Weihnachten wie bei uns dahoam

Neun Weihnachts- und Adventbräuche aus Österreich

Bräuche helfen uns, den Rhythmus des Lebens zu regulieren. Gerade die Adventzeit steckt voller lebendiger Brauchtumpflege. Eine Geschichte über neun Familien aus den Bundesländern, die eingeladen haben, uns ihren ganz besonderen Weihnachtsbrauch zu zeigen.

Vater und Sohn knurren in Salzburg durch den Advent

 

„Halt still, Papa, sonst krieg ich deinen Kopf nicht in die Maske.“ Familie Müller ist gerade dabei, sich umzuziehen. Mama Petra hat ihr Hexenkostüm bereits an. Auch die zwölfjährige Rebecca trägt schon alles, was man als Engerl benötigt. Nur die Masken von Papa Thomas und Sohn Andreas wollen noch nicht recht sitzen. „Die neue Krampusmaske drückt ganz schön“, beklagt sich der Vater. „Dann musst als Engerl gehen“, sagt seine Frau und lacht.

Die Müllers aus Puch sind eine der wenigen Familien in Österreich, die zusammen bei Krampusläufen und den traditionellen Hausbesuchen mitmachen. Denn am 5. und 6. Dezember ist es wieder so weit. Dann geht die Familie mit anderen Mitgliedern des Vereins „Pucher Auteufel“ von Haus zu Haus und bringt Geschenke. Die Kuhglocken, die die Krampusse an ihren Gürteln tragen, werden sie schon von Weitem ankündigen. Ein kräftiges Klopfen an die Tür verschafft den Eintritt. Allen voran geht Mama Petra. Denn als Hexe muss sie laut Brauchtum die Stube zunächst sauber kehren und damit vom Bösen befreien. Lautes Knurren folgt der Hexe. Die Krampusse treten ein. Es ist der Auftritt von Papa Thomas und Sohn Andreas. Sie stampfen mit den Füßen auf, läuten mit den Glocken und schlagen mit der Rute auf den Tisch. Sie verbreiten Respekt, den man sogleich in den Gesichtern der anwesenden Kinder ablesen kann. Denn jetzt kommt er. Der Nikolo – gefolgt von seinen Engerln. Eines davon ist Tochter Rebecca. „Mei, Robert, du hast letztes Jahr auch nie dein Zimmer zusammengeräumt“, der Nikolo liest aus seinem Buch vor, das die guten und schlechten Taten der Kinder im Ort gesammelt hält. Der kleine Robert schaut schuldbewusst. Aber auch er wird später ein Säckchen voll mit Mandarinen, Schokolade und Nüssen vom Nikolo bekommen.

„Wir versuchen, die Tradition so ursprünglich wie möglich  beizubehalten undsie an unsere Kinder weiterzugeben“, erzählt Thomas Müller am Stammtisch. Seine Kinder waren von klein auf mit dabei. „Rebecca hat mit drei Jahren ihre erste Holzmaske bekommen und ist als Hexe mitgelaufen. Und Andreas hat schon als Baby seine Schnuller ständig in unsere geschnitzten Masken gesteckt“,  erinnert sich Mutter Petra.

Und wie sehr drückt die handgefertigte Holzmaske nun wirklich? „Nach acht Stunden unter der Maske ist das Gesicht rot vom vielen Schwitzen und teilweise blau von den Abdrücken“, sagt Thomas. Sein Sohn Andreas grinst und verrät: „Das kommt bei den Mädchen aber voll gut an.“ Die Familie lacht und der Vater meint: „Die Abdrücke sieht man bis Weihnachten. Aber spätestens unterm Baum schau’n wir wieder normal aus.“

 Wissenswertes zum Brauchtum

Begegnungen mit Krampussen sind in der Adventzeit im Alpenraum beinahe unvermeidlich. Wobei es regionale  Unterschiede in der Ausführung des Brauchtums gibt. So sind in Osttirol beispielsweise die sogenannten Kleibeife mit dem Nikolo unterwegs. Bei diesem jahrhundertealten Brauch des Klaubaufgehens findet ein  rituelles Rangeln der Krampusse mit dem Publikum statt. Hier wird der eine oder andere Besucher schon mal durch die Luft geworfen. Das Rangeln endet aber meist mit einer versöhnlichen Umarmung.

In der Steiermark wird Justus Schifferl kommen

Justus, Dominic und Lena verstecken sich hinter dem Haus der Großmutter. „Wir dürfen jetzt nicht gesehen werden“, sagt der elfjährige Justus. Langsam schleichen sich die drei Freunde unter dem Fenster von Justus’ Großeltern vorbei, hin zur Eingangstür. Jeder der drei hat ein kleines Schiff aus Papier in der Hand. Es ist der Tag vor Nikolo, und an diesem Tag geht man in Mariazell einem alten Brauch nach, dem Schifferlsetzen.

Kinder basteln am ersten Adventwochenende Schiffe aus Papier, bemalen sie, schreiben Sprüche drauf und setzen sie am Abend des 5. Dezember vor die Haustür von Nachbarn, Verwandten, Kindergärten oder Altenheimen. Diese befüllen die Schifferl über Nacht mit Lebkuchen, Mandarinen, Nüssen und Schokolade. Am 6. 12. geben die Erwachsenen die gefüllten Schifferl dann persönlich zurück an die Kinder. „Dieses Jahr habe ich 28 Schifferl gebastelt“, sagt Justus und grinst. „Dann hab ich bis Ostern Süßigkeiten.“

Papa Andreas Schweighofer und Mama Doris vom Heimathaus Mariazell basteln mit ihrem Sohn und den Kindern aus der Stadt bereits seit über 21 Jahren Schifferl. „Unser ältestes Schiff ist 35 Jahre alt, der Brauch selbst über 350 Jahre.“ Im Durchschnitt setzen Kinder im Alter zwischen zwei und elf Jahren ihre Schifferl. Das würde bedeuten, dass Justus heuer zum letzten Mal bei der Tradition mitmacht: „Na ja, zwei Jahre lang werde ich das schon noch machen. Ich kann einfach nicht aufhören.“

 

Wissenswertes zum Brauchtum

 

Das Schifferlsetzen findet zu Ehren des Heiligen Nikolaus statt. Er ist der Schutzpatron der Kinder, der Reisenden, aber auch der Flößer und Schiffsleute. Zurückzuführen ist dieser Brauch auf besonders starke „Nikolo-Hochwasser“, die meist um Anfang Dezember einsetzten und verheerende Schaden in Ortschaften anrichteten, die direkt an der Salza gelegen sind. Notleidende setzten den verschonten Mariazeller Bürgern ein Schifferl vor die Tür mit der Bitte, zu helfen. Gaben wie Mehl und Zucker fanden in den Schifferln Platz und halfen durch die schwere Zeit.

Jonas und Clara helfen dem Christkind in Tirol beim Sägen

„Brumm, brumm, brumm“ macht die Spielzeugkettensäge. Die einjährige Clara versucht damit ein junges Christbäumchen umzusägen. Bruder Jonas weiß, dass das so nichts wird.  Der Dreijährige hilft stattdessen Papa Philipp mit der echten Holzsäge. Familie Dellacher aus Volders geht jedes Jahr zur Christbaumfarm von Manfred Lechner. „Wir helfen dem Christkind dabei, den Baum zu fällen“, sagt Mama Verena. Traditionell wird der Christbaum bei Familie Dellacher Anfang  November zusammen ausgesucht, am 23. Dezember holt sie ihn dann ab. Das gemeinsame Sägen darf da nicht fehlen. „Daheim stellen wir den Christbaum auf den Balkon“, erklärt Mama Verena. „In der Früh ist der Baum dann weg, weil ihn sich das Christkind geholt hat, um ihn zu schmücken.“ Am 24. 12. Läutet schließlich ein Glöckchen – das Signal für die Kinder, dass das Christkind den Baum wiedergebracht und dekoriert hat. „Mir ist wichtig, dass wir in der Familie Traditionen pflegen und schöne Erinnerungen schaffen“, sagt Mama Verena. Übrigens: In diesem Jahr soll der Baum ausschließlich mit roten Kugeln und Bienenwachskerzen geschmückt sein. Na hoffentlich liest das das Christkind jetzt …

Wissenswertes zum Brauchtum

Christbaume kamen in Osterreich erstmals in der Biedermeierzeit auf. Geortet wurde der erste Christbaum am Hohen Markt im Palais des Bankiers Baron Nathan Arnstein, der mit einer Berliner Jüdin verheiratet war. Geschenke unter einen Christbaum zu legen, wurde bei ihr daheim gepflegt. Diese Sitte sprach sich herum und der Wiener Adel nahm die neue Mode des Christbaums begeistert auf. Bald darauf gehörte es auch in den Bürgerhausern zur guten Sitte, eine geschmückte Fichte oder Tanne aufzustellen.

Familie Rak sorgt im Burgenland für Musik

Das laute Knallen der Schweizer Kracher kündigt sie schon von Weitem an. Familie Rak aus Kittsee ist wieder unterwegs. Die Bewohner aus dem Ort wissen, was das bedeutet, und machen sich darum auch auf den Weg nach draußen. Dann kann man bereits die ersten Klänge von Lauras Trompete und Noahs Klarinette hören. Mama Karin und Papa Christoph stimmen mit Flügelhorn und Zugposaune in das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ ein. Das Publikum lauscht andächtig, eine Frau hat Punsch mitgebracht, eine andereKekse und kleine Küchlein.

Am 24. Dezember zieht Familie Rak traditionellerweise mit ihren Instrumenten von mittags bis  abends durch die Ortschaft und spielt klassische Weihnachtslieder. „Ich finde es so toll, dass die Leute sich freuen, wenn wir kommen“, sagt der zwölfjährige Noah. Die ganze Familie ist im ortsansässigen Musikverein tätig und auch sonst äußerst musikalisch. „In der Christmette spielen wir dann meistens auch noch und natürlich unterm Christbaum“, sagt die neunjährige Laura. Das Publikum applaudiert. Das dritte Lied ist zu Ende. Bevor Familie Rak weiterzieht, bekommt Papa Christoph von einer Nachbarin ein Stamperl Schnaps eingeschenkt. „Zum Aufwärmen“, wie sie sagt. „Aber wissen S’ eh, man muss vorsichtig sein. Wenn ich bei jeder Station ein Stamperl trinke, wird das Spielen am Ende ziemlich lustig“, meint der Mann schmunzelnd.

Wissenswertes zum Brauchtum

Die ältesten Weihnachtslieder waren zunächst lateinische Hymnen. Martin Luthers generelles Streben, die Messe in Deutsch abzuhalten, schuf auch Weihnachtslieder in deutscher Sprache. Im 18. Jahrhundert hielten die Weihnachtslieder Einzug in die Häuser der Familien. Ab dem 19. Jahrhundert fanden auch Weihnachtslieder aus anderen Ländern ihren Weg nach Österreich. Gleichzeitig entstanden unter den Bürgern erstmals Weihnachtslieder, in denen nicht mehr von der Geburt Jesu die Rede ist.

Geselliges Adventkranzbinden bei den Koreimanns in Kärnten

„Schau mal, die Hagebutten könnten wir auch nehmen.“ Julia Koreimann spaziert mit Sohn Ragnar  durch den Wald. Freundinnen aus Feistritz begleiten die beiden mit ihren Kindern. Gemeinsam  sammeln sie Gräser, Beeren und pflücken Tannenäste, Kiefern oder Efeu.

Jährlich trommelt Mama Julia aus der Gegend alleinerziehende Mütter und ihre Kinder zusammen und veranstaltet ein Adventkranzbinden in geselliger Runde. Jeder trägt einen Teil dazu bei. „Die eine Mama stellt den Raum zur Verfügung, eine andere bringt Kuchen mit. Die nächste sorgt für guten Tee. So ist das traditionelle Adventkranzbinden unter uns auch jedes Jahr ein wenig anders“, sagt Julia. „Am Ende wird aber immer gelacht und gebunden.“

So entstehen gleich mehrere Kränze an einem Abend. „Einer für die Oma, einer für uns, einer mit einer Kerze und vielleicht noch einer mit vier Kerzen“, sagt der achtjährige Ragnar. „Am Ende gebe ich über jeden Kranz ein gewebtes Band aus Schafwolle. Für uns ist das ein Ausdruck für den Zusammenhalt der Familie“, meint Julia. „Ich freue mich vor allem darauf, dass ich die Kerzerln Anzünden darf“, strahlt Ragnar.

 

Wissenswertes zum Brauchtum

Als Erfinder des Adventkranzes gilt der Theologe Johann Hinrich Wichern. Der Hamburger betreute sozial gefährdete Jugendliche in einem alten Bauernhaus. Da die Kinder während der Adventzeit immer fragten, wann denn endlich Weihnachten sei, baute er 1839 aus einem alten Wagenrad einen Holzkranz mit 20 kleinen und vier großen Kerzen. An jedem Tag wurde so eine weitere Kerze angezündet. Aus diesem Adventkranz hat sich der  traditionelle mit vier Kerzen entwickelt. Seit etwa 1860 wird er aus Tannenzweigen gefertigt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Adventkränze in den katholischen Kirchen Deutschlands aufgehängt. Im Ersten Weltkrieg kamen Adventkranze als Hoffnungszeichen in die Lazarette – und damitauch nach Österreich.

Drei Mädels und viele Kekse in Niederösterreich

Oma Elfriede betritt das Haus, wo es bereits nach Marillenmarmelade und Zimt duftet. Auf Krücken gestützt geht sie langsam in die Küche zu den anderen. „Ich lasse mir doch nicht das jährliche Keksebacken mit meinen Mädels nehmen, nur weil ich gerade an den Knien operiert wurde“, sagt die 70-Jährige und lächelt. Schwiegertochter Ute begrüßt sie herzlich. Enkelin Lina hingegen ist schon fleißig am Kekseausstechen. Klassische Marmeladenkekse sollen es heute werden.

„Ich habe noch nie einen Fertigteig gekauft“, sagt Mama Ute. „Ich schon“, schmunzelt die Oma. „Den Lebkuchenteig tu ich mir nicht an.“ Jedes Jahr in der Adventzeit backen die drei Generationen von Damen zusammen Kekse. „Manchmal kommt auch die Kärtner Oma dazu“, sagt Ute. Ihre Mama sei sowieso die beste Bäckerin von allen. Vanillekipferl, Nussbusserl und Schokowürfel sind die Lieblingskekse von Ute und Elfriede. Lina: „Ich finde alle Kekse gut. Aber am besten sind die mit Schokolade und Marmelade gleichzeitig.“

Und was machen eigentlich Opa Robert und Papa Herwig, während die Mädels backen? „Der Opa schreibt eigene Gedichte und trägt sie uns dann in der Adventzeit vor“, erzählt das Mädchen. Papa Herwig ist vor allem für den Christbaum zuständig. Und der darf ja nicht zu klein sein! Ute gesteht: „Wir sind wohl die einzige Familie, die ihren Christbaum schon einmal umgetauscht hat, weil er nicht groß genug war.“

Wissenswertes zum Brauch

Rituelles Backen zu besonderen Anlassen durfte es bereits in vorchristlicher Zeit gegeben haben. So war es ein germanischer Brauch, zur Wintersonnenwende „Opferbrote“ zu backen. Diese hat man an Schnüren aufgehängt, um böse Geister zu vertreiben. Das Christentum übernahm den Brauch und aus den Opferbroten wurde der Christstollen.

Im Mittelalter war dieser noch eine einfache Fastenspeise von Mönchen. Vermutlich wurde er erst um das Jahr 1700 zur süßen Köstlichkeit. Während Christstollen aufgrund der kostspieligen Zutaten reichen Schichten vorbehalten waren, mussten sich ärmere Familien mit kleineren, selbst gemachten Naschereien begnügen. Die ersten Kekse entstanden.

Vorarlberger Bastelengerl Ignaz und Vinzenz

Ignaz ist der Bastelkönig in der Familie Würbel. Der Dreijährige kann von Stiften, Schere, Papier, Glitzersternchen und Filz nicht genug bekommen. Darum freut er sich am meisten, wenn er zusammen mit Mama Manuela und Bruder Vinzenz auch heuer wieder die Adventkalender basteln darf. Bei Familie Würbel ist es in der Vorweihnachtszeit Tradition, dass die Söhne gemeinsam ihre

eigenen Adventkalender kreieren. „Wir haben schon Adventkalender aus Klopapierrollen und Pergament gemacht oder welche aus Filz.“ Das Christkind befüllt sie dann mit kleinen Geschenken und Naschereien über Nacht. Ignaz bekommt in diesem Jahr Bastelutensilien wie Radiergummi und Stempel, aber auch Süßigkeiten in seinen Kalender, wie Mama Manuela uns zuflüstert.

„Vinzenz mag hingegen Dinosaurier und noch immer die Minions. Die sind einfach nicht  wegzukriegen“, meint sie amüsiert. „Ich lerne auch ein Weihnachtsgedicht“, sagt der fünfjährige Vinzenz während des Bastelns. Um welches es sich dabei handelt, mag er aber nicht verraten. „Das ist streng geheim. Das wissen nur ich und das Christkind.“

 

Wissenswertes zum Brauchtum

Die Ursprünge des Adventkalenders gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Zunächst war er mehr Zahlhilfe und Zeitmesser, um die verbleibenden Tage bis Weihnachten bewusst zu zelebrieren. Eine der ersten Varianten: 24 an die Wand oder Tür gemalte Kreidestriche, wobei die Kinder täglich einen Strich  wegwischen durften. Oder man legte Strohhalme in eine Krippe – jeden Tag einen bis zum Heiligen Abend. Andere Familien hängten wiederum nach und nach 24 Bilder an die Wand.

In Wien teilt Familie Schubert aus

Während die ersten Familien ihre Geschenke unter dem Weihnachtsbaum auspacken, singen und das wohlig warme Miteinander zelebrieren, ist Maryam am Heiligen Abend mit ihren zwei Söhnen auf der Straße. „Ich wollte es anders machen“, sagt sie und holt eine Semmel mit Butter, Käse und Tomaten aus ihrem Rucksack hervor. Ihr elfjähriger Sohn Benjamin schenkt inzwischen Tee in einen  Pappbecher ein. „Wir verzichten zu Weihnachten auf einen Christbaum und auf den Konsumwahn. Stattdessen beschenken wir Obdachlose mit Tee, Essen und Süßigkeiten.“ Das zweite Jahr verbringen Benjamin, Sebastian und ihre Mutter den Heiligen Abend schon so. „Man sollte sozial sein, und das nicht nur an Weihnachten“, sagt der 19-Jährige. Dieses Jahr will Maryam auch Mützen und  Handschuhe sammeln, um sie an Leute, die auf der Straße wohnen, zu verteilen. „Manche Menschen sind schüchtern, andere einfach nur glücklich, wenn wir ihnen kleine Geschenke machen“, erzählt Benjamin.

Und so spaziert die Alleinerzieherin Maryam mit ihren Söhnen in der Nacht vom 24. 12. in der Wiener Innenstadt umher, den Trolley mit Essen vollgepackt, und spielt Christkind für die Armen. „Weihnachten ist ein gesegnetes Fest, das mir zu kommerziell geworden ist. Diesen Segen wollte ich wieder spüren. Und das können meine Kinder und ich jetzt.“

 

Johannes und seine Krippe in Oberösterreich

„Das Dach kann noch etwas Moos vertragen“, sagt Johannes zu Meister Kurt Wimmer und streut ein paar geriebene Tannennadeln auf die kleinen Holzschindeln. In der Fischlhamer Krippenstube  vollendet der 15-Jährige soeben sein Meisterwerk – eine alpenländische Krippe ganz nach seinen Vorstellungen. Es war vor zwei Jahren, als sich Kurt und Johannes begegneten. Am Nikolausmarkt in Eberstalzell stellte der Krippenbauer seine schönsten Werke aus. Johannes, Bruder Lukas, Schwester Isabella, Mama Hilda und Papa Franz Hundstorfer waren unter den staunenden Besuchern. Johannes: „Ich habe die Krippen von Kurt gesehen und dachte mir: ‚Das möchte ich auch können!‘“ Da Mama Hilda stets darum bemüht ist, die Kreativität der Kinder zu fördern, schenkten sie und ihr Mann dem ältesten Sohn daraufhin zu Weihnachten einen Krippenbaukurs. „Es muss ja nicht immer  elektronisches Spielzeug sein.“

Über 80 Stunden hat Johannes an der Krippe gesägt, geschraubt, gebastelt und gemalt. „Ich konnte sie so bauen, wie ich sie wollte, und spüren, wie Schritt für Schritt etwas Großartiges entsteht.“ Darum steht für den Hobbybastler auch fest: „Wenn ich von daheim ausziehe, nehme ich die Krippe mit!“ Da muss Papa Franz lachen: „Wenn er auszieht, baue ich mir halt selber eine.“ Auch Bruder Lukas wurde schon mit dem Fieber des Krippenbauens angesteckt. „Daheim im Garten habe ich eine einfache, aber lebensgroße Krippe aus Holz aufgebaut.“ Irgendetwas muss bei Familie Hundstorfer in der hauseigenen Werkstatt immer gebastelt werden. „Derzeit bauen Johannes und ich ganz allein eine Passionskrippe und hoffen, dass sie bis Ostern fertig ist“, verrät Lukas.

Wissenswertes zum Brauchtum

Die Wurzeln der Krippendarstellung reichen bis ins Mittelalter zurück. Die Weihnachtskrippen, wie wir sie heute kennen, kamen im 16. Jahrhundert von Italien nach Osterreich. Die ältesten Krippen standen in Franziskaner- und Jesuitenkirchen. Als man Krippen immer prunkvoller gestaltete, wurden sie durch mehrere Verbote aus den öffentlichen Gebäuden, also vor allem aus den Kirchen, verbannt. Das war der Moment, wo die Weihnachtskrippen in die Privathäuser übersiedelten. So wurden auch Krippenspiele oder das Krippenschauen zum Brauchtum. Man besuchte die Nachbarn, bewunderte die figurenreichen Hauskrippen und stieß mit einem Schnaps vor der Krippe an.

Forum

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Insgesamt 0 Beiträge

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein, um Zugriffe darauf zu analysieren, Ihre bevorzugten Einstellungen zu speichern und Ihre Nutzererfahrung zu optimieren. weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close