Ein Sommer ohne Fieberblasen
Stress sowie intensives Sonnenlicht lösen bei manchen Menschen Fieberblasen aus. „familiii" sprach mit einem Dermatologen über die lästigen Bläschen – und hat Tipps zu Prävention und Behandlung.
Es kribbelt, juckt und spannt, die Haut rötet sich und Bläschen sind auf der Lippe sichtbar. Fieberblasen sind für viele Menschen ein unangenehmer Begleiter.
Die Erkrankung wird durch das Herpes-simplex-Virus verursacht. Ein Problem für viele, denn Herpesviren gehören zu den häufigsten Erregern viraler Infektionen beim Menschen. Herpes-simplex-Viren werden in zwei Typen unterteilt: Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) und Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV- 2). Ersteres befällt typischerweise Haut und Mundschleimhaut (ugs. Fieberblase oder Lippenherpes), beim Typ 2 ist die Genitalschleimhaut betroffen. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 66,6 % der Weltbevölkerung zwischen 0 und 49 Jahren von HSV-1 betroffen. 13,2 % der 15- bis 49-Jährigen von HSV-2.
Tröpfchen oder Schmierinfektion
HSV-1 wird durch ein Tröpfchen oder eine Schmierinfektion übertragen – und das bereits früh, weiß Rainer Kunstfeld. Er ist Oberarzt an der Abteilung für Allgemeine Dermatologie im Allgemeinen Krankenhaus Wien und Facharzt für Dermatologie und Venerologie. Die Ansteckung kann erfolgen, wenn eine infizierte Person ein Baby küsst oder durch die gemeinsame Nutzung von Geschirr. „Die Erstinfektion verläuft in den meisten Fällen ohne oder mit geringen Symptomen. Das Virus bleibt lebenslang im Körper, ohne dass der/die Betroffene etwas davon merkt“, erklärt er. Wird das Immunsystem jedoch geschwächt, ist das Virus aktiv – und es kommt zu Fieberblasen.
Sommer und Winter
Bläschen treten saisonal gehäuft auf. „Während der Wintermonate, also der typischen ‚Erkältungszeit’ und in den Sommermonaten mit starker Sonnenlichtexposition“, so Kunstfeld. Die Erklärung liegt in der Kontrolle des Virus durch das Immunsystem: „In der Erkältungszeit ist das Immunsystem mit der Abwehr unterschiedlicher Erreger belastet, sodass es leichter zu Aktivierung des Virus kommen kann. Andererseits kann starkes Sonnenlicht das Immunsystem der Haut schwächen und so zur Aktivierung des in den Lippen schlummernden Herpesvirus führen.“ Wieso manche öfters unter Lippenherpes leiden, während andere verschont bleiben, darauf hat die Medizin keine Antwort. Vermutet wird ein Zusammenhang mit der Arbeit des Immunsystems.
Mag. Karin Cech-Proksch Apothekerin, Apotheke „Löwe von Aspern“, Wien
Therapien
Bei den ersten Anzeichen von Lippenherpes – wie Kribbeln und einem Spannungsgefühl an der Haut – rät der Dermatologe, rasch zu handeln. „Bei unkomplizierten Infektionen ist der Einsatz von virostatischen (Arzneimittel, die Viren hemmen, aber nicht abtöten, Anm.) und desinfizierenden lokalen Präparaten wie Zinksulfat zu empfehlen. Bei Schleimhautbefall kann eine unterstützende Behandlung mit schmerzstillenden Mundspülungen oder Lidocain-Gel sehr hilfreich sein.“
Als lokale Therapien können zudem Cremes mit fünf % Aciclovir nützlich sein (mitunter in Kombination mit Hydrocorti- son 0,1 %); Untersuchungen nach kann Manuka-Honig ebenso helfen. „Bei ausgeprägten Symptomen und Schmerzen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden und frühzeitig eine Therapie mit Tabletten begonnen werden. Zur Therapie der HSV-1-Infektion gibt es antivirale Substanzen wie Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir“, so der Dermatologe.
Prävention
Hat es das eigene Kind erwischt, dann ist es für die restliche Familie wichtig, den Kontakt mit den hochinfektiösen Herpesbläschen zu vermeiden. Geschirr sollte also nicht zusammen benutzt werden, ebenso wie Handtücher und Zahnbürsten. „Auf Sauberkeit ganz besonders achten und regelmäßig Hände waschen“, rät der Experte. Wer vorbeugen möchte, sollte auslösende Faktoren wie intensives Sonnenlicht und negativen Stress meiden. Zudem wirken sich eine gesunde Ernährung mit ausreichen L-Lysin sowie Sport positiv auf das Immunsystem aus – und somit dem Ausbruch von Fieber- blasen entgegen.
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