Karriere

FAMILIENFREUNDLICHE UNTERNEHMEN: Win-Win für alle

Von Wäscheservice und Home- Office bis zum Baby-Brunch: Viele Unternehmen werden kreativ, wenn es darum geht, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ihrer Mitarbeiter zu fördern.

 

Wohin mit dem Kind, wenn es zwar nicht wirklich krank, aber auch nicht fit genug ist, um in den Kindergarten zu gehen? Berufstätige Eltern, die keine Großeltern zum Babysitten an der Hand haben, beantragen in diesem Fall eine Pflegefreistellung. Außer sie arbeiten für Bettina Stomper-Rosam, Gründerin von Buzzidil, einem Wiener Unternehmen, das Baby- tragen herstellt. Bei Buzzidil können die Mitarbeiterinnen ihre Kinder bei Bedarf mit an den Arbeitsplatz nehmen – ohne dass jemand die Nase rümpft. Es gibt es ein Spielezimmer mit Bällebad, gemüt- lichem Sofa, Spielzeug und Büchern. Stomper-Rosam, selbst vierfache Mutter, kennt die Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Job und Familienleben strikt zu trennen, hat für sie weder als Angestellte noch als Unternehmerin funktioniert, von einer austarierten Work-Life-Balance hält die 49-Jährige wenig. „Man tut so, als gebe es auf der einen Seite ‚work‘, auf der anderen ‚Life‘. Wir haben aber nur ein Leben, das man nicht filetieren kann.“

Familienfreundlichkeit als Faktor bei Jobwahl

Bei Buzzidil genießen die Mitarbeiterinnen viel Flexibilität. Wer ein Kind von der Schule abholen muss, kann früher gehen
– und arbeitet dafür später von zu Hause aus weiter. In den Sommerferien können Kinder mit ins Büro kommen, Termine können unkompliziert wahrgenommen werden. „Für das Backup sorgen meine Mitarbeiterinnen selbst. Sie sprechen sich dafür untereinander ab.“ Stomper-Rosam ist überzeugt davon, dass nicht nur ihre Mitarbeiterinnen, sondern auch ihr Unternehmen vom familienfreundlichen Engagement bei Buzzidil profitieren. Ein Bällebad mag in den Unternehmen Österreichs die Ausnahme sein, wie wichtig das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist, ist aber mittlerweile in den meisten Unternehmen angekommen. Nicht zuletzt Corona hat die Frage aufgeworfen, wie Kinderbetreuung und Arbeitsleben gut miteinander vereinbar sind. Der Arbeitskräftemangel lässt noch mehr Unternehmen darüber nachdenken, wie sie Mitarbeiter gewinnen und halten können.

 

Höhere Leistungsfähigkeit

Ganz oben auf der Prioritätenliste bei der Wahl eines Arbeitgebers steht für viele Arbeitnehmer Familienfreund- lichkeit. Wenn Unternehmen das berücksichtigen, profitieren sie enorm davon, sagt Elisabeth Wenzl von ‚Beruf und Familie‘. „Es fällt ihnen leichter Mitarbeiter zu finden, die Fluktuation ist geringer und die Kultur im Unter- nehmen verbessert sich.“ Darüber hinaus fördert familienfreundliches Engagement eines Unternehmens die Leistungsfähigkeit seiner Mitarbeiter. Denn wer im Alltag nicht mehr so stark mit der Vereinbarkeit von Familie und Job kämpft, hat mehr Ressourcen für die Arbeit übrig. Die Bandbreite an Maßnahmen, wie ein Unternehmen familienfreundlicher werden kann, ist groß. Wichtig ist jedenfalls, das Thema in den Führungsetagen zu verankern und auf die je eigenen Beschäftigten und ihre Bedürfnisse zu schauen, sowie die Mitarbeiter einzubinden.

Kantinenessen für die ganze Familie

„Auf jeden Fall bedarf es eines genau- en Hinschauens auf die Arbeitszeit und den Arbeitsort“, sagt Elisabeth Wenzl. Will heißen: Die Möglichkeit für hybrides, mobiles Arbeiten ist für viele Arbeitnehmer attraktiv, ebenso wie eine flexible Arbeitszeitgestaltung, die über klassische Teilzeitmodelle hinaus gehen kann. „Unternehmen können hier kreativ werden, zum Beispiel indem sie Schichträder einführen oder Zeitansparmodelle entwickeln.“ Ebenfalls wesentlich ist es laut Wenzl, die Auszeiten der Mitarbeiter gut zu managen. Wer einige Zeit in Elternkarenz geht oder Angehörige pflegt, sollte beim sogenannten Off- und Onboarding intensiv begleitet werden. Aber auch Maßnahmen wie ein Wäscheservice in der Firma oder Kantinenessen, das man sich für die eigenen Familienmitglieder nach Hause mitnehmen kann, können das Familienleben erleichtern. „Begegnungsformate in den Unternehmen, bei denen man die Familie mitnehmen kann, sind toll, genauso wie Babypakete. Solche Kleinigkeiten drücken viel Wertschätzung aus.“

Alle an Bord holen

Employee Assistance Angebote kommen ebenfalls gut an. Dabei stellen Unternehmen ihren Mitarbeitern Beratungsangebote bei externen Anbietern zur Verfügung, etwa im medizinischen oder psychosozialen Bereich. Ob die familienfreundliche Unternehmenskultur von der Chefetage oder von den Beschäftigten angestoßen wird, sei letztlich irrelevant, sagt Wenzl. „Es geht darum, dass alle an einem Strang ziehen. Auch jene, die im Moment keine Vereinbarkeitsaufgaben haben, das kann ja noch kommen.“

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