Gemeinsam Schule gestalten
Eltern können sich auf unterschiedliche Arten in der Schule einbringen und ihre Kinder unterstützen – zum Beispiel als Elternvertreter. Über Aufgaben und Erwartungen

Das neue Schuljahr bringt nicht nur neue Aufgaben und Herausforderungen für Lehrpersonal und Schüler:innen, auch Eltern sind gefragt. Für ein gutes Schulklima sollten alle drei Parteien an einem Strang ziehen. In Österreich gibt es dafür einige Möglichkeiten: Abhängig von der Schulform treten die Schulpartner*innen im Klassen-, Schulforum- und Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) aufeinander, eine Beteiligung beim Elternverein ist ebenso möglich. Karl Dwulit vom LandesEltern- VerbandWien (LEVW) erklärt: „Laut den gesetzlichen Bestimmungen in Österreich haben Eltern/ Erziehungsberechtigte ein sehr weitreichendes Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsrecht in der Pflichtschule.“ Das Klassenforum gibt es von der Vorschulstufe bis zur 8. Schulstufe. Eine Ausnahme stellt die AHS dar, hier gibt es stattdessen den Schulgemeinschaftsausschuss (SGA). Im Klassenforum sind die Eltern der Klasse vertreten und es werden Angelegenheiten, die nur die Klasse betreffen, beschlossen. Im Schulforum sind die Klassenvertreter*innen aller Klassen einer Schule Mitglied. Klassen- und Schulforum existieren parallel. Das Schulforum versteht sich als Vertretung auf Schulebene, hier werden Angelegenheiten diskutiert, die mehr als eine Klasse betreffen. Im Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) sind auch drei Vertreter:innen der Eltern. In der AHS gibt es den SGA ab der 5. Schulstufe, in anderen Schulformen ab der 9. Auch der SGA ist eine Vertretung auf Schulebene.
Wozu es Elternvereine braucht
Zudem gibt es noch Elternvereine. Alle Eltern können Mitglied werden, es ist ein Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Dwulit nennt zwei zentrale Ziele: Der Elternverein stellt einerseits eine Solidargemeinschaft dar, denn mit den Mitgliedsbeiträgen und eventuellen Spenden können armutsbetroffene Schüler*innen unterstützt werden, andererseits fungiert er als Sprachrohr der Eltern. „Das heißt der Elternverein vertritt die Rechte und Anliegen der Eltern/Erziehungsberechtigten gegenüber der Schulleitung, mitunter aber auch gegenüber der Bildungsdirektion und der Schulerhalterin bzw. des Bezirks“, so Dwulit. Eltern haben dabei viele Möglichkeiten, sich aktiv am Schulgeschehen zu beteiligen. Ilse Schmid vom Steirischen Landesverband der Elternvereine an Schulen für Schulpflichtige sagt über die Relevanz der Elternbeteiligung: „Lehrpersonen und Schulleitung haben zwar eine professionelle, aber dennoch eingeschränkte Sichtweise.“ Eltern wissen besser, wie ihre Kinder mit der Schule zurechtkommen. Paul Haschka vom Dachverband der Elternvereine an Pflichtschulen erinnert, dass Schüler*innen an Pflichtschulen sich nicht selbst vertreten können, daher müssen die Eltern für sie sprechen. Er betont ebenso die Bedeutung der Eltern: „Die Lehrpersonen sind die Expert:innen für den Unterricht, die Eltern sind die Expert:innen für ihr Kind.“
Herausforderungen während Corona
Schmid erklärt die Herausforderungen: „Aktive Elternvertretungen haben das Ziel, Bedürfnisse und Probleme ihrer Klientel nicht nur zu kennen, sondern auch wirkungsvoll Abhilfe zu schaffen. Hier waren die letzten zwei Jahre besonders herausfordernd. Ein von Präsenz unabhängiges Beratungs- und Beschluss-Setting musste aufgebaut werden. Eltern brauchten zur Bewältigung ihrer ‚Lehreraufgaben‘ während der Pandemie nicht nur ideelle, sondern oft auch substanzielle Unterstützung. Darüber hinaus musste an manchen Schulen auch eine den Intentionen gemäße und von Eltern leistbare Umsetzung der ‚Corona-Maßnahmen‘ durchgesetzt werden.“ Zudem sei es schwer gewesen, Eltern zur Beteiligung an der Schule zu ermutigen, so Schmid. Haschka sieht die Schulen in der Pflicht, eine Beteiligung zu ermöglichen: „Manche Schulleiter:innen wollen die Eltern nicht in ihre Entscheidungen einbeziehen. Darunter kann die Qualität der Schule leiden.“ Für Elternvertreter:innen sei es wichtig, nicht nur die Anliegen des eigenen Kindes im Auge zu haben, betont Haschka. Dwulit geht noch einen Schritt weiter: „Allgemein sind die Herausforderungen in einem sehr starren und oft fortschrittresistentem Bildungssystem zu sehen.“ Er kritisiert vor allem die frühe Selektion, mangelnde Inklusion sowie den Umstand, dass der Bildungshintergrund der Eltern weiterhin entscheidend sei.
Was sich Lehrer:innen wünschen
Wie sehen Lehrer:innen die Zusammenarbeit mit den Eltern? Für Ursula Frey, Volksschullehrerin seit 14 Jahren, hat die Schulpartnerschaft stets gut funktioniert. Sie habe den Eltern erklärt, dass diese bei Problemen zuerst zu ihr kommen sollen: zudem müsse die Zusammenarbeit „sehr klar transparent“ gemacht werden. Auch Volksschullehrerin Andrea Pandalitschka lobt die Zusammenarbeit: „Egal, ob bei Ausflügen, Veranstaltungen oder der
Mithilfe am Unterrichtsgeschehen – der Großteil der Eltern hilft gerne mit.“ Dennoch haben beide Wünsche: Frey betont, dass Eltern ihren Kindern Grundregeln der Erziehung mitgeben sollen: „Leider muss in den letzten Jahren die Schule immer mehr erzieherische Aufgaben übernehmen, sodass das eigentliche Unterrichten zu kurz kommt.“ Zudem wünscht sie sich, dass Eltern die Mitteilungshefte beachten. An ihrer Schule werde zusätzlich die App „Schulfox“ zur Kommunikation mit den Eltern genutzt, so Frey, dennoch scheinen es Einzelne etwas zu übertreiben: „Es gibt nämlich viele Eltern, die rund um die Uhr, ja sogar zu den unmöglichsten Zeiten –wie mitten in der Nacht – Kontakt mit der Lehrerin aufnehmen.“ Andrea Pandalitschka merkt an, dass bei manchen das Lernen nur in der Schule stattfinde. „Viele Inhalte benötigen Übung, welche zu Hause erfolgen sollte.“ Zudem wünscht sie sich mehr ungezwungenen Kontakt und einen offenen Umgang mit Problemen, um die Kinder besser zu verstehen. Sie hat eine Idee, um Eltern mehr einzubinden: „Ich könnte mir gemeinsame ‚Lehrmittelnachmittage‘ vorstellen, an denen Unterrichtsmaterialien für die Kinder in Zusammenarbeit mit den Eltern erstellt werden.“
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