Bildung

Berufsorientierung 2.0 – was junge Menschen wirklich brauchen

Was brauchen junge Menschen wirklich brauchen, um ihre berufliche Zukunft sinnvoll zu gestalten.

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Bewerbungen nach Schema F, veraltete Ratschläge und Druck von allen Seiten – klingt nicht gerade nach der besten Vorbereitung auf die Zukunft, oder? Genau das ist das Problem vieler Jugendlicher, wenn es um die eigene Berufsorientierung geht. Während sich die Arbeitswelt rasant verändert, bleiben viele Konzepte von gestern. Kein Wunder, dass viele junge Menschen planlos sind oder sich für den „sicheren“ Weg entscheiden, ohne zu wissen, ob er wirklich zu ihnen passt.

Moderne Berufsorientierung muss mehr sein als nur ein Praktikum und eine Broschüre mit Standard-Tipps. Sie sollte Jugendlichen helfen, ihre Stärken zu erkennen, echte Einblicke in Berufe zu bekommen und mutig neue Wege zu gehen. Aber was brauchen junge Menschen wirklich, um ihre berufliche Zukunft sinnvoll zu gestalten? Genau darum geht es in diesem Artikel.

Klassische Berufsberatung stößt an ihre Grenzen

Viele Jugendliche sitzen in der Schule und hören Vorträge über Jobs, die sie weder interessieren noch zu ihnen passen. Oder sie bekommen gut gemeinte, aber wenig hilfreiche Tipps wie „Mach was Sicheres“ oder „Studier lieber was mit Zukunft“.

Das Problem? Diese Art der Berufsorientierung geht oft an den realen Bedürfnissen der Jugendlichen vorbei. Eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2022 zeigt, dass nur 37 % der Jugendlichen mit der aktuellen Berufsorientierung zufrieden sind und sie als hilfreich empfinden. Das bedeutet: Mehr als die Hälfte fühlt sich damit nicht gut vorbereitet – ein klares Zeichen, dass sich etwas ändern muss.

Junge Menschen brauchen keine langweiligen Infoveranstaltungen, sondern echte Inspiration und konkrete Unterstützung, um ihre Talente zu entdecken und sinnvolle Perspektiven zu entwickeln.

Was junge Menschen wirklich brauchen

  1. Orientierung, die zu ihnen passt

Berufsorientierung findet oft in der 7. oder 8. Klasse statt – genau in der Hochpubertät. In dieser Phase fehlt vielen Jugendlichen noch die Weitsicht für langfristige Entscheidungen. Sie sind mitten im Abkopplungsprozess von Erwachsenen, hinterfragen deren Werte und sind stark auf sich selbst fokussiert. Das macht es schwer, sie mit klassischen Berufsberatungsangeboten zu erreichen.

  1. Träume ernst nehmen und gezielt hinterfragen

Wenn Jugendliche sagen: „Ich werde Influencer“ oder „Ich verdiene mein Geld mit YouTube“, werden sie oft belächelt. Dabei steckt in solchen Aussagen eine wertvolle Gelegenheit für Berufsorientierung. Statt Träume abzutun, sollte man sie hinterfragen: „Was brauchst du, um darin wirklich gut zu sein?“ Dadurch erkennen Jugendliche selbst, dass für solche Berufe nicht nur Kreativität, sondern auch kaufmännisches Wissen, Medienkompetenz und technisches Know-how nötig sind.

  1. Brücken zwischen Interessen und Ausbildung bauen

Viele Berufe, die Jugendliche faszinieren, lassen sich mit bestehenden Ausbildungswegen verknüpfen. Wer Social Media liebt, könnte im Online-Marketing oder als Mediengestalter durchstarten. Wer eine Gaming-Karriere plant, braucht Skills in Design, Programmierung oder Business-Management. Anstatt Jugendliche mit „Das ist doch kein richtiger Job“ zu entmutigen, sollte Berufsorientierung ihnen zeigen, welche realistischen Wege zu ihren Zielen führen.

 

Eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2022 zeigt, dass nur 37 % der Jugendlichen mit der aktuellen Berufsorientierung zufrieden sind und sie als hilfreich empfinden.

Eltern: So unterstützt ihr eure Kinder richtig

Laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2022 sind für 73 % der Jugendlichen die Eltern die Hauptquelle der Beratung bei der Berufswahl. Eltern wünschen sich für ihre Kinder oft Sicherheit und Stabilität im Berufsleben. Der Gedanke „Ich möchte, dass mein Kind es besser hat als ich“ spielt dabei eine entscheidende Rolle. Deshalb neigen Eltern dazu, Berufe aus ihrer eigenen Perspektive zu empfehlen, ohne die tatsächlichen Stärken und Interessen ihres Kindes ausreichend zu berücksichtigen. Empfehlungen wie „Geh doch zur Bank. Das ist sicher“ haben sich jedoch nach Bankenpleiten, Niedrigzinsphasen und fortschreitender Digitalisierung nicht immer als zukunftssicher erwiesen.​

Was können Eltern tun?

Statt vorschnelle Ratschläge zu geben, sollten sie gemeinsam mit ihren Kindern deren individuelle Fähigkeiten und Leidenschaften erkunden. Durch offene Gespräche und gezieltes Hinterfragen können Eltern ihren Kindern helfen, einen Beruf zu finden, der nicht nur sicher, sondern auch erfüllend ist.

Schulen: Mehr als nur Noten vermitteln

Schulen spielen eine entscheidende Rolle, wenn es um Berufsorientierung geht. Doch oft ist sie auf ein paar Pflichtveranstaltungen beschränkt. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten, sie spannend und praxisnah zu gestalten.

Kooperationen mit Unternehmen

Warum nicht echte Einblicke in die Arbeitswelt schaffen? Unternehmen könnten regelmäßig Workshops anbieten oder Schüler für einen Tag begleiten lassen.

Soft Skills fördern

Schulen sollten aufhören, SchülerInnen dieselben langweiligen Fragebögen ausfüllen zu lassen, die schon vor 30 Jahren verwendet wurden. Das ist nicht mehr zeitgemäß und hilft Jugendlichen kaum weiter. Viel effektiver ist es, echte Bewerbungssituationen in Form von Rollenspielen zu üben.

Wie verhalte ich mich in einem Assessment-Center? Was ist wichtig, wenn ich ein Bewerbungsinterview mit mehreren Personen online habe? Wie wirke ich souverän, selbst wenn mich die Nervosität packt? Solche praxisnahen Erfahrungen sind Gold wert und bereiten Jugendliche auf das vor, was sie nach der Schule wirklich erwartet. Statt trockener Theorie sollte Berufsorientierung an Schulen darauf abzielen, junge Menschen mit den notwendigen Soft Skills auszustatten, damit sie sicher und überzeugend auftreten können.

 

Berufsorientierung mit Spaß statt Druck

Florian Böll bringt es mit seinem Ansatz auf den Punkt: Berufsorientierung sollte Neugier wecken, Möglichkeiten aufzeigen und Mut machen. Statt Jugendlichen das Gefühl zu geben, sie müssten sofort den perfekten Weg kennen, sollte man ihnen die Freiheit geben, Dinge auszuprobieren. Denn am Ende geht es nicht nur darum, irgendeinen Job zu finden – sondern den richtigen für sie.

Über den Autor

Florian Böll, der als Teenz Coach bekannt ist, arbeitet seit 20 Jahren mit Jugendlichen in ganz Deutschland und bildet Pädagogen, TrainerInnen & Coaches aus und weiter. Als Mentor beim TÜV-zertifizierten Bildungsträger „Stark auch ohne Muckis“ bildet er Pädagogen, TrainerInnen und Coaches aus und weiter, die seine Methoden in ihrer eigenen Arbeit anwenden. Bekannt aus dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichneten VOX Generationenprojekt „Wir sind Teens und Ihr seid alt“, schafft er Verbindungen zwischen den Generationen.
www.starkekidzschool.de

Böll Pressebild XII - Portrait Teenz II
Florian Böll, der als Teenz Coach bekannt ist, arbeitet seit 20 Jahren mit Jugendlichen in ganz Deutschland und bildet Pädagogen, TrainerInnen & Coaches aus und weiter.

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