Reif für die Schule
Ob ein Kind im September in die erste Klasse oder in die Vorschule kommt, wird bei der Einschreibung im Jänner entschieden. Künftig soll eine standardisierte Schul-App dabei helfen, die nötigen Kompetenzen für die Schulreife nach einheitlichen Kriterien zu ermitteln.

Für alle Sechsjährigen heißt es jedes Jahr ab 1. September: ab in die Schule. Ob ein Kind zu diesem Zeitpunkt schulreif ist, wird ein halbes Jahr vorher ermittelt. Und zwar bei der Einschreibung, die üblicherweise ab Jänner in der jeweiligen Volksschule stattfindet. In einer Art Aufnahmetest werden die Vorläuferfertigkeiten für das Erlernen unserer Kulturtechniken geprüft und somit ermittelt, ob ein Kind schulreif ist oder nicht.
Schulreif heißt, dass ein Kind die kognitive, körperliche, emotionale und sprachliche Reife besitzt, um dem Unterricht in der Schule zu folgen, ohne dass es überfordert ist. Zu den kognitiven Fähigkeiten zählen zum Beispiel ein bestimmtes Mengen-, Zahlen- und Lauteverständnis sowie eine gewisse Aufmerksamkeitsfähigkeit.
Bei der körperlichen Reife unterscheidet man zwischen grob- und feinmotorischen Kompetenzen, Bewegungsfertigkeiten allgemein sowie Strich- oder Stiftführung. Als sozial reif gilt ein Kind dann, wenn es fähig ist, etwa mit einer neuen Gruppe in Kontakt zu treten oder Konflikte verbal zu lösen. Die Sprachkompetenz zielt auf das Sprachverständnis und die Ausdrucksfähigkeit ab. Eigene verpflichtende Deutschkompetenztests runden die Ermittlung zur Schulreife ab.
Wird ein Kind als nicht schulreif eingestuft, geht es freilich nicht zurück in den Kindergarten, sondern in die Vorschule. Vorschulklassen sind in den Volksschulen entweder separat geführt oder integrativ in der ersten Klasse.

Einheitlichkeit bei Vorschulquote
Ob ein Kind seine Schulkarriere als Vorschulkind beginnt, hängt auch stark vom Wohnort ab. So wurde zuletzt im Burgenland bislang nur einem einzigen Kind mangelnde Schulreife attestiert, in Vorarlberg waren es hingegen 16 Prozent. Mehr Einheitlichkeit bei der Vorschulquote soll es bereits bei der Einschreibung im Frühjahr 2020 mit Hilfe eines standardisierten Einschreibungsverfahrens geben. Eine vom Bundesministerium für Bildung entwickelte Schul-App mit der Koboldin „Poldi“ soll künftig nach einheitlichen Kriterien ermitteln, ob ein Kind schulreif ist oder nicht. Derweil läuft eine freiwillige Testphase. Ab 2021 ist „Poldi“ dann für alle verpflichtend.
Einschulung: Was wird vom Kind erwartet?
Geht es hin zur Einschreibung, kriegen manche Eltern Bammel. Die Sorge, dass das eigene Kind möglicherweise den anderen hinterherhinkt, führt nicht selten zu einem erhöhten Erwartungsdruck. „Mit der Schule beginnt nicht der Ernst des Lebens. Die Kinder sollen Lust auf die Schule haben“, betont Lukas Leithner von der schulpsychologischen Beratungsstelle Wien. Insofern rät der Bildungsberater vom panischen Vorpauken von Buchstaben, Zahlen oder fremdsprachigem Vokabular ab. Tatsächliche Entwicklungsverzögerungen werden in der Regel bereits in der Kindergartenzeit gut erkannt, und es wird entsprechend darauf reagiert. Nicht umsonst ist gerade das letzte Kindergarten vor der Schule verpflichtend.

Reif oder nicht reif
Bei der Einschreibung im Jänner werden alle Formalitäten erledigt, das Kind stellt sich persönlich in der Schule vor, und es erfolgt die Schulreifefeststellung mittels Aufnahmegespräch.
Bei mangelnder Schulreife kommt das Kind in die Vorschule – entweder in eine eigene Vorschulklasse oder integriert in die erste Klasse.
Flexible Schuleingangsphasen ermöglichen in den ersten drei Schuljahren einen Wechsel der Schulstufe, um Unter- oder Überforderung zu vermeiden. Somit können etwaige Rückstände, zum Beispiel auch bei Sommerkindern, die kurz vor dem 1. September sechs werden, kompensiert werden. Je nach Entwicklungsstufe des Kindes kann es runter- oder raufgestuft werden.
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