher mit der Körperhygiene …
Taucherbrille schützt vor Schaum

Auch Haarewaschen gehört zu den Dingen, die Kinder meist erst gegen Ende der Volksschulzeit richtig gut alleine können. Hier ist das Problem vor allem, dass viele Kinder es ganz verweigern, weil sie es entweder nicht mögen, dass Wasser über ihren Kopf rinnt, oder sie sich über brennenden Schaum beschweren. „Damit kein Wasser in die Augen und auch nicht in die Ohren kommt, kann man mit einem Gästehandtuch Augen und Ohren abdecken und seinem Kind sagen, dass es den Kopf in den Nacken legen und ganz nach oben bis in den Sternenhimmel schauen soll“, verrät die Kinderkrankenschwester einen Tipp, den sie auch bei ihren eigenen Kindern anwendet. „Man kann genauso mit einem Becher die Haare ganz vorsichtig von hinten nass machen und nur Babyshampoo verwenden – das brennt nicht“, so Pflügler. Gehen die Kinder selbst ans Werk, hilft eine Schwimm- oder Taucherbrille gegen Schaum im Auge – und eine Schlusskontrolle der Eltern, ob das Shampoo gut ausgewaschen ist.
Ein Lächeln aus Lotion

Duschen und Baden können Kinder schon im Kindergartenalter eigenständig – auch wenn man sie vor allem bei Letzterem trotzdem nicht alleine im Badezimmerlassen sollte. „Sobald Kinder selbst duschen wollen, ist es auch okay“, so Pflügler. „Man sollte dann nur nachschauen, ob sie auch gut abgeduscht sind.“ Nötig ist eine Dusche zwei- bis dreimal Mal pro Woche. „Ansonsten reicht es, wenn Füße und Po gewaschen werden.“ Baden sollten Kinder maximal zwei- bis dreimal Mal pro Woche, um die Haut nicht zu sehr auszutrocknen.
Auch Eincremen lernen die Kleinenkinder leicht: „Man kann ihnen mit einer Lotion ein Gesicht oder eine Sonne auf den Bauch machen, das Cremen selbst ist ja ganz einfach“, so die Expertin. Die Pflege des Intimbereichs kann man seinen Kindern ebenfalls früh beibringen. „Die richtige Wischtec hnik auf dem Klo gehört da auch dazu“, weiß Pflügler. „Hier gilt – vor allem bei Mädchen –, von vorne nach hinten zu wischen, um Darmbakterien nicht in die Vagina zu holen. Buben können in der Badewanne die Vorhaut leicht zurückziehen und ihrenPenis einfach ein bisschen im Wasser schwimmen lassen. Da braucht es nicht viel Seife.“ Auch bei Mädchen wäscht zu viel Seife eher die wichtigen Vaginalkulturen weg. Ansonsten gilt: Kindern schon früh einen Waschlappen in die Hand drücken und sich selber waschen lassen. Und zwar jeden Tag mit einem frischen.
Die Schaum-Wette

Noch viel öfter als täglich stehen die Hände am Körperpflege-Programm – und das nicht nur in Viruszeiten. Vor dem Essen und auch nachher, nach dem Toilettengang, dem Naseputzen, dem Nach-Hause-Kommen oder Streicheln eines Tieres steht dieses Waschritual an. Dafür hält man die Hände unter fließendes Wasser und seift sie so richtig gründlich ein – und zwar überall. Die Innenseiten, Handrücken, Fingerzwischenräume und auch Fingernägel. Und weil hier schnell-schnell nicht reicht, kann man mit seinen Kindern zweimal „Happy Birthday“ singen oder summen.
Genau diese Zeitspanne ist wichtig, um die Keime ordentlich wegzuspülen. Kleine Spiele helfen zudem gegen „Mag nicht!““-Anfälle: Zum Beispiel wetten, wer beim Händereiben mehr Schaum erzeugt. „Normale Seife reicht dafür, auf desinfizierende Handseifen sollte man lieber verzichten, weil diese dem Immunsystem der Kinder mehr schaden als nützen“, erklärt Conny Pflügler.
Putz-Training
Wovon Kinder und auch Eltern ebenfalls die Finger lassen sollten, sind Wattestäbchen – und zwar beim Ohrenputzen. „Man sollte seinen Kindern erklären, dass Ohrenschmalz kein Schmutz ist und dass sie nur so weit ins Ohr dürfen wie der Zeigefinger hineinpasst, alles andere ist explizit dem HNO- und Kinderarzt vorbehalten.“ Was hingegen erlaubt und richtig ist: mit einem Waschlappen oder Wattepad mit Öl von außen reinigen.
Richtig gut üben kann man das Naseputzen: Einfach tief Luft holen und durch die Nase entweichen lassen. Bläst man so ein Wattebällchen vor sich hin, macht das gleich auch richtig Spaß! Trainieren lässt sich das zudem mit Nasenballons aus der Apotheke.
Viel Erfahrung braucht man beim Nägelschneiden. Deshalb sollten das die Eltern auch lange – mindestens bis zum Ende der Volksschulzeit – übernehmen. „Mit den spitzen Scheren kann man sich schnell das Nagelbett verletzen, das ist wirklich schmerzhaft“, betont die Kinderkrankenschwester. Zudem muss man Fingernägel entsprechend der natürlichen Biegung schneiden und Fußnägel immer gerade, um das Einwachsen ins Nagelbett zu vermeiden. Aber sich ein paar gemeinsame Körperpflege-Momente zu erhalten, ist ja auch etwas Schönes …
Das kindgerechte Bad

Damit Kinder sich alleine waschen und pflegen oder zumindest einige Dinge schon selbst ausprobieren können, sollten Eltern das Bad entsprechend kindgerecht einrichten. Sprich: Es sollte einen Hocker oder eine Trittleiter geben, die rutschfest ist und mit der das Kind gut zum Waschbecken, den Wasserhähnen, der Seife und seinen Zahnputzsachen kommt. Außerdem sollte es einen Spiegel auf Kinderhöhe geben, Haken für das eigene Handtuch und einen Waschlappen sowie eine rutschfeste Matte in der Dusche oder Badewanne. Für den Spaß im Bad sorgen zusätzlich Quietschenten, bunte Badeperlen, Glitzerschaum, Mal- oder Knetseife.
Wochenplan Körperhygiene
Händewaschen: Morgens und abends, vor dem Essen, nach der Toilette, nach dem Einkaufen, Kindergarten oder Schule.
Zähneputzen: Zweimal täglich, morgens und abends.
Gesicht und Intimbereich waschen: Täglich, morgens und abends.
Baden oder Duschen: Zwei- bis dreimal die Woche, ansonsten bei Bedarf.
Haarewaschen: Einmal pro Woche.
Nägelschneiden: Fingernägel einmal pro Woche, Fußnägel zweimal im Monat.
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