Bildung

Entscheidungshilfe beim Anmelden im Kindergarten

Seit Anfang November ist bei der Stadt Wien Hauptanmeldezeit für das nächste Kindergartenjahr. Bei den Wiener Kinderfreunden ist Anmeldung und Einstieg in einen der 155 Kindergärten und Horte in Wien zwar ganzjährig möglich, aber sie möchten Eltern dennoch passend zur Anmeldezeit eine Entscheidungshilfe beim Anmelden im Kindergarten geben.

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„Wir bemerken, dass Kinder seit der Coronapandemie erst mit höherem Alter für den Kindergarten angemeldet werden, als früher. Dabei ist es mittlerweile mehrfach bewiesen, dass drei Jahre in einem guten Kindergarten die Entwicklung eines Kindes sehr positiv beeinflussen“, ist Alexandra Fischer M.A., Geschäftsführerin der Wiener Kinderfreunde besorgt. Laut der größten Langzeitstudie Europas, der britischen EPPSE-Studie wirkt sich der Besuch einer elementaren Bildungseinrichtung mit hoher Qualität langfristig positiv auf die mathematischen und sprachlichen Kompetenzen auch von Kindern, deren Eltern niedrige Bildungsabschlüsse vorwiesen, aus.

„Es ist uns daher wichtig, dass möglichst viele Eltern wissen, welch große Bedeutung die erste Bildungseinrichtung Kindergarten für die Zukunftschancen ihrer Kinder hat“, betont Fischer. Mit den folgenden Informationen, hoffen die Kinderfreunde, Eltern bei der Auswahl des für ihr Kind geeigneten Kindergartens zu unterstützen:

Anschauen und hineinfühlen

Zunächst kann man sich die Profile der Kindergärten in der  Nähe des eigenen Wohnortes auf der Trägerwebsite ansehen. Je nach Träger kann man sich dann unverbindlich direkt beim Wunschkindergarten zu einem Gespräch anmelden.

Eltern und Kinder sollen im Kindergarten ein sicheres und vertrauensvolles Umfeld erleben können. Sie sollen sich angenommen und willkommen fühlen. Daher ist es wichtig, gemeinsam zu einem ersten Gespräch in den Kindergarten zu kommen, und die Atmosphäre im Kindergarten zu erspüren und sich wohlzufühlen. Die liebevolle Gestaltung des Kindergartens, anregendes Spielzeug und Verkleidungsmaterial, einsichtige Gruppen- und Bewegungsräume, gut ausgestattete Wissensbereiche oder geschützte Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder sind Hinweise auf einen gut geführten Kindergarten.

Das kann in einem kleinen älteren ebenso wie in einem großen neuen Kindergarten gegeben sein.

Sehr oft machen Eltern die Entscheidung vom Vorhandensein eines Gartens abhängig. Dabei lernen die Kinder bei regelmäßigen Ausflügen in nahe Parks und Spielplätze automatisch, sich im Straßenverkehr sicher zu bewegen. Auch das ist eine wichtige Lebenskompetenz.

Größe und Gruppenform

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Jeder Kindergarten verfügt über unterschiedliche Gruppenformen.

Jeder Kindergarten hat unterschiedlich viele Gruppen und verfügt über verschiedene Gruppenformen. Die Kinderfreunde bieten je nach Standort Kleinkindergruppen (für 0 bis 3-Jährige), Familiengruppen (für 0 bis 6-Jährige) und Kindergartengruppen (für 3 bis 6-Jährige), die es vereinzelt auch noch halbtags gibt. Die Gruppenformen sind auf der Website beim gewünschten Standort angegeben.

Ein Kindergarten kann zum Beispiel aus folgenden Gruppenformen bestehen:

  • 2 Kleinkindgruppen für 0 bis 3-jährige Kinder mit je 15 Plätzen
  • 1 Familiengruppe für 0 bis 6-jährige Kinder mit 20 oder 22 Plätzen
  • 3 Kindergartengruppen für 3 bis 6-jährige Kinder mit je 25 Plätze
  • Für unter dreijährige Kinder werden also – je nach verfügbaren Plätzen – zwei Gruppenformen angeboten: die Kleinkindgruppe oder die Familiengruppe. Kinder über drei Jahren können ebenfalls eine Familiengruppe oder eine Kindergartengruppe besuchen.

Was braucht mein Kind?

Jedes Kind ist unterschiedlich und hat verschiedene Bedürfnisse. Die Einteilung der Kinder in die jeweilige Gruppe erfolgt im Kindergarten durch den*die Leiter*in und ist abhängig vom Alter des Kindes, aber auch von seinen Vorlieben, seiner Persönlichkeit und der Geschwistersituation zuhause.

Sind im gewünschten Standort beide Gruppenformen vorhanden und in beiden Gruppen auch Plätze frei, so sind aus Expert*innensicht folgende Überlegungen wichtig:

  • Bei der Familiengruppe: „Wann hat das Kind Geburtstag und wie ist das Alter der Kinder in der Gruppe verteilt, denn wir müssen gewisse gesetzliche Vorgaben einhalten.
  • Für Kinder unter 3 Jahren: Benötigt das Kind in manchen Entwicklungsbereichen (z.B. Sprache oder Motorik) mehr Begleitung, so kann die Kleinkindgruppe besser geeignet sein, damit das Kind nicht überfordert wird. Je nach Altersstruktur der Gruppen kann aber auch die Familiengruppe auf die Jahre gesehen besser für das Kind sein, da weniger Kinder in der Gruppe sind als in einer Kindergartengruppe, in die es mit drei Jahren dann wechseln würde.
  • Ist das Kind in manchen Entwicklungsbereichen (z.B. Sprache) sehr weit entwickelt, könnte es in der Kleinkindgruppe unterfordert sein und die Familiengruppe wäre förderlicher.
  • Ist das Kind durch die familiäre Situation z.B. Geschwisterkonstellationen sehr sozial orientiert und hilft gerne jüngeren Kindern, so kann es die Familiengruppe eine sehr angenehme Gruppenform sein. Ist das Kind jedoch aus demselben Grund gerade in einer Geschwister-Rivalität mit älteren oder jüngeren Geschwistern, so kann sich das Kind in der Kleinkindgruppe oder Kindergartengruppe besser integrieren.

Beziehung ist Basis für Bildung

„Die großen Lernschritte, die ein Kind in seinen ersten sechs Lebensjahren macht, müssen kompetent und liebevoll begleitet werden. Und die Basis für jedes Lernen ist eine vertrauensvolle Bindung des Kindes zum Pädagogen oder zur Pädagogin“, erklärt Alexandra Fischer.

Haltungsfrage

Daher ist neben den äußeren Merkmalen des Kindergartens die Haltung der Pädagogen und Pädagoginnen und der weiteren Mitarbeiter*innen des Kindergartens zu den Kindern die Basis für eine gute Kindergartenzeit. Diese Haltung spürt man, laut Fischer, in der Art, wie den Kindern von Anfang an begegnet wird. Bei der Begrüßung, bei der Anrede und bei der altersentsprechenden Einbeziehung der Kinder in das Gespräch.

Kinderschutzkonzept

Natürlich ist der Schutz der ihm überantworteten Kinder jedem Kindergartenträger wichtig. Darüber hinaus hat es aber eine Bedeutung, ob Mitarbeiter*innen wissen, wie sie damit umgehen sollen, wenn sie unangemessenes Verhalten gegenüber Kindern beobachten. Klare Handlungsanweisungen sind hier ebenso wichtig wie die Anleitung zur Selbstbeobachtung und Bewusstmachung, dass Kinderschutz bei alltäglichen Abläufen wie Essen und Schlafen beginnt. Wenn ein Kindergarten ein Kinderschutzkonzept vorlegen kann, dann hat er sich über das „na klar ist das wichtig“ hinaus mit dem Thema auseinandergesetzt.

Das Pädagogische Konzept

Gute Kindergärten bieten den Kindern optimale Bedingungen für den Erwerb vieler Lebenskompetenzen an.

Zusätzlich sollten Eltern darauf achten, wie die pädagogische Arbeit dokumentiert wird.  Was vielen Eltern als reines „Spielen“ erscheint, dient nicht nur dem Erwerb vieler Lebenskompetenzen sondern hier wird auch die Basis für das weitere Lernen – Interesse, Lernmotivation, Konzentration, Begeisterungsfähigkeit usw. – gelegt. Gute Kindergärten bieten den Kindern optimale Bedingungen für die Entwicklung dieser Fähigkeiten und ein pädagogisches Konzept dazu. Eltern können nach dem pädagogischen Konzept, dem Leitbild oder den Wertehaltungen des Kindergartenbetreibers fragen.  Und sie sollten darauf achten, ob die pädagogische Arbeit  sichtbar ausgehängt ist bzw. wie sie über die Entwicklungsschritte ihres Kindes informiert werden. „Regelmäßige Entwicklungsgespräche stärken die Bildungspartnerschaft zwischen der Pädagogin oder dem Pädagogen und den Eltern“, weiß Fischer aus langjähriger Erfahrung als Pädagogin und Kindergartenleiterin.

Alltagskommunikation – vom Ausflug bis zur Krankmeldung

Interessant ist auch die Art, wie mit den Eltern kommuniziert wird. Die Kinderfreunde kommunizieren mittlerweile über eine App mit den Eltern, die selbst in rund 100 Sprachen übersetzt. Ausflüge, Menüplan, Abmeldungen, Krankmeldungen, Elternabende werden über das Handy ausgetauscht. Darüber hinaus gibt es viele interessante Informationen rund um den Erziehungsalltag. Auch diese bereits in mehreren Sprachen. Das kurze Tür-Gespräch beim Abholen oder Bringen des Kindes und die oben erwähnten Entwicklungsgespräche sind aber trotzdem wichtig.

Achtung Schließtage

Öffnungszeiten und die Schließtage sind ein wesentlicher Aspekt, ob ein Kindergarten für eine Familie geeignet ist oder nicht. Das hängt vom Notfall-Netzwerk der Familie ab. Gibt es Großeltern, die einspringen können oder ist man mit anderen Familien so gut befreundet, dass ein abwechselndes Abholen und Betreuen der Kinder möglich ist, wird einen nicht jeder Schließtag so hart treffen. Wiener Familien haben es da gut, da sind nur der 24. und 31. 12. fixe Schließtage neben Wochenenden und Feiertagen. Außerdem gibt es eine pädagogische Planungswoche für das nächste Kindergartenjahr im Sommer und einen zusätzlichen Bildungsschließtag, an dem die Pädagog*innen einen Teil der verpflichtenden jährlichen Fortbildungseinheiten absolvieren.

Bei all dem sollte man aber nicht vergessen, dass Kinder auch Ferien vom Kindergarten brauchen und die Öffnungszeiten ein Angebot an die Eltern sind, das nicht unbedingt täglich voll ausgeschöpft werden sollte. Auch spielendes Lernen und vor allem der Aufenthalt in einer Gruppe von Gleichaltrigen sind für Kinder zwar spannend und lustig, aber auch anstrengend. Gute Erholungszeiten sind auch für die Kinder wichtig.

Eingewöhnungskonzept: Zauberwort Zeit

Eltern sollten sich unbedingt nach dem Eingewöhnungs-Konzept des Kindergartens erkundigen.

Nach dem Eingewöhnungs-Konzept des Kindergartens sollte man sich unbedingt erkundigen.  Schließlich ist der Eintritt in den Kindergarten ein großer Schritt für die ganze Familie, denn abnabeln müssen sich die Eltern ebenso wie ihr Kind – und oft fällt es den Eltern schwerer. „Das Kind betritt eine völlig neue Welt fernab seiner gewohnten Umgebung, in der es sich sicher und geborgen fühlt. Es muss mit vielen Unsicherheiten zurechtkommen und sich in der neuen Lebenswelt erst orientieren. Das Zauberwort in punkto Eingewöhnung lautet also Zeit. Es ist ganz besonders wichtig, dass jedes Kind so viel Zeit dafür bekommt, wie es braucht, um sich gut in der Gruppe einzuleben“, erklärt Fischer, und ergänzt: „Wir bieten den Familien daher meist vor dem geplanten Kindergartenbeginn schon Schnuppertermine an. Dabei kann das Kind den Kindergarten, den Gruppenraum, die anderen Kinder und das Kindergartenteam kennenlernen und die Eltern können Vertrauen in die Bildungseinrichtung und die darin handelnden Personen aufbauen.

Für die Eingewöhnung selbst sollten sich die Eltern oder eine andere wichtige Bezugsperson des Kindes dann einige Wochen Zeit nehmen. Denn es ist für das Kind wichtig, in dieser Phase die Sicherheit zu haben, stets  auf seine vertraute Bezugsperson zurückgreifen zu können, während es  die Beziehung und das Vertrauen zur Kindergartenpädagogin bzw. zum -pädagogen aufbaut.  Ist beides tragfähig und die Eingewöhnung damit positiv abgeschlossen, wird das Kind auch in Zukunft mit den Übergängen in neue Lebensabschnitte gut umgehen können.

Besichtigung im Wunschkindergarten

Sehr vielseitige Überlegungen und Beobachtungen fließen also in die Entscheidung mit ein. Es ist daher besonders wichtig, dass die Eltern mit ihrem Kind zu einem Besichtigungstermin vorbeikommen, damit der/die Kindergartenleiter*in auch das Kind kennenlernt. Im persönlichen Gespräch werden dann die Bedürfnisse und Möglichkeiten besprochen.

Informationen zu freien Plätzen gibt es bei der Kinderfreunde-Kindergarten-Hotline 01/401 25-20149 oder unter kdg.hotline@wien.kinderfreunde.at Die Kinderfreunde melden innerhalb von 24 Stunden (werktags) den für Familien nächstgelegenen verfügbaren Kindergarten- oder Hortplatz zurück.

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