Geld

Kosten senken in teuren Zeiten

Bewusste Kaufentscheidungen treffen, Sparpotentiale entdecken, Ein- und Ausgaben im Blick haben: Ein sparsamer Lebensstil hilft Familien, besser durch finanziell herausfordernde Zeiten zu kommen.

 

Bewusste Kaufentscheidungen

„Das Um und Auf, wenn man die eigenen Finanzen im Griff haben möchte, ist ein ehrlicher Umgang mit den eigenen Einnahmen und Ausgaben“, sagt Gudrun Steinmann von der Schuldnerberatung Wien des Fonds Soziales Wien. „Man trickst sich nämlich oft selbst aus, indem man all die kleinen Posten im Alltag nicht berücksichtigt.“ Ein Coffee-to-go hier, ein kleiner Snack da, abends Essen liefern lassen:

All diese Ausgaben machen für sich genommen zwar nur wenige Euro aus, zusammengerechnet ergeben sie eine beträchtliche Summe. In einer Familie, in der im Laufe eines Tages mehrere Personen kleinere Beträge ausgeben, kann man hier schnell den Überblick verlieren. „Oder jetzt im Sommer: Natürlich ist es schön den Kindern ein Eis zu kaufen. Macht man das jeden Tag kommt ganz schon viel zusammen.“ Es gehe nicht darum, sich jedes Vergnügen zu verbieten, sondern bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Und zu überlegen, ob manche Dinge wirklich alltäglich sein müssen.

„Wir nutzen alles, solange es funktioniert. Erst wenn etwas kaputt wird, ersetzen wir es.“

Verena Zeinzinger, Sparen | Frugalismus | Minimalismus (@budget- freundin)

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Beim Essen sparen?

Bewusstes Einkaufen setzt auch voraus, sich nicht allzu sehr von Angeboten im Geschäft verlocken zu lassen und zu überlegen, ob man das vergünstigte Produkt wirklich braucht. Drei Gurken zum Preis von einer klingt zwar erstmal gut, zahlt sich aber nur dann aus, wenn tatsächlich alle Gurken gegessen werden und nicht eine davon im Müll landet. „Hilfreich ist, sich einmal in der Woche hinzusetzen und zu überlegen, was man die kommenden Tage kochen und essen möchte“, sagt Steinmann. Ein Essensplan und eine Einkaufsliste helfen, Reste besser zu verwerten und vermeiden Lebensmittelverschwendung. Auch das Essen für unterwegs – die Jause am Nachmittag oder das Essen in der Mittagspause – können dabei eingeplant werden. Auch Verena, die als @budgetfreundin auf Instagram ihre besten Spartipps teilt, findet, dass man beim Essen gut Kosten senken kann. Auf Vorrat einkaufen – „aber natürlich nur das, was man auch wirklich isst“ – günstige Gerichte kochen, den Kilopreis bei Produkten vergleichen, Angebote und Verbilligungen nutzen. „Fleisch etwa kaufe ich nur dann, wenn es verbilligt ist, und dann friere es ein.“

 

Statt Konsum: Gemeinsame Zeit

Bei größeren Konsumgütern überlegt Verena zweimal, ob die Anschaffung wirklich nötig ist. „Wir nutzen alles, solange es funktioniert. Unser Auto ist neun, mein Handy vier, der Fernseher acht Jahre alt. Erst wenn diese Dinge kaputt werden, ersetzen wir sie.“ Was Ausflüge angeht, die mit Kindern ganz schön ins Geld gehen können, spart Verena nicht nur mit mitgebrachtem Proviant. „Wir nutzen Jahreskarten, wenn wir wissen, dass wir einen Ort öfter besuchen wollen.“ Viele  Ausflugsziele – wie tolle Spielplätze – seien ohne- hin gratis. In den Ferien setzt Familie Zeinzinger auf einen Selbstversorgerurlaub in Kroatien. Das Gefühl, auf vieles verzichten zu müssen, hat Verena nicht. „Vieles, wie zum Beispiel Markenkleidung, hat mich eh nie interessiert. Und überhaupt: Warum sollte mein Leben schlechter sein, nur weil ich nicht so viele Dinge kaufe?“ Zeit mit der Familie sind ihr wichtiger als viel Besitz.

 

 

Übers Geld reden

Gudrun Steinmann weist auf einen weiteren, besonders großen Kostentreiber hin: Das Auto. „Natürlich ist es in ländlichen Gebieten schwieriger, auf ein Auto zu verzichten. Man kann trotzdem hinterfragen, ob wirklich jede Fahrt notwendig ist oder ob man sich zwei Autos leisten möchte.“ Prinzipiell gelte: Um Kosten zu senken, müsse man Geld erst einmal zum Thema machen. „Wir empfehlen sehr, sich in der Familie über Geld zu unterhalten“, sagt Steinmann. In vielen Familien passiere das kaum, oft hätten Jugendliche kein Gespür für Geld, nicht zuletzt, weil heute alles mit Karte bezahlt wird. „Jugendliche lieben Challenges. Das könnte man hier nutzen und zum Beispiel überlegen, wie man mit fünf oder mit zehn Euro für die Familie ein gutes Abendessen zubereiten kann.

 

Good old Haushaltsbuch

Klingt vielleicht altmodisch, ist aber der Weg zu ausgeglichenen Familienfinanzen: Das Haushaltsbuch. Völlig egal, ob es tatsächlich ein Buch aus Papier, eine Excel-Liste oder eine App ist. Hauptsache, die Einnahmen und Ausgaben aller Familienmitglieder werden aufgelistet. Nur wer seine Ausgaben trackt (mit Hilfe der Kontohistorie rückblickend oder durch Mitschreiben), bekommt einen echten Überblick darüber, wohin das Geld fließt. Kostenfresser können entlarvt und Sparpotentiale entdeckt werden. Ein Haushaltsbuch kann so ein Schritt in Richtung ‚Familienbudget‘ sein. Für ein solches Budget definiert man verschiedene Kategorien wie Essen, Urlaub, Miete oder Auto und legt fest, wie viel Geld man wofür ausgeben muss und möchte. Im Budget spiegeln sich idealerweise die Prioritäten der Familie wider. Zum Beispiel: Wir planen verhältnismäßig viel Geld für Urlaub ein, verzichten dafür im Alltag so oft es geht aufs Auto, auf Lieferdienste und auf zu teure Hobbys.

 

„Das Um und Auf, wenn man die eigenen Finanzen im Griff haben möchte, ist ein ehrlicher Umgang mit den eigenen Einnahmen und Ausgaben.“

Gudrun Steinmann, Schuldnerberatung Wien

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Noch mehr Tipps für mehr Geld am Konto

 

Let’s share!

Man muss nicht alles, was man braucht, auch besitzen. Bohrmaschine, Fonduegeschirr oder Auto: Häufig lohnt es sich finanziell, Dinge, die nicht täglich in Gebrauch sind, mit anderen zu teilen oder zu leihen.

Keine Werbung!

Oft weckt erst Werbung Bedürfnisse und Wünsche in uns. Deshalb: Werbung so gut es geht vermeiden und bedenken, dass sich vor allem Kinder von Werbung leicht verführen lassen.

Fixkosten überprüfen!
Regelmäßig nach günstigeren Handy- oder Internettarifen Ausschau halten, Energieanbieter vergleichen und unnötige Abos kündigen, kann Einsparpotentiale bieten.

Selber machen!

Marmelade einkochen, Granola selbst machen oder Brot backen: Finanziell lohnt es sich möglicherweise gar nicht, solche Köstlichkeiten selbst herzustellen. Etwas Besonderes sind sie allemal. Und nette kleine – und günstige – Mitbringsel auch.

Einfach nix kaufen!

Und stattdessen nutzen, was man hat. Dinge reparieren, die kaputt sind. Kreativ werden, um Neuanschaffungen zu vermeiden – und zum Beispiel ausgewaschene Gurken- oder Apfelmusgläser für alles Mögliche in der Küche verwenden, statt neue Glasbehälter zu kaufen.

Kredite checken!

Steigende Kreditzinsen, hohe Bankkosten: Ein Bankenvergleich bzw. ein Gespräch mit der Bank, um die bestmöglichen Konditionen auszuhandeln, bringt’s.

Second Hand kaufen!

Gebrauchtes zu kaufen ist einer der Schlüssel, um richtig viel Geld zu sparen. Bevor man onoder offline shoppen geht, entsprechende Second-Hand-Portale im Internet durchsuchen. Vielleicht gibt es das nötige Ding viel billiger aus zweiter Hand.

Angebote checken!

Rabattaktionen und Angebote können Geld sparen, sind manchmal aber nur ein Köder, um etwas zu kaufen, was man gar nicht braucht. Deshalb: Genau schauen, was überhaupt verbilligt ist, und reflektieren, ob man dafür Geld ausgeben will. Tipp: Entsteht das Bedürfnis etwas haben zu wollen nicht schon eine Weile, sondern erst im Geschäft, lieber eine
Nacht drüber schlafen.

(Vor)Kochen!

Sich Essen liefern zu lassen, ist praktisch, aber auch teuer, zumindest teurer als selbst zu kochen. Wenn in der Familie der große Hunger ausbricht, hat man bestenfalls nicht nur die Nummer des Lieferdienstes parat, sondern auch ein paar Portionen vorgekochtes Tiefkühlessen oder zwei, drei einfache Rezepte, die ratzfatz zuzubereiten sind.

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