Ernährung

Apfel, Mus und Strudelteig

Ob frisch, verkocht oder zum Saft gepresst: Der Apfel ist mehrheitsfähig und unser beliebtestes Obst. Nun erleben auch aromatische alte Sorten und die Vielfalt der Streuobstwiese eine Renaissance.

Zwei Portionen Obst am Tag, das ist die aktuelle Empfehlung der Ernährungswissenschaft. „Wenn der Appetit auf Äpfel etwas größer ist“ – vor allem jetzt, zur Haupterntezeit –, „dann ist das sicher kein gesundheitlich riskantes Thema“, erklärt Andrea Ficala.

Die Köchin und Ernährungswissenschaftlerin ist selbst Apfelfan und rät, zwischendurch auch etwas auf die Abwechslung innerhalb der Apfelsorten zu achten. Ihr persönlicher Liebling unter den Hunderten Apfelsorten ist der Topaz: „Für mich der perfekte Apfelgeschmack.“ Der Topaz ist aktuell die Biosorte, weil sie gegen Krankheitserreger wie den Schorf besonders resistent ist und dadurch ohne Herbizide auskommt. Weil sich aber auch Bakterien und Pilze anpassen, sind Vielfalt, permanente Züchtung und der Erhalt alter Sorten nicht nur ein geschmackliches Gebot. Je weniger Sorten den Obstbau dominieren, desto riskanter ist es, dass eine Krankheit allumfassenden Schaden anrichtet. Das abschreckende Beispiel liefert aktuell das Bananen-Business, wo die Konzentration auf eine Sorte (Cavendish) dazu geführt hat, dass ein einziger Pilz in den nächsten Monaten zu einem globalen Ernteausfall bei Bananen führen könnte.

„Die perfekte Zwischenmahlzeit: sättigt uns, wächst in der Region und kommt ohne Extraverpackung aus.“

Andrea Ficala
Ernährungswissenschaftlerin, schwärmt vom Apfel.
www.ess-werk.at

Der Apfel als Politikum

Nach dem Zweiten Weltkrieg fokussierte man auch in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gezielt auf Einheitssorten. „Mehrheitsfähig waren Sorten, die in allen beteiligten Ländern angebaut werden konnten“, weiß der deutsche Pomologe Eckart Brandt. Subventionen und Zuschüsse gab es nur für mehrheitsfähige, moderne Tafelobstsorten wie Golden Delicious. Alte österreichische Sorten – etwa der steirische Kronprinz Rudolf – standen ohnehin nicht zur Debatte, weil Österreich kein Mitglied der EWG war. Viele dieser Sorten überlebten die große „Sortenbereinigung“ der 1960er- und 1970er-Jahre eher zufällig in alten Bauerngärten oder auf extensiven Streuobstwiesen, deren Besitzer ihren besonderen Geschmack und die Eignung für Most oder Apfelsaft schätzten.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

 

 

 

Praktisch im Obstgarten und auf der Streuobstwiese: Mit der „Obstraupe“ (Organic Tools) wird die Ernte reifer Früchte zum Kinderspiel.

Vorsicht bei zu viel Saft

Eine der beiden täglich empfohlenen Obstportionen kann übrigens gelegentlich über Fruchtsaft abgedeckt werden. „Beim Erwachsenen sind das 200 Milliliter und bei Kindern etwa halb so viel“, meint Ernährungswissenschaftlerin Andrea Ficala. Empfehlenswert sind verdünnte Varianten im Verhältnis zwei Teile Wasser zu einem Teil Fruchtsaft. „Die begrenzte Empfehlung gilt, weil wir über Säfte eine große Menge des von Natur aus enthaltenen Fruchtzuckers aufnehmen können. Und zwar mehr, als wir mit ganzem Obst schaffen, denn hier sind wir schneller satt.“ Übrigens: Zwischen Ende Oktober und Anfang März wäre die ideale Zeit, um Apfelbäumchen auszusetzen. Der eigene Garten ermöglicht es, auch seltene, alte Sorten zu kultivieren. Und bei überschaubarem Platz bietet sich ein „Mehrsortenbaum“ an, wo auf einem Stamm verschiedene Apfelsorten wachsen.

Im Schatten des Golden Delicious: alte Apfelsorten

Vielfalt schmecken: Das „Apfelkulinarium“ der Wieseninitiative rückt alte, aromatische Sorten in den Mittelpunkt. www.streuobstwiesn.at

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