Erziehung

MOBBING: Das können Kinder und ihre Eltern tun

Kinder und Jugendliche, die von Mobbing betroffen sind, dürfen auf keinen Fall damit alleine gelassen werden: Eltern sollen zuhören und so lange dran bleiben, bis das Mobbing aufhört.

 

Ist das ein ‚normaler‘ Konflikt zwischen Kindern oder schon Mobbing?

Die Grenze zwischen Mobbing und ‚normalen‘ Konflikten zu ziehen, ist nicht immer einfach. Grundsätzlich gilt: Bei einem Konflikt sind alle beteiligten Parteien bereit, eine Lösung zu finden. Meistens handelt es sich um eine einmalige Sache, die rasch wieder aus dem Weg geräumt werden kann. Mobbing hingegen läuft über einen längeren Zeitraum. Eine Person, von anderen zum ‚Opfer‘ gemacht, wird wiederholt geärgert, belästigt, beleidigt oder gequält. Zwischen den Beteiligten herrscht ein Ungleichgewicht. „Eine Person ist in großer Hilflosigkeit. Sie kann sich selbst nicht mehr verteidigen und ist nicht mehr handlungsfähig“, sagt die Sozialpädagogin und Rat auf Draht Beraterin Christine Piriwe. Achtung, Mobbing kann lange unentdeckt bleiben! „Es passiert oft vor aller Augen, in den Pausen, vor der Schule, selten auch in der Klasse.“ Warum greifen Lehrer oft nicht ein? „Sicherlich, weil viele von ihnen überlastet sind. Oder aber sie bekommen es mit und meinen, es handelt sich um einen normalen Streit.“ 

 

Wie helfen Eltern ihrem betroffenen Kind?

Äußert ein Kind, dass es ihm mit Mitschülerinnen oder Mitschülern schlecht geht, überlegt man mit ihm gemeinsam, ob es sich dabei um einen Konflikt oder bereits um Mobbing handelt. Bei Mobbing kommt Eltern eine aktive Rolle zu. Sollen sie sich gleich an die Schule wenden? Unbedingt, sagt Christine Piriwe. „Aber immer gemeinsam mit dem Kind und nicht über seinen Kopf hinweg.“ Ihr Rat: Schriftlich Kontakt aufnehmen. „Wenn der Erstkontakt mit Lehrern oder der Direktion schriftlich ist, können Eltern nicht so einfach abgewimmelt werden.“ Das komme nämlich öfter vor. „Eltern werden leider nicht immer ernst genommen.“ Ein Mobbingtagebuch hilft einem selbst und Außenstehenden zu sehen, wie oft Übergriffe stattfinden. Ändert sich auch nach versprochenen Maßnahmen von Seiten der Schule nichts, so lange dranbleiben, bis eine echte Lösung gefunden wurde. Darüber hinaus kann man mit dem Kind gemeinsam Strategien entwickeln. Sich schlagfertige Antworten überlegen, zum Beispiel, oder darauf schauen, dass man in bestimmten Situationen nicht alleine bleibt. „Vorübergehend kann man das Kind auch von der Schule abholen, wenn sich das einrichten lässt.“ Unterstützung von außen bietet zum Beispiel ‚Rat auf Draht‘ unter der Nummer147. 

 

Wie stärken Eltern ihr Kind präventiv?

Eltern können einiges tun, um ihr Kind schon präventiv vor Mobbing zu schützen. Am allerwichtigsten: Mit dem Kind eine gute Beziehungs- und Vertrauensbasis aufzubauen. „Gerade in der Pubertät kann das herausfordernd sein“, sagt Piriwe. Eltern sollen immer wieder auf ihr Kind zu gehen, fragen, wie es ihm geht und sich nicht abwimmeln lassen, wenn es sie mit einem ‚Passt schon!‘ abwimmeln will. In so einem Fall dranbleiben und nachhaken, das Kind einladen, sich herzusetzen, fragen, was es beschäftigt, was gerade in der Schule los ist. „Und immer vermitteln: ‚Egal, was los ist, du kannst jederzeit kommen und ich bin für dich da“, sagt Christine Piriwe. Ein gesundes Selbstwertgefühl macht widerstandsfähiger gegen Mobbing. Deswegen: Mit dem Kind gemeinsam seine Stärken herausfinden. „Je stärker sich ein Kind seiner Ressourcen und Stärken bewusst ist, desto eher ist seine Persönlichkeit gefestigt.“ Dann lässt es sich auch nicht so sofort von Hänseleien aus der Bahn werfen.

 

 

Wie mit ‚Tätern‘ und ‚Täterinnen‘ umgehen?

„Wir sprechen eigentlich nicht von ‚Tätern‘, vor allem nicht, wenn es um Kinder und Jugendliche geht“, sagt Christine Piriwe. Vorrangig sei, zu verstehen, was hinter dem Mobbing steckt. Dazu braucht es Zeit, Geduld und Gespräche – keine Vorwürfe. „Eltern können zum Beispiel vermitteln: Egal, was du mir mitteilst, ich möchte es gern verstehen. Oder: Ich lehne das ganz klar ab, aber ich habe dich lieb.“ Hinter Mobbing steckt oft eigene Bedürftigkeit, der Wunsch nach Anerkennung, familiäre Probleme. 

 

Was ist Cybermobbing?

Mobbing verlagert sich zunehmend ins Internet. ‚Cybermobbing‘ kann sich unterschiedlich äußern: Durch das Verbreiten von Lügen und intimen Informationen oder peinlicher Fotos und Videos, durch Beschimpfen oder Drohen, den Ausschluss einer Person aus Gruppen oder Online-Spielen oder durch sexuelle Belästigung in Chats oder sozialen Netzwerken. Einer Studie von saferinternet.at zufolge passiert Cybermobbing sehr oft im schulischen Umfeld. Trotz Anonymität im Internet ahnen oder wissen die Betroffenen oft ganz genau, wer hinter den Angriffen steckt. Saferinternet rät betroffenen Kindern und Jugendlichen, auf belästigende Nachrichten nicht zu reagieren, unbedingt mit Vertrauenspersonen zu sprechen oder sich kostenlose Unterstützung bei Rat auf Draht zu holen. In den sozialen Medien können Nutzer, die belästigen oder beleidigen, gesperrt werden. Beweise sollte man mittels Screenshots sammeln. Auch wichtig: Starke Passwörter verwenden und die Privatsphäre-Einstellungen in den sozialen Medien dementsprechend aktivieren. Vielen ‚Tätern‘ ist nicht bewusst, wie verletzend ihr Verhalten für die Betroffenen sein kann und dass Cybermobbing auch rechtliche Folgen haben kann. In Österreich ist Cybermobbing sogar ein eigener Straftatbestand. 

 

Wie geht’s weiter?

Freunden sich alle Beteiligten an, ist das Mobbing einmal aus der Welt? Das dürfe man nicht erwarten, sagt Christine Piriwe. Gemeinsam kann aber überlegt werden, in welcher Form eine Entschuldigung möglich ist. „Eine Aussöhnung muss nicht in eine Freundschaft münden. Es ist nicht sofort alles supergut zwischen den Beteiligten.“ Aber mit der Zeit kann sich das Verhältnis verbessern.

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