„Fleck“ im Zeugnis – Wie Eltern reagieren können
Ein oder mehrere Fünfer im Zeugnis? Die Expertinnen von Rat auf Draht haben Tipps, wie Elternbei einem "Fleck" richtig reagieren können.

. Es ist endlich da – das Ende des Schuljahres und damit der Beginn der langersehnten Sommerferien. Davor wäre da aber noch die Zeugnisverteilung, der aber nicht alle Kinder und Eltern entspannt oder mit Freuden entgegensehen, bringt sie doch bei manchen das ein oder andere „Nicht Genügend“ mit sich. Oft steht dann auch eine Nachprüfung an, heißt im Klartext, dass auch in den Ferien gelernt werden muss. Für beide Seiten keine einfache Situation. „In den Beratungen hören wir aktuell sehr oft von Kindern und Jugendlichen, dass sie Angst haben, den Eltern die schlechten Nachrichten zu überbringen und wir überlegen gemeinsam, wie sie es ihnen am besten sagen können“, erklärt Birgit Satke, Leiterin des Beratungsteams von Rat auf Draht. Auch Eltern wissen oft nicht, wie sie richtig darauf reagieren sollen: „Sie wollen nicht, dass das Kind die Motivation fürs Lernen ganz verliert und versuchen optimistisch zu sein, sind aber oft auch selbst innerlich enttäuscht oder verunsichert wegen der negativen Note“, erklärt Barbara Binder, Psychotherapeutin und Beraterin bei elternseite.at.
Die Expertinnen von elternseite.at, dem Beratungsangebot für Eltern und Bezugspersonen von Rat auf Draht, haben einige Tipps für Eltern zusammengetragen.
#1 Momentaufnahme
Eines vorweg: „Schlechte Noten sagen nichts über die tatsächliche Intelligenz oder die Fähigkeiten Ihres Kindes aus. Sie sind vielmehr ist es eine Momentaufnahme“, sagt Binder. Wenn sich also diesmal der ein oder mehrere Fünfer darin finden, heißt das nicht, dass der Nachwuchs dies in Zukunft nicht wieder in Ordnung bringen kann.
#2 Aufgeben gibt es nicht
Auch ein Fünfer im Jahreszeugnis bedeutet noch nicht, dass Ihr Kind das Schuljahr wiederholen muss. Mit dem sogenannten „Nachzipf“ im Herbst bietet sich die Gelegenheit, die schlechte Note auszubügeln. „Achten Sie aber darauf, dass Ihr Kind genug Pause bekommt, bevor es mit dem Lernen für die Nachprüfung beginnt. Ferien sollten auch zur Erholung da sein. In letzter Minute unter Stress und Zeitdruck sollte aber nicht gepaukt werden“, so Binder.
#3 Stehen Sie hinter Ihrem Kind
Auch, wenn das Ergebnis dem aktuell nicht entsprechen mag, hat sich das Kind in den meisten Fällen angestrengt und sein Bestes gegeben und ist mit der Situation selbst nicht zufrieden. Das bestätigt auch Satke aus den Beratungen: „Die Kinder sind keineswegs faul und ihnen sind schlechte Noten nicht egal. Im Gegenteil, sie machen sich große Gedanken, wie es nun weitergeht und ob sie etwa die Nachprüfung schaffen“. Eltern sollten die Anstrengungen ihres Kindes würdigen. „Statt Kritik braucht Ihr Kind die Gewissheit, dass sie hinter ihm stehen. Die Devise heißt: Gemeinsam zu schauen, was man tun kann“, sagt Binder.
#4 Unterstützung statt Vorwürfe
„Konzentrieren Sie sich daher auf positive Aspekte, wie gute Noten, die Ihr Kind in anderen Fächern erreichen konnte oder auf besondere Talente und Fähigkeiten“, so die Expertin weiter. Eltern, die auf Unterstützung und Mitgefühl statt auf Anschuldigungen und Vorwürfe setzen, heben das Selbstwertgefühl ihres Kindes. So gestärkt, lernt es sich in Zukunft besser.
#5 Strafen sind nicht die Lösung
Es ist nur verständlich, dass Eltern ob der schlechten Noten ihres Kindes auch frustriert sein können. Leicht ist man versucht, für die sachwachen schulischen Leistungen ein Verbot auszusprechen. „Strafen bei schlechten Noten sind aber eher kontraproduktiv und bewirken nur, dass das familiäre Miteinander noch schwieriger wird. Die Situation ist herausfordernd genug, lassen Sie daher Zockverbot, Streamingverbot oder Handyverbot sein“, erklärt Binder.

#6 Ferien sind zur Erholung da
Ferien sind Ferien: Gönnen Sie Ihrem Kind auf jeden Fall eine Pause: Es sollte die Ferien trotz der schlechten Noten genießen und sich eine Auszeit zum Abschalten und Auftanken nehmen können. Danach kann es erholt weitergehen.
#7 Ursachenforschung betreiben
Überlegen Sie gemeinsam mit ihrem Kind, wo die Gründe für die schlechten Noten liegen könnten. Satke: „Aus den Beratungen wissen wir, dass viele Kinder oft multiple Belastungen im persönlichen Umfeld als Grund dafür angeben, dass das Lernen in diesem Schuljahr auf der Strecke blieb“. Binder empfiehlt daher: „Machen Sie miteinander einen Plan, wie es künftig besser laufen könnte. Das gibt Sicherheit und Orientierung“. Eltern sollten sowohl die Wünsche des Kindes als auch ihre eigenen Bedürfnisse berücksichtigen.
#8 Unterstützung holen
Klappt das gemeinsame Lernen mit Ihrem Kind nicht, geraten Sie dabei immer wieder in Streit? Sie sind damit keine Ausnahme. Zögern Sie nicht, sich Hilfe zu holen. Vielleicht gibt es Bekannte, Nachbarn oder Verwandte, die stundenweise als Lernunterstützung einspringen können. Auch professionelle Unterstützung in Form von Nachhilfeunterricht kann geholt werden. Das Team von elternseite.at steht ihnen ebenfalls gerne zur Seite. Termine sind online unter elternseite.at buchbar. Zudem gibt es in Kooperation mit Schulpsychologie Österreich des BMBWF (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung) auch eine Beratungsmöglichkeit speziell für Schulthemen: https://elternseite.at/de/beratung-schulthemen
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