Medien

Cybermobbing ist kein Kavaliersdelikt

Cybermobbing ist im Zeitalter der digitalen Medien und der Nutzung sozialer Plattformen ein weitverbreitetes Problem. Laut einer repräsentativen Studie des Bündnis gegen Cybermobbing e.V. waren 2021 in Österreich bereits 13,5 Prozent von Cybermobbing betroffen. Besonders alarmierend ist die Zahl in der Altersgruppe der 18 bis 24-jährigen Österreicherinnen und Österreicher: in der „Generation Smartphone“ kamen bereits 21 Prozent mit Mobbing im Netz in Berührung.

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Cybermobbing ist seit 2016 in Österreich strafbar. Es ist eine Art und Weise der Diffamierung einer Person, die online über das Internet, Social-Media-Kanäle oder mit dem Smartphone ausgeführt wird. Das sind beispielsweise Veröffentlichungen oder der Versand von intimen Fotos via Social-Media-Kanäle oder WhatsApp-Gruppen. Im Internet werden vor allem Foto- und Videoplattformen wie YouTube, Soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram sowie Messenger Dienste wie WhatsApp oder Telegram für diese Angriffe missbraucht. Durch die digitale Art der Verbreitung wird so rasch eine große Reichweite erzielt und ist daher für einen größeren Personenkreis wahrnehmbar und sichtbar. Ist etwas einmal online veröffentlicht, kann man es meist nicht mehr so schnell wieder entfernen.

Digitale Hetze und Online-Attacke

Es handelt sich bei Cybermobbing um eine systematische Attacke, die darauf abzielt, die Ehre oder höchstpersönliche Lebensbereiche – wie Sexualität, Religion, Krankheit oder das Familienleben – des Opfers zu beschädigen oder zu beinträchtigen. Zum Beispiel veröffentlicht eine Täterin oder ein Täter die AIDS-Erkrankung eines anderen. In manchen Fällen kann es für die Opfer neben dem kompletten Rückzug aus den sozialen Medien oder dem Freundeskreis auch zu Schulwechsel, Jobverlust oder einer Trennung kommen. Zu den Motiven von jungen und erwachsenen Cybermobbern gehören oftmals Machtdemonstrationen, der Wunsch nach Anerkennung oder Gruppen-zugehörigkeit, Langeweile aber auch persönliche Motive wie Rache bei Trennung oder Zurückweisung und Eifersucht. Die Attacken gehen in der Regel von Personen aus dem eigenen Umfeld aus.

Die Grenze zwischen Spaß und Ernst erkennen

„Eine private beleidigende Facebook- oder Instagram-Nachricht oder eine beleidigende Äußerung über „WhatsApp“ nur an eine bestimmte Person ist daher jedenfalls nicht strafbar. Das Posten einer solchen Nachricht über Instagram oder Facebook, macht sie jedoch wahrnehmbar; sofern der Profil Nutzer mehr als 10 Freunde bzw. Follower hat, macht er sich durch Posten über einen längeren Zeitraum (oftmals reicht schon eine Woche) strafbar“, sagt die Strafrechtsexpertin Mercedes Vollmann-Schultes. Die niederösterreichische Strafrechtsverteidigerin Mercedes Vollmann-Schultes weiß: „Gerade Jugendliche erkennen diese Grenzen zwischen Spaß und Ernst nicht. Doch Beleidigungen, Drohungen oder die scheinbar harmlose Verbreitung von intimen Bildern und Videos im Internet oder auf sozialen Plattformen können schwerwiegende strafrechtliche Folgen nach sich ziehen. Dann ist das Know-how einer erfahrenen Rechtsanwältin notwendig, um die richtigen juristischen Schritte einzuleiten.“

Kein rechtsfreier Raum

Denn Täterinnen und Täter bewegen sich im Web oder in sozialen Medien nicht in einem rechtslosen Raum und können zur Rechenschaft gezogen werden.  Waren früher allein Tatbestände der üblen Nachrede, Beleidigung oder Verleumdung strafrechtlich relevant, so kennt das österreichische Gesetz seit 2016 einen eigenen Paragrafen (§ 107c des österreichischen Strafgesetzbuches) zur strafrechtlichen Verfolgung von Cybermobbing.  „Bei einer Verurteilung droht eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen. Bei besonders schwerwiegenden Fällen kann der Strafrahmen aber noch höher ausfallen.  Zum Beispiel wenn innerhalb eines Jahres fortgesetzt Delikte zum Cybermobbing vorliegen. Worst case: sollte eine Cybermobbingattacke zu einem Selbstmordversuch oder sogar Selbstmord einer betroffenen Person führen, drohen bis zu drei Jahre Haft. Bei Jugendlichen gilt das halbe Strafmaß oder es kommt zu einer Diversion. So können die Jugendlichen ihre Strafe in Form von gemeinnütziger Arbeit oder Sozialstunden in einem Seniorenheim oder Einrichtungen wie dem Roten Kreuz ableisten“, klärt die 32-jährige Strafrechtsexpertin Vollmann-Schultes auf. Daher ist es wichtig, Kinder und Jugendliche schon frühzeitig über die strafrechtlichen Konsequenzen von Cybermobbing aufzuklären und für das Thema zu sensibilisieren. Denn wer einmal Mobbing-Handlungen im Internet oder via Smartphone begangen hat, kann diese nicht mehr rückgängig machen. Reue zeigen, ehrliche Entschuldigungen und späte Einsicht können den entstandenen Schaden meist für Opfer wie Täter nicht mehr ungeschehen machen.

 

Mercedes Vollmann-Schultes ist Expertin für Strafrecht mit eigener Kanzlei in St. Pölten und einer Sprechstelle in Wien. Zuvor arbeitete die gebürtige Niederösterreicherin als Rechtsanwältin mit Spezialisierung auf Strafrecht bei einer renommierten Anwaltskanzlei in St. Pölten.

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