Gesundheit

Botox, Filler und Co. – gesundheitliche Risiken bei Schönheits-OPs

Die Nachfrage nach Schönheits-OPs steigt. Besonders gefragt: Minimalinvasive Verfahren mit Botox und Filler. Die saloppe Bewerbung in Print- und Sozialen Medien erweckt den Eindruck, als wären solche Behandlungen mit keinerlei Risiko verbunden – ein Eindruck, der mitunter gefährlich werden kann.

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Die Stadt Wien startet am 26. Juni eine mehrwöchige Kampagne und thematisiert gesundheitliche Risiken und Patient*innen-Rechte bei ästhetischen Eingriffen.

Botox & Filler als „kleine“ Eingriffe verharmlost

Der Markt für ästhetische und chirurgische Medizin wächst. Die Zahl ästhetischer Eingriffe in Österreich wird auf 30.000 bis 100.000 pro Jahr geschätzt. Doch harmlos sind diese Behandlungen nicht. Das Wiener Programm für Frauengesundheit und zahlreiche Expert*innen vermissen die notwendige Ernsthaftigkeit, mit der ästhetische Eingriffe medial, aber auch von Seite der Anbieter*innen kommuniziert werden. Ab heute sind wichtige Informationen rund um Botox und Co. online auf der Stadt Wien-Seite abrufbar.

Zu wenig thematisiert werden die teils schwerwiegenden Nebenwirkungen oder Komplikationen, die bei minimalinvasiven Eingriffen mit Hyaluron oder Botox auftreten können. „Genau hier setzen wir an. Ärzt*innen haben eine Aufklärungspflicht und können mögliche Komplikationen abschätzen. Niemand sollte solchen Eingriffen zustimmen, ohne sich davor ausreichend zu informieren und die Risiken zu kennen“, betont Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.

Besonders gefährlich ist es, wenn unqualifizierte Personen Behandlungen vornehmen. Nur Mediziner*innen können mögliche auftretende Komplikationen wie blockierte Blutgefäße oder starke allergische Reaktionen sofort erkennen. Daher dürfen in Österreich nur ausgebildete Fachärzt*innen minimalinvasive ästhetische Behandlungen durchführen.

„Der Umgang mit Schönheitsidealen ist ein zentrales Thema für unsere Jugend. Speziell Mädchen und junge Frauen sind hier starken Einflüssen und einem enormen Erwartungsdruck ausgesetzt. Entscheidend ist oft das Selbstbewusstsein, ob man einen modischen Stil entwickelt, der zu einem passt oder ob man uniformierten Idealen nachläuft, die sogar gesundheitsgefährdend werden können. Unprofessionelle Schönheits-OPs bergen ein enormes unnötiges Gesundheitsrisiko mit möglichen lebenslangen Folgen“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál.

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Der Umgang mit Schönheitsidealen ist ein zentrales Thema für unsere Jugend. Speziell Mädchen und junge Frauen sind hier starken Einflüssen und einem enormen Erwartungsdruck ausgesetzt.

Ästhetische Eingriffe sind kein Lifestyle-Produkt

Social Media-Plattformen tragen nachweislich zur Verbreitung gesundheitsgefährdender Schönheitsideale bei. Durch KI, Filter und ästhetische Eingriffe veränderte Gesichter werden zunehmend als normal wahrgenommen. Was den Druck erhöht, den „nachgebesserten“ Idealen zu entsprechen. Laut Safer Internet-Studie 2024 haben bereits 28% der Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren über eine Schönheitsoperation nachgedacht.

„Der Wunsch nach einem Schönheitseingriff wird stark auf Social Media geschürt. Dafür sorgen nicht zuletzt Algorithmen, die mit einseitiger Themenauswahl das Selbstbild Jugendlicher negativ beeinflusst. Doch ästhetische Eingriffe sind kein Lifestyle-Produkt“, sagt Kristina Hametner, Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit.

„Der endlose Bilderstrom mit veränderten Gesichtern macht es der jungen Generation besonders schwer, eine gesunde Selbstwahrnehmung des eigenen Körpers auszubilden und einen kritischen Blick auf ästhetische Eingriffe zu entwickeln“, sagt die Psychologin Caroline Culen, Geschäftsführerin der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit.

Information ist wichtig – auch über Patient*innenrechte

Hat sich jemand zu einem Eingriff entschlossen, sollte man sich unbedingt über Qualität und Rechtslage informieren. Ein umfassendes Aufklärungsgespräch und die Einhaltung einer zweiwöchigen Wartefrist vor der Zustimmung zu einem Eingriff sind vor einer ästhetischen Operation gesetzlich vorgesehen.

Universitätsprofessorin Christine Radtke, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie, betont: „Es ist von größter Bedeutung, eine*n gut qualifiziert*e Ärztin oder Arzt zu finden. Es ist wichtig auf bewährte Methoden zu setzen, denn nur so sind die Langzeitfolgen auf den Körper abschätzbar.“

„Die Wiener Pflege- und Patient*innenanwaltschaft ist regelmäßig mit Beschwerden im Zusammenhang mit kosmetischen Operationen befasst, wenn das Ergebnis nicht den Erwartungen entspricht oder sich eine mögliche Komplikation zeigt“, sagt Helga Willinger von der Wiener Pflege- Patient*innenanwaltschaft.

Umfassende Aufklärung, um gut informierte Entscheidungen treffen zu können, ist auch bei minimalinvasiven Behandlungen essentiell. Sollte im Aufklärungsgespräch der Eindruck entstehen, dass ein psychisches Problem dem Wunsch zum Schönheitseingriff zugrunde liegt, muss die Ärztin bzw. der Arzt eine psychologische Abklärung veranlassen. Denn: Körperbildstörungen treten häufiger auf.

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Ein umfassendes Aufklärungsgespräch und die Einhaltung einer zweiwöchigen Wartefrist vor der Zustimmung zu einem Eingriff sind vor einer ästhetischen Operation gesetzlich vorgesehen.

„Kenn dein Risiko“ – Info-Website und Medienkampagne

Vor diesem Hintergrund stellt das Wiener Programm für Frauengesundheit Informationen in einfacher Sprache sowie kurze Erklärvideos bereit, um über Risiken, potenzielle Nebenwirkungen und die Rechte der Patient*innen aufzuklären. Die Botschaft der vierwöchigen Informationsoffensive lautet: Dein Körper ist wertvoll. Pass auf dich auf und informiere dich! Die Kampagne will das Bewusstsein für die Risiken ästhetischer Eingriffe schärfen und die körperbezogene Selbstakzeptanz junger Menschen fördern.

Die Risiken von Schönheitseingriffen werden mit einer multimedialen Kampagne der Stadt Wien ab 26. Juni sichtbar gemacht. Neben den klassischen Kanälen wie Print, Online, Social Media und der Außenwerbung werden junge Menschen auch gezielt mit Influencer*innen und Aktionismus (z.B. Spielgelklebern in Fitness-Studios und Gastrobereich) angesprochen. Ebenfalls im Fokus stehen erwachsene Bezugspersonen, um diese für das Thema zu sensibilisieren und sie aufzufordern, junge Menschen bei der Einholung von medizinischem Rat zu unterstützen. Die Journalistin Barbara Kaufmann hat eine vierteilige Podcast-Serie gestaltet und dafür u.a. die Rechtsanwältin Clara Abpurg und die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Lechner interviewt.

Informationsangebote des Wiener Programms für Frauengesundheit:

  • Info-Website und Leaflet „Wunsch und Wirklichkeit. Was Sie über Filler, Botox und Schönheitsoperationen wissen sollten“
  • Neunteilige Video-Clip Serie „Botox und Filler im Check“
    Von der Kreativ-Agentur Polarfux OG gestaltete und animierte Videos über Risiken minimalinvasiver Schönheitseingriffe
  • Instagram: frauengesundheitwien“ und „stadtwien“ „Unter dem Motto „Kenne dein Risiko. Schönheitseingriffe im Check“ wurden im Auftrag der Wiener Gesundheitsförderung gemeinnützige GmbH – WiG Straßeninterviews mit jungen Passant*innen sowie Expertinnen-Interviews für den Instagram-Kanal „Wien.Stabil“ produziert.
  • Stadt Wien Kanal auf TikTok
  • Podcast-Reihe „Filter, Filler, Folgen“ im Stadt Wien Podcast
Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und Daniela Thurner, Projektleiterin im Wiener Programm für Frauengesundheit, präsentieren die Informationsangebote der Stadt bezüglich Schönheits-OPs.

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