Nachhaltigkeit

Technik für das Klima

Technische Innovationen sind eine wichtige Stellschraube, wenn es darum geht, das Klima zu schützen. Grüner Stahl, synthetische Kraftstoffe, Insekten als Tierfutter oder urbane Landwirtschaft: Diese Technologien werden hierzulande erforscht, entwickelt und betrieben, um der Erderwämung aktiv entgegen zu wirken.

Grüner Stahl

Stahl gehört zu den wichtigsten Werk- stoffen weltweit, doch die Produktion ist – nicht zuletzt aufgrund der kohle- basierten Hochofentechnologie – mit hohen CO2-Emmisionen verbunden. Um dem entgegenzuwirken, arbeitet die Voestalpine aktiv daran Stahl aus Österreich grüner zu machen. Dafür werden die Kohle-Hochöfen sukzessive durch innovative grünstrombetriebene Elektrolichtbogenöfen ersetzt – das soll die CO2-Emissionen der Voestalpine bereits um 30 Prozent – und die Gesamt-Emissionen Österreichs damit immerhin um 5 Prozent – senken. Parallel dazu forscht der Konzern an weiteren Verfahren (Sonnenenergie durch Elektrolyse, Pyrolyse von Erdgas, Wasserstoff-Plasma-Technologie u.v.m.), die eine CO2-neutrale Stahlproduktion spätestens bis 2050 ermöglichen sollen.

Recycling von Plastik

Plastik ist praktisch, vielseitig einsetzbar – und ein echtes Umweltproblem. Um das langfristig in den Griff zu bekommen ist es wichtig bestehenden Kunststoff großflächig zu recyceln und die Produktion neuer Kunststoffe im Sinne einer effektiven Kreislaufwirtschaft zu optimieren. Denn anders als bei der Wiederverwertung von Glas, Metall oder Papier hinkt Österreich beim Plastik-Recycling noch hinterher. Das soll sich nun ändern: So vereinheitlicht die ARA (Altstoff Recycling Austria) heuer etwa ihr Sammelsystem, um die Sammelquote zu erhöhen und holt das Plastik darüber hinaus nun direkt bei den Unternehmen ab. Eine neue, besonders moderne Sortieranlage in Oberösterreich soll die Recyclingkapazitäten außerdem deutlich steigern, immerhin die Hälfte der österreichischen Leichtmetallpackungen laufen hier demnächst übers Band.

CO2 aus der Luft filtern

Auch, wenn bisher nur verhältnismäßig geringe Mengen CO2 aus der Luft gefiltert werden können, scheint diese Strategie hoffnungsvoll: Bestehendes Kohlendioxid aus dem Kreislauf abzuspalten, nämlich. „Carbon Capture and Storage“ lautet das Schlagwort, also, Kohlenstoffabscheidung und Speicherung. Dabei wird CO2 etwa in geologischen Formationen eingelagert – ein bekanntes Demoprojekt ist die Utsi- ra-Formation vor der norwegischen Küste. Texanische Ingenieure haben sogar Züge entwickelt, die während der Fahrt CO2 aus der Luft filtern und als Rohstoff speichern. An der TU Wien wurde mit dem „DACling“ ein mobiles Filtergerät für Endkunden konzipiert und das Linzer Green Tech-Unternehmen Krajete hat für Audi erst kürzlich eine Filteranlage in Betrieb genommen, die 1000 Tonnen CO2 pro Jahr aus der Luft filtert.

Kraftstoff der Zukunft

Synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, sollen fossile Kraftstoffe künftig ersetzen und so entscheidend zum Klimaschutz beitragen. Dabei handelt es sich um Kraftstoffe, die mithilfe von Strom aus Wasser und CO2 hergestellt werden. E-Fuels haben im Ver- gleich zu alternativen Kraftstoffen aus Raps, Palmöl oder Biomasse aber auch gegenüber Elektro-Autos viele Vorteile: So können bestehende Verbrennermotoren klimaschonend weiter verwendet werden. Auch die Infrastruktur bestehender Tankstellen kann weiter genutzt werden. Die strombasierten Kraftstoffe können Benzin oder Diesel auch beigemischt werden, was wiederum eine sukzessive Umstellung möglich macht. Und auch für Schiffe und Flugzeuge, die nun mal nicht elektronisch betrieben werden können, stellen E-Fuels eine gangbare Lösung dar.

Grüner Wasserstoff

Überall dort, wo eine Elektrifizierung nur schwer möglich ist – etwa im Flug-, Fern-, und Schwerlastverkehr, sowie in Teilen der Stahl- und Chemieindustrie und der Wärmeversorgung – gilt Wasserstoff als Hoffnungskraftstoff für eine grünere Zukunft. Dementsprechend wichtig ist die möglichst emissionsfreie Produktion. Im Rahmen einer umfassenden Wasserstoffstrategie haben sich die wichtigsten heimischen Player aus der Industrie mit führenden Köpfen aus Forschung und Wissenschaft zusammen getan, um gemein- sam tragfähige Konzepte für Erzeugung, Transport und Lagerung von CO2-neutral erzeugtem Wasserstoff zu entwickeln. Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage nach grünem Wasserstoff bis 2040 um das 5-fache an- steigen wird – und diese soll zunehmend auch durch die lokale Produktion bedient werden.

Urbane Landwirtschaft

Auch Gemüse kann das Klima schützen. So wirken sich die Nutzpflanzen in der Stadt positiv auf die Artenvielfalt von Insekten aus und können darüber hinaus CO2 binden. Auch kürzere Tranportwege zwischen Produktionsstätte, Handel und heimischer Küche wirken sich positiv auf die Emissionsbilanz aus. Innovative Techniken, wie „Aqua Ponding“ – so wird die Kultivierung von Pflanzen auch ohne Erde möglich – sorgen für neue Möglichkeiten. Gerade im urbanen Raum ist es herausfordernd den nötigen Platz für Landwirtschaft frei zu machen, um nennenswerte Mengen anbauen zu können. „Vertical Farming“ ermöglicht den An- bau auf geringster Fläche – und das sogar ohne Tageslicht. Ein Konzept, das die Supermarktkette Billa etwa seit dem Vorjahr in Containern im Wiener Bezirk Simmering versucht.

Insekten als Tierfutter

Mit Larven gegen die Klimakrise? Das klingt nur auf den ersten Blick merkwürdig. Denn die Produktion von Futtermittel aus Soja oder Fischmehl für Nutztiere ist extrem aufwendig und CO2-intensiv, der Umstieg auf Insekten stellt da eine praktische und klimafreundliche Alternative dar. Besonders die schwarze Soldatenfliege gilt als eiweißhaltige und artgerechte Nahrungsquelle für Schweine und Hühner. Seit 2021 ist sie als Futtermittel in der EU zugelassen, zahlreiche Start-ups beschäftigen sich damit, die Produktion massentauglich zu machen. Parallel dazu ist auch die Produktion von Algen klimaneutral und im großen Stil möglich und erlaubt vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft. In riesigen Anlagen werden bereits jetzt österreichweit Algenfarmen betrieben, etwa von der OMV, EVN, TU Wien, Felix Austria u.v.m.

E-Mobilität

Aus ökologischer Perspektive sind Elektrofahrzeuge herkömmlichen Kraftfahrzeugen eindeutig überlegen. Sie sind besonders leise und ermöglichen emissionslose Mobilität. Schon beim derzeit verfügbaren Strommix schneiden E-Autos deutlich besser ab als herkömmliche Fahrzeuge und je grüner die Stromerzeugung noch wird, desto besser wird auch die Klimabilanz. Kein Wunder also, dass Österreich seine E-Mobilitäts-Strategie weiter ausbaut. Das beinhaltet den verstärkten Einsatz von elektrobetriebenen öffentlichen Verkehrsmitteln und den Ausbau eines Netzes von E-Tank- stellen, ebenso wie ein breites Angebot an Förderungen für den Umstieg auf E-Mobilität – sowohl für Unternehmen als auch für Privatpersonen – und die Bereitstellung von Fördermitteln für Neu-Entwicklungen auf dem Sektor.

Getreide und Zucker in der Kreislaufwirtschaft

Die rückstandsfreie Komplettnutzung landwirtschaftlicher Produkte ist die Königsdisziplin der Agrarwirtschaft. Die Agrana setzt hier einen besonderen Schwerpunkt und hat in ihrer Biospritanlage in Pischelsdorf in NÖ eine beeindruckende Kreislaufwirtschaft entwickelt. Denn hier werden sämtliche Bestandteile des Futtergetreides – von Stärke bis Gluten, von Biosprit bis Eiweiß – komplett genutzt. Auch bei der Zuckerherstellung gilt das Zero-Waste-Prinzip: Die Co-Produkte, die bei der Zuckerproduktion anfallen, werden nämlich nicht entsorgt, sondern direkt weiterverarbeitet. Durch technische Innovationen und Produktentwicklungen ist es mittlerweile möglich, die Nebenprodukte zu beinahe 100 Prozent als Futter- und Düngemittel verwendbar zu machen.

Drohnen in der Landwirtschaft

Drohnen könnten künftig Landwirte unterstützen, in dem sie den Anbau von Nutzpflanzen gezielt verbessern und dabei ressourcen- und klimaschonender machen. Federführend sind in dieser Entwicklung das Mobilfunkunternehmen Huawei und der oberösterreichische Drohnen-Dienstleister Dronetech. „Smart Farming“ nennen sie das Konzept, bei dem der Wuchs von Nutzpflanzen anhand von Drohnenaufnahmen analysiert wird. So werden präzisere Eingriffe möglich und der Er- trag in weiterer Folge deutlich gesteigert. Getestet wurde das Verfahren bisher mit Wein und Spargel. In beiden Fällen hat sich der Drohneneinsatz bezahlt gemacht: Der Einsatz von Dünger konnte um 50 Prozent reduziert, der Ertrag um zehn bis 15 Prozent gesteigert werden.

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