Bildung

„Es geht um die Qualität der einzelnen Schule“

Mittelschule oder AHS? Bildungsexpertin Sabine Buchebner-Ferstl über Stärken und Schwächen der verschiedenen Schultypen.

Die Wahl der weiterführenden Schule bedeutet für viele Eltern Druck und Stress. Wie kann man dem entgegenwirken? 

Sabine Buchebner-Ferstl: Diese Entscheidung wird von den Eltern als wichtige Weichenstellung für das weitere Leben begriffen. Die gute Nachricht ist auf jeden Fall, dass weiterhin alle Bildungswege einschließlich der Weg zur Matura und zu einem späteren (Fach-)Hochschulabschluss offenstehen. 

Wie trifft man nun aber die richtige Entscheidung?

Nicht der Schultyp ist der ausschlaggebende Punkt, sondern die Qualität der einzelnen Schule. Es gibt eine Vielzahl ausgezeichneter Mittelschulen mit vielfältigem Angebot, während die Bezeichnung AHS nicht automatisch als Qualitätskriterium herangezogen werden kann. Wenn zu erwarten ist, dass sich das Kind in einer AHS nicht so leichttun wird, ist die Entscheidung dafür auch nicht sinnvoll. In der MS liegt der Schwerpunkt stärker auf der pädagogischen Ebene und der individuellen Förderung, was als Stärke dieses Schultyps gesehen werden kann.

Wie wählt man nach der Wahl des Schultyps konkret die richtige Schule aus?

Der Wohnort spielt natürlich eine sehr große Rolle. Im ländlichen Raum stellt sich die Frage gar nicht in diesem Ausmaß, da die Angebote zumeist sehr überschaubar sind. Im städtischen Umfeld bestehen mehr Möglichkeiten, aber auch die Herausforderung, Qualität und Angebot der einzelnen Schule genau unter die Lupe zu nehmen. Die Entscheidung für eine weiterführende Schule sollte jedenfalls niemals die alleinige Entscheidung der Eltern sein und sollte immer mit dem Kind gemeinsam getroffen werden.

Ist es problematisch, dass sich die Noten aus der Volksschule so stark auf den künftigen Bildungsweg auswirken?

Grundsätzlich ist es nicht ideal, dass die Trennung schon so früh, also bereits mit zehn Jahren erfolgt. Dass die soziale Herkunft dabei eine zentrale Rolle spielt, ist vielfach belegt. Dass die frühe Trennung mit zehn Jahren diese Tendenz noch verstärkt, ebenso. Schulnoten sind immer auch kontextabhängig und nicht objektiv. Ein „Sehr gut“ in einer leistungsschwachen Klasse entspricht möglicherweise einem „Befriedigend“ in einer leistungsstarken Klasse. Ein sehr intelligentes Kind hat vielleicht noch etwas Entwicklungsbedarf im Hinblick auf Konzentrationsfähigkeit und Selbstdisziplin und schreibt deshalb schlechte Noten. 

 

Sabine Buchebner-Ferstl 

Bildungsforscherin, Uni Wien

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