Psychologische Hilfe an Schulen
Spätestens seit dem schrecklichen Schussattentat an einer Grazer Schule ist klar: Die psychologische Hilfe für Schüler:innen, Lehrpersonal und Eltern soll österreichweit ausgebaut werden.

Es war der 10 Juni 2025. Ein Tag, der in die Geschichte eingehen sollte. Um 9 Uhr 57 begann das Grauen.
Ein 21-jähriger ehemaliger Schüler des BORG Dreierschützengasse, einem Gymnasium in Graz, begann mit einer Glock 19 und einer Schrotflinte um sich zu schießen. 10 Menschen starben – darunter 9 Schülerinnen und Schüler, sowie eine Lehrkraft. Danach beging der Täter auf einer Schultoilette Selbstmord.
Zahlreiche Kriseninterventionsteams, darunter auch eines aus Wien, waren vor Ort im Einsatz, um überlebende Betroffene, Angehörige und Einsatzkräfte zu unterstützen.
Wer war dieser junge Mann, der eine so furchtbare Tat beging?
Es handelt sich um einen 21-jährigen ehemaligen Schüler, der die Schule ohne Abschluss 2022 verlassen hatte. Er lebte zuletzt bei seiner alleinerziehenden Mutter in Kalsdorf bei Graz im Bezirk Graz-Umgebung. Der Vater stammt aus Armenien und lebte getrennt von der Mutter. Der Täter hatte sich offenbar lange vorbereitet. Er absolvierte ab März 2025 Schießübungen mit einer Leihwaffe. Später erwarb er legal eine Schrotflinte und eine Pistole. Auch eine nicht funktionsfähige Rohrbombe sowie Pläne für einen Sprengstoffanschlag wurden bei der Hausdurchsuchung gefunden. Anlässlich der Untersuchung für eine Waffenbesitzkarte war er ursprünglich als nicht wehrdiensttauglich eingestuft worden. Dieses Ergebnis wurde jedoch nicht an die Gutachterstelle für die Waffenprüfung weitergegeben. Der Täter bewunderte die Attentäter des Columbine-Highschool Amoklaufes von 1999 in den USA, bei dem es 11 tote Schüler und eine Lehrkraft, sowie 21 Verletzte gab. Er hinterließ Abschiedsnachrichten in Brief- und Videobotschaft an seine Mutter. Laut Polizeiberichten zeigte er Anzeichen sozialer Isolation. Er war ein obsessiver Spieler von Ego-Shooter Videos. Seine „Freundschaften“ bestanden vorwiegend aus Online-Kontakten.
Das genaue Motiv für diesen Amoklauf ist bisher immer noch nicht bekannt. Es wird vermutet, dass es sich um ein komplexes Zusammenspiel von folgenden Faktoren handelte:
• Faszination für frühere Schulmassaker
• Persönlicher Frustration und sozialem Rückzug
• Wunsch nach maximaler medialer Aufmerksamkeit
• Selbstmord, der eingeplant war
Österreich erklärte drei Tage Staatstrauer und am 11. Juni um 10 Uhr hielt das Land eine Schweigeminute. In der Folge rückte das Thema „Schulpsychologie“ in den Mittelpunkt des Interesses.

Die Frage lautet: Haben wir genug schulpsychologische Unterstützung in Österreich, um Betroffenen zeitnah zu helfen?
Schulpsycholog:innen arbeiten für Schüler:innen, Eltern, Lehrpersonen sowie Schulleitungen, beziehungsweise Behörden. Sie übernehmen: Individuelle Beratung bei Lern-, Entwicklungs- oder Verhaltensproblemen sowie psychosomatischen Beschwerden, Prüfungsangst und Zukunftsfragen, Systemische Unterstützung zur Weiterentwicklung von Schulen und Bewältigung institutioneller Herausforderungen, Kriseninterventionen. Auch für Gewaltprävention – oft in Zusammenarbeit mit Initiativen wie dem ÖZPGS (“Österreichisches Zentrum für psychologische Gewaltprävention im Schulbereich”) ist die Schulpsychologie zuständig. Die Schulpsychologie in Österreich ist ein zentraler und gesetzlich verankerter Bestandteil des Schulwesens. Schulpsycholog:innen beraten auf individueller und systemischer Ebene, unterstützen in Krisen- und Gewaltfällen, und agieren unabhängig, wissenschaftlich fundiert und vernetzt. Die Angebote sind niederschwellig und vertraulich — dennoch bestehen in der Praxis teils erhebliche Verzögerungen bei der Terminvergabe.
Welche Neuerungen wird es in Zukunft geben?
Bildungsminister Christoph Wiederkehr hat im August im Rahmen einer Pressekonferenz zugesichert, dass im Laufe des nächsten Schuljahres ungefähr 70 neue klinische Psycholog:innen zur Verfügung stehen sollen.Laut Ministerratsbeschluss vom 2. Juli 2025 werden in den nächsten drei Jahren die Stellen von 190 auf rund 380 verdoppelt. Zusätzlich werden erstmals bundesweit 65 Schulsozialarbeiter:innen in AHS und BMHS eingesetzt.
Die Initiative „Starke Schule, starke Gesellschaft“ bringt ab 2026 externe psychosoziale Workshops, Fortbildungen und Veranstaltungen in Klassenräume. Der Betrag für außerschulische Prävention wird von 2 auf 4 Mio. € pro Jahr erhöht. Es soll auch einen Ausbau des Jugendcoachings, verpflichtende Beratung bei drohendem Schulabbruch und Coaching mit Fokus auf Ballungsräume etabliert werden.
Künftig wird auch der Einsatz von Psychotherapeut:innen in multiprofessionellen Teams geprüft.
Kontaktaufnahme mit Schulpsycholog:innen
Die Hotline der Schulpsychologie wird in Kooperation mit Rat auf Draht betrieben. Die Beraterinnen und Berater sind unter der Nummer 0800 211 320 von 0 – 24.00 Uhr an sieben Tagen zu jedem Thema erreichbar.
Beratungsstellen gibt es in allen Bildungsregionen. Die Inanspruchnahme von schulpsychologischen Leistungen ist freiwillig, kostenlos und vertraulich.Eine Kontaktaufnahme ist telefonisch oder per E-Mail möglich.
Danach erfolgt eine Terminvereinbarung für ein ausführliches Beratungsgespräch. Das Gespräch kann persönlich an der Beratungsstelle oder in der Schule, online oder telefonisch stattfinden Auch für
Anfragen rund um das Thema Krieg und Terror bieten die Psychologen einerseits Eltern sowie Pädagoginnen und Pädagogen Hilfestellungen an, wie man mit Kindern und Jugendlichen diese Thematik altersgemäß behandeln kann. Auch Schülerinnen und Schüler, die dadurch belastet sind, erhalten Beistand und Unterstützung.
Beratungsstellen österreichweit:
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