Bildung

So wird Ihr Kind schlau fürs Leben

Der neue Elternratgeber von Ivan Topic und Bernhard Moestl räumt mit dem starren Schulsystem auf und zeigt Eltern, wie sie Kindern die „21st-Century-Skills“ fürs Leben mitgeben: Selbstbewusstsein, Selbstwert und Selbstliebe.

 

Das Schulsystem im deutschsprachi- gen Raum scheint starr, Noten wirken längst überholt und die vermittelten Fähigkeiten sind weit vorbei an dem, was die moderne Welt verlangt. Noten werden wichtiger als das Leben, das auf unsere Kinder wartet. Grenzen im Kopf werden errichtet, die Neugier versiegt, das Selbstvertrauen geht verloren. Viele Kinder können nicht zeigen, wie es ihnen wirklich geht.
Die Politik dafür zu beschuldigen, greife zu kurz und bringe die Gesellschaft nicht weiter, so der Lehrer und Bildungsexperte Ivan Topic: „Die Schule ist eine Gegebenheit, doch Eltern sind Möglichmacher*innen: Sie brauchen eine positive Einstellung zur Schule und müssen genau dort aktiv ansetzen, wo das System an seine Grenzen stößt“. Fernab des Schulsystems ist das Buch ein Ratgeber wie Leitfaden, um Kindern zu helfen, ihre Potenziale zu ergreifen.

Kritik anzunehmender Standardisierung durch Schulen

„Wir verwehren unserer Gesellschaft große Persönlichkeiten, wenn wir alle Kinder in einen Topf werfen, anstatt individuelle Stärken zu fördern“, warnt Topic. Was in der Wirtschaft längst Usus ist, fehlt im Schulsystem: Kompetenzen wie emotionale Intelligenz und Teamfähigkeit werden in Unternehmen großgeschrieben, Schulen hinge- gen forcieren die Standardisierung, die die Lehrpläne vereinheitlichen sollen. Noten sind ein Vergleichsinstrument, die darüber entscheiden, aus wem später einmal etwas wird – und aus wem eben nicht. Das hindere Kinder daran, einen gesunden Selbstwert zu entwickeln: „Die übertriebene Gewichtung von Schulnoten kann ein folgenschweres Ungleichgewicht im Leben eines Kindes erzeugen: Eigene Stärken und persönlicher Fortschritt sind für die Entwicklung von Selbstvertrauen viel wichtiger als Noten es je sein dürfen“, so der Autor. Als Elternteil könne man für sich selbst und die Kinder den Leistungsdruck rausnehmen, indem man sich vor Augen hält, dass Lernen ein fortlaufender Prozess und niemand von Beginn an perfekt ist. Was Kinder brauchen, ist die Gewissheit, geliebt und geschätzt zu werden, unabhängig von ihrer Leistung. Nur so können sie sich zu selbstbewussten und resilienten Erwachsenen entwickeln.

 

 

Selbstliebe als Anker für emotionale Stabilität

Der bekannte Rotstift sitzt tief: Er lehrt, dass die Ausmerzung von Schwächen eine erfolgreichere Strategie ist als die Stärkung von Stärken. So klammere Topic zufolge der Mensch auch im Erwachsenenalter immer noch an Dingen, die er nicht gut könne, unrealistischer Perfektionismus entsteht. „Viel zu häufig tappen wir in die Falle, uns selbst mit anderen zu vergleichen, die uns viel besser erscheinen – und lassen damit ganz schnell den Wind aus unseren Segeln. Sich stattdessen auf den eigenen Fortschritt zu konzentrieren, kann uns helfen, eine gesunde Selbstliebe zu entwickeln. Dadurch bleiben wir emotional stabil, auch bei Rückschlägen“, so Topic. Auch die Gewichtung der eigenen Bedürfnisse spiele eine wichtige Rolle: „Selbstliebe ist essenziell, nicht egoistisch. Eltern müssen wissen, dass ihr eigenes Leben und ihre eigenen Themen wichtig sind, um ihren Kindern Selbstliebe vorleben zu können“, so der Bildungsexperte.

Kindern Selbstbewusstsein mitgeben

Kinder möchten, genau wie Erwachsene, wertgeschätzt und ernstgenommen werden. „Wir versuchen oft, unsere Kinder vor Rückschlägen und Enttäu- schungen zu bewahren. Viel wichtiger ist aber, ihnen die Gelegenheit zu geben, zu klettern, zu stolpern und hin und wieder hinzufallen. Jedes Kind ist von Natur aus neugierig und lernbereit. Fehler sind dabei eine Chance, zu lernen und Selbstbewusstsein auszubilden“, so Ivan Topic, der als Lehrer und Vater von zwei Kindern aus Erfahrung wie didaktischer Expertise spricht. Die daraus gewonnene Resilienz ist ein Schlüsselelement, um Selbstbewusst- sein aufzubauen. Dieses Selbstbewusstsein wiederum ermöglicht Kindern, eine flexible Denkweise zu entwickeln, die sich ständig verändern und wachsen kann. Was ein Kind heute noch nicht beherrscht, kann es in kürzester Zeit erlernen, vorausgesetzt, es zeigt Interesse und Motivation. Das sieht auch Co-Autor Bernhard Moestl so, der mit der Beurteilung des Schulsystems und dem Umgang der Erwachsenen damit als Kind seine eigenen Erfahrungen gemacht hat. Moestl: „Meine Eltern waren Lehrer und daher die denkbar ungeeignetsten Ansprechpartner, wenn es um die Frage nach Sinn und Unsinn des Unterrichts ging. Für beide war Schule einfach eine Pflicht. Ich wollte aber nicht meine Zeit für etwas verschwenden, was ich als völlig sinnlos betrachtete. Daher kam mir die Idee vom ‚Großen Abenteuer‘. Ich tagträumte, dass ich die Welt bereisen und alles erforschen werde. Dazu könnte ja das Wissen, das mir in der Schule vermittelt wird, nützlich sein. So machte mir dann das Lernen wieder Spaß, denn ich ordnete als Kind meinem Traum, ein Weltentdecker zu werden, alles unter. So habe ich mein Gehirn lernfähig gemacht.“

 

„Eltern sind Möglichmacher* innen, die aktiv dort ansetzen müssen, wo das System an seine Grenzen stößt.“

Ivan Topic, Lehrer und Bildungsexperte

Zitatzeichen

 

Vom Deutsch-Nachzipf zum zweifachen Autor

Ivan Topic in Kroatien geboren, kam kurz vor dem Krieg mit seinen Eltern nach Österreich. Als Kind ist er neun Mal umgezogen. Dies führte zu erheblichen schulischen Herausforderungen, die ihn stark belasteten: „Ich entwickelte eine starke Abneigung gegen die Schule“, erinnert sich Topic. Seine finanziell schwachen Eltern waren oft nicht präsent und konnten ihn in der Schule nicht unterstützen. Als Topic elf Jahre alt war, musste die Familie in ein Heim ziehen, um die finanzielle Situation zu stabilisieren. Obwohl ihm stets nahegelegt wurde, eine Lehre zu absolvieren, kämpfte Topic gegen diese Erwartungen an und holte mit 20 Jahren seine Matura in einem Aufbaulehrgang nach. Anschließend studierte er Mathematik und Physik und arbeitete parallel als Lehrer, was zu einem Burnout führte. Auf der Suche nach Hilfe fand er Rettung in Büchern, insbesondere Sachbüchern im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung. Zu dieser Zeit wurde ihm klar, wie entscheidend die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit im Leben ist. Als Lehrer integrier- te er diese Erkenntnisse eigenständig in seinen Unterricht. Das aktuelle Buch ist bereits Topics seine zweite Veröffentlichung. „Für mich war lange undenkbar, Bücher zu schreiben, da ich von schlechten Glaubenssätzen aus meiner Schulzeit und zwei Nachprüfungen in Deutsch geplagt war“, erzählt der Autor heute. Ein Buch, das ihm während seiner Burnout-Erkran- kung half, wurde stammt übrigens von Bernhard Moestl: Heute ist Moestl nicht nur Co-Autor von Topic, sondern auch sein Mentor und Unterstützer. Als einer der wenigen Menschen, die stets an Topic‘s Schreibtalent glaubten, spielte Moestl eine entscheidende Rolle in seiner Entwicklung als Autor. Heute ist Ivan Topic auch als Speaker bei renommierten Veranstaltungen gefragt.

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