Bildung

Geborene junge Wiffzacks

Spätestens wenn es in der Schule nicht so läuft, wie es soll, stellt sich die Frage, ob das eigene Kind vielleicht doch nicht so schlau ist wie angenommen. Doch woraus erschöpft sich überhaupt das geistige Potenzial von Kindern und welche Faktoren bestimmen eigentlich Intelligenz?

Süß, wunderschön, rundum perfekt – und klarerweise auch ganz besonders schlau. Von den eigenen Sprösslingen wird bekanntlich oft nur in höchsten Tönen gesprochen. Mit fortschreitendem Alter – in der Regel ab der Schule – verändert sich dann mitunter das Bild vom „ach so tollen Kind“, aus dem ganz bestimmt einmal auch „was ach so Supriges wird“. Nämlich meist dann, wenn Schule nicht so flutscht, wie sie sollte. Wenn das Kind zum Beispiel Schwierigkeiten mit einzelnen Mal-Reihen hat oder den Zehnerübergang einfach nicht kapiert. Wenn die mühsam eingeübten Städtenamen oder Pflanzenbegriffe beim Sachkunde- Test im Gehirn verpuffen wie federleichte Wolken in der Luft. Oder wenn das Kind auch noch in der vierten Klasse regelmäßig größere Schwierigkeiten damit hat, länger konzentriert an einer Sache dran zu bleiben. Selten bleiben Eltern in solchen Fällen gelassen und man fragt sich, warum das eigene Kind nicht zu den Guten in der Klasse zählt: Ist es vielleicht doch nicht so gescheit wie angenommen? Wird es am Ende vielleicht gar nicht die Matura machen? Welche Unterstützung braucht es und was könnte ein Intelligenztest bringen?

Denkleistung als Maß vieler Dinge

„Unter Intelligenz versteht man die Denkfähigkeit eines Menschen, die uns dazu befähigt, komplexere Inhalte zu verstehen und Probleme zu lösen“, weiß Claudia Resch, Leiterin des Österreichischen Zentrums für Begabtenförderung und Begabungsforschung an der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig Wie effizient Menschen Informationen verarbeiten und Probleme lösen, hängt also im Wesentlichen davon ab, wie ausgeprägt ihre kognitiven Fähigkeiten sind. Intelligenz messe sich
laut Resch etwa an der Verarbeitungsgeschwindigkeit, an der Auffassungsgabe, Merkfähigkeit oder auch daran, wie sehr Wissen aus verschiedenen Disziplinen mit-einander verbunden werden kann, um daraus Lösungen abzuleiten. Kurzum: intelligentere Kinder nehmen Informationen rascher auf, können sie leichter an bestehendes Wissen anknüpfen und daraus Schlussfolgerungen für ihre Ziele ziehen. Laut Claudia Resch können sich stark ausgeprägte kognitive Fähigkeiten schon recht früh abzeichnen, aber nicht immer ist das der Fall. Unterschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit lassen sich laut Begabten- bzw. Lernforschung teils genetisch erklären, teils durch soziale Unterschiede bzw. Umwelteinflüsse. So könne die ganze Begabung mitunter nichts nützen, wenn es in der Schule oder auch aus dem familiären Umfeld heraus keine entsprechenden Förderungen gibt. Oder wenn es an Motivation, Durchhaltevermögen oder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten fehlt. „Intelligenz ist kein stabiler Wert. Um seine kognitiven Fähigkeiten voll ausschöpfen zu können, braucht ein Kind neben seiner Begabung vor allem auch ein
lernförderliches Umfeld“, bringt es Resch auf den Punkt. Ein sprachbegabtes Kind beispielsweise werde sein Talent nur in einer sprachförderlichen Umgebung voll ausschöpfen können, in der das Kind entsprechend Motivation entwickelt und letztendlich auch beim Üben dran bleibt.

 

 

Intelligenztests – nichts mehr als eine Zahl?

In unserer Wissensgesellschaft haben die kognitiven Fähigkeiten von Menschen einen hohen Stellenwert. Nicht umsonst zählen Schreiben, Lesen und Rechnen zu den Grundvoraussetzungen, um in unserer Gesellschaft zu bestehen. Intelligenztests sind nichts anderes als psychologische Testverfahren, die genau dieses kognitive Spektrum messen, wobei es neben sprachunabhängigen logisch-analytischen Tests auch solche gibt, die Sprachbeherrschung und räumliches Vorstellungsvermögen betrachten. Inzwischen gibt es für jede Altersgruppe maßgeschneiderte Fragenkataloge, die differenziert die Fähigkeiten eines Kindes betrachten. Zwar geben Intelligenztests immer Intervalle an, innerhalb derer sich die Intelligenz mit hoher Wahrscheinlichkeit bewegt. Aber im Alltag bleibt oft nur der Durchschnittswert aller getesteten Bereiche hängen – der so genannte Intelligenzquotient, weshalb wir umgangssprachlich auch von IQ-Tests sprechen. Ein Zahlenwert, der einem Kind mitunter einen Stempel aufdrücken kann. Ein IQ-Wert von zum Beispiel 100 markiert einen Mittelwert. Ab einem Intelligenzquotienten von 130 sagt man, dass eine hohe Intelligenz vorliegt. Im schulischen Kontext können die Tests laut Expert:innen dann sinnvoll sein, wenn es darum geht, Ursachen für Lernprobleme festzumachen. Im besten Fall erfahren Eltern, wo es konkret hapert und wie man mit gezielten Maßnahmen darauf reagieren kann: Hat mein Kind ein Problem mit der Konzentrationsfähigkeit oder dem räumlichen Denken? Gibt es Probleme im sprachlichen Bereich oder wird das Kind durch eine schlechte Verarbeitungsgeschwindigkeit gebremst? „Die Leistungsfähigkeit von Kindern ausschließlich am Intelligenzquotienten festzumachen, greift aber zu kurz“, betont Claudia Resch. Der Blick sollte eher auf die tatsächlichen Begabungen sowie entsprechende Fördermöglichkeiten geschärft werden. Begabungen hat schließlich jedes Kind. Während Intelligenz im Grunde die Begabung im Bereich Kognition ist, können Kinder freilich in vielen anderen Bereichen begabt sein. Stichwort soziale, sportliche, praktisch-technische oder kreative Veranlagungen. Und auch da weiß man aus der Forschung, dass es viele Möglichkeiten gibt, Kinder gut zu begleiten: Mit differenzierten Unterrichtsmaterialien zum Beispiel oder indem Schulen mit sehr differenzierten Profilen in Betracht gezogen werden, etwa im kreativen oder technischen Bereich – auch im Hinblick auf einen stärkeren Fokus in Bezug auf die spätere Berufswahl. Denn Fakt ist: Je mehr unsere Talente und Begabungen in unserem späteren Arbeitsleben zum Ausdruck kommen, umso begeisterter und letztendlich zufriedener ist man – ganz egal, wie hoch der IQ tatsächlich ist.

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