Bildung

Mein tierischer Schulfreund

Achatschnecke, Stabheuschrecke, Klassenhund: In vielen Schulen ziehen Tiere ins Klassenzimmer. Dabei sind sie mehr als bloß lebendiges Unterrichtsobjekt – sie bereichern die Klassengemeinschaft und werden schnell zu tierischen Vertrauten.

Ob als Präsenz- oder Besuchshund: Die Anwesenheit von Hunden wirkt sich positiv auf das Klassenklima aus.

Leo, Lilli, Tom und Bugatti gehen in die 2. Klasse der Volksschule Albrechtgasse in Klosterneuburg. Sie folgen dem Unterricht geduldig, können ganz besonders gut zuhören und sind etwa 20 Zentimeter groß. Leo, Lilli, Tom und Bugatti sind Achatschnecken. Seit dem Vorjahr bewohnen sie ein Terrarium im Klassenzimmer und sind aus der Klassengemeinschaft heute nicht mehr wegzudenken. „Tiere sind immer eine Bereicherung für den Klassenraum“, weiß auch Barbara Winkler, die selbst als Lehrerin arbeitet und sich auf das Thema tiergestützte Pädagogik spezialisiert hat. „Die Auseinandersetzung mit den Tieren, das Beobachten und Wahrnehmen kann für den Beziehungsaufbau zur belebten Natur eine echte Bereicherung darstellen“, ist sie überzeugt. Sachunterricht wird so ganz buchstäblich besser fassbar und aus dem Unterrichtsgegenstand wird vielleicht sogar ein neuer, kleiner Freund.

Klassentiere wirken wie ein sozialer Katalysator und bringen die Schüler*innen näher zusammen.

Regeln für die Tierhaltung in der Schule.
Während der Einsatz von Tieren in der Schule in vielen Ländern eine bürokratische Grauzone ist, ist er in Österreich ebenso willkommen wie klar geregelt. So sind in einer Handreichung des Bundesministeriums sowohl pädagogische Ziele als auch Vorraussetzungen und Regelement rund um die Schultierhaltung festgelegt. Vor allem der Einsatz von Hunden in der Schule wird dabei sehr positiv beschrieben.. Denn: „Schule soll nicht nur Wissen vermitteln, es geht immer auch um einen bereichernden Austausch und einen Unterricht, der zum Lernen und Interagieren einlädt.“ Genügend Platz und eine artgerechte Unterbringung versteht sich von selbst, darüber hinaus braucht es noch mehrere (erwachsene) Betreuungspersonen für das Tier, so dass die Versorgung auch im Krankheitsfall gewährleistet ist. Etwaige Allergien sollten im Vorfeld ebenso abgeklärt werden, wie mögliche Ängste von Kindern, um auch wirklich das richtige Tier für die jeweilige Klasse auszuwählen. Sind diese Fragen geklärt, kann es auch schon los gehen und das tierische Klassenmitglied darf einziehen.

SCHNUPPERSTUNDE. Im Mensch-Hund-Team kommen Besuchshunde auch oft in Schulklassen. Für die Schüler*innen ist das immer ein Highlight.

Die Natur im Klassenzimmer.
Während Hamster, Katze, Meerschweinchen & Co die Liste der beliebtesten Haustiere weitestgehend dominieren, sind in heimischen Schulen ganz andere Arten, verbreitet. Denn hier wohnen vor allem Tiere, die sowohl interessant als auch ungefährlich, die stressresistent und obendrauf genügsam sind. Neben Fischen und Stabheuschrecken ist das tatsächlich überproportional häufig die ostafrikanische Achatschnecke. Auch für die Volksschullehrerin Katharina Dexinger war das sanfte Weichtier erste Wahl als sie ein passendes Tier für ihre „dynamische, quirlige Volksschul-Integrationsklasse“ suchte. Denn: „Ein völlig ruhiges und friedliches Tier sollte die Kinder motivieren und zum Lernen und Entdecken anregen. Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Größe sind diese Schnecken für Schüler*innen in der Volksschule besonders gut geeignet.“ Darüber hinaus liefern die Schnecken hervorragendes Anschauungsmaterial für den Projekt- und Sachunterricht. Auch in der Albrechtgasse wurden die Schnecken erst zum Unterrichtsthema, bevor sie Teil des Klassenverbands wurden. So beobachteten die Schüler*innen zunächst freilebende Schnecken in der Au, fanden heraus wieviel Licht und Luftfeuchtigkeit die kleinen Tiere schätzen, putzten das Terrarium gründlich und übten sich in der Zubereitung besonders bekömmlicher Schneckennahrung (Mehl-Wasser-Brei!).

FRISCH GESCHLÜPFT Manchmal werden in Klassen auch Hühner ausgebrütet, nach einigen Wochen müssen die Küken zurück auf den Bauernhof.

Hund auf Besuch.
Das Schultier in der Wiener Köhlergasse hat einen etwas anderen Speiseplan. Zwei mal die Woche kommt hier Labrador Bakiri zu Besuch, lässt sich streicheln, hilft Arbeitsblätter auszuteilen und ist beim Lesen üben ein besonders beliebter Zuhörer. „Selbst, wenn ein Hund nur in der Ecke schläft, beruhigt das die ganze Klasse“, erzählt Winkler. So eine Fellnase wirkt sich außerdem positiv auf die soziale Kompetenz der Schüler*innen aus, ist die Pädagogin überzeugt: „Die aktiven Kinder werden durch den Hund beruhigt und die ruhigen Kinder gehen mehr aus sich heraus!“
Allen Vorteilen zum trotz, kann nicht jede Schule einen eigenen Schulhund halten. Ein Besuchshund – zahlreiche Mensch-Hund-Teams bieten die Möglichkeit, den Unterricht stundenweise zu besuchen – kann dennoch eine gute Möglichkeit sein, den Kindern den Kontakt zu einem kinderfreundlichen Vierbeiner zu ermöglichen.

Krabbeltiere. Stabheuschrecken sind ganz schön faszinierend.

5 positive Effekte von Schultieren
Selbstständigkeit: Dürfen sich Kinder um ein Tier kümmern, motiviert dies auch bei anderen Gelegenheiten Engagement zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen.

Empathiefähigkeit: Der Kontakt zu Tieren stärkt die Fähigkeit, sich in andere hinein zu versetzen.

Entspannung:
Tiere beruhigen. Die Beschäftigung mit einem tierischen Begleiter trägt ganz automatisch zum Wohlbefinden bei.

Bezug zur Natur:
Der regelmäßige Umgang mit Tieren bringt die Natur nicht nur Stadtkindern näher, sondern macht den Kreislauf der Natur – von Geburt bis hin zum Tod – generell besser greifbar.

Klassenverband:
Die gemeinsame Fürsorge um ein Tier stärkt die Klassengemeinschaft und die Bindungen zwischen den Kindern. Gerade in Integrationsklassen unterstützen die Tiere den Beziehungsaufbau und sind eine echte Bereicherung.

Weitere Infos zum Thema Bildung finden Sie auf www.familiii.at/bildung

UNTERRICHT IM SCHNECKENTEMPO. Die afrikanische Achatschnecke ist als Klassentier besonders beliebt.

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