Freizeit

Walddialog: Fair Play im sommerlichen Wald

Coronabedingt verbringen immer mehr Menschen ihre Freizeit im Wald – dazu braucht es bedarfsorientierte Lösungen vor Ort und gute Kommunikation.

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Beim Österreichischen Walddialog wurde das Thema „Freizeitnutzung in Wald und Natur – Der Natur auf der Spur“ behandelt. Ziel der Veranstaltung war es, gemeinsam an einem Ausgleich zwischen den verschiedenen Nutzerinteressen am Lebensraum „Wald“ zu arbeiten und Lösungskonzepte eines bestmöglichen Miteinanders zwischen Mensch, Tier und Natur für die Sommersaison zu diskutieren. Auch in diesem Jahr werden coronabedingt deutlich mehr Erholungssuchende und Freizeitsportler im Wald erwartet.

Besucherströme im Wald besser lenken

Einig waren sich Referenten und die über 130 Teilnehmer darüber, dass in diesem zweiten Jahr der Covid-Pandemie der Besucherstrom im Wald besser organisiert und gelenkt werden muss. Die auch diesen Sommer bestehenden Reiseeinschränkungen und die oft eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten werden dazu führen, dass viele Menschen ihre Freizeit in der heimischen Natur verbringen. Die österreichischen Wälder sind so beliebt wie noch nie und in manchen Regionen kommt es pointiert gesagt zu einem ‚Overtourism‘. Dies führt oft zu Konflikten zwischen den vielfältigen Waldnutzern, mit Menschen, die im Wald arbeiten, bringt Stress für Wildtiere, birgt Gefahrenpotentiale – auch im Schutzwaldbereich – und manchmal auch Schaden an der Natur sowie zunehmende Müllberge. Neben diesen Herausforderungen gibt es aber auch neue Themen im Bereich der Infrastruktur zu bewältigen, denn Parkräume müssen geschaffen und Straßennutzung geklärt werden.

Wald bietet Menschen Ausgleich für die Seele

Forst-Sektionschefin Maria Patek betonte die Wichtigkeit des Ökosystems Wald für die Gesellschaft und den dafür notwendigen Dialog, denn der Wald und die Natur bieten den Menschen mehr denn je Ausgleich für die Seele. Das bringt Chancen und Risken mit sich: einerseits interessieren sich so viele Menschen wie noch nie für den Wald, andererseits führen die großen Besucherströme zu mehr Müll und einer Überforderung der Naturräume. Der erst unlängst von der Bundesregierung installierte Waldfonds soll letztlich auch dazu beitragen, die Multifunktionalität des Waldes zu bewahren.

Michaela Walla, Bürgermeisterin von Warth und Vertreterin des Gemeindebunds, zeigte die Herangehensweise aus Sicht der Gemeinden auf, die grundsätzlich einem sanften Tourismus sehr positiv gegenüberstehen. Dieser bringt viele Besucher und Wertschöpfung in die Regionen, aber natürlich auch viele Herausforderungen mit sich. Jedenfalls gilt es die vielfältigen Waldleistungen und im Speziellen auch die Schutzfunktion der Wälder zu bewahren. Besucherlenkung ist daher für die Gemeinden ein großes Thema. Ebenfalls muss der Bewusstseinsbildung zusätzliches Augenmerk geschenkt werden, die schon bei der Jugend anfängt. Die heimischen Gemeinden fungieren hier als zentrale Drehscheibe für komplexe Lösungsansätze.

Naturverstand bei den Menschen wecken

Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, wies auf den stark zunehmenden Ansturm auf die österreichischen Wälder hin: „Die Gesellschaft hat den Wald – in Zeiten von Lockdowns und Beschränkungen – auf der Suche nach Ruhe neu entdeckt und zu einem neuen bevorzugten Begegnungsraum gemacht. Die überbordende Nutzung führt aber nicht nur zu einem massiven Parkplatz- und Müllproblem sowie Konflikten unter den Freizeitnutzern selbst, sondern auch zu Verhaltensweisen, die dem Ökosystem massiv zusetzen. Waldbesucher verlassen zunehmend die Wege, um ungestört von anderen Besuchern die Ruhe zu finden, die sie sich von einem Waldspaziergang erwarten. Gemeinsames Ziel muss es sein, die Menschen zu erreichen und den Naturverstand in ihnen zu wecken.“

Um Konflikte bereits im Keim zu ersticken, verfolgen die Land&Forst Betriebe drei Ansätze: Informieren – Grenzen aufzeigen – Lenken. „Die Menschen über das Ökosystem Wald bestmöglich zu informieren, Grenzen aufzeigen, bevor diese überschritten werden und die Besucher durch Angebote, aber auch durch Ge- und Verbote auf das richtige Verhalten im Wald hinzuweisen: das ist gelebter Dialog und die Basis für ein funktionierendes Miteinander vor Ort“, betont Waldbesitzer und Verbandspräsident Montecuccoli als Lösungsansatz in Zeiten von zunehmenden Freizeitdruck auf den Wald.

Mit den drei inhaltlich gegliederten Referatsblöcken wurden in der Veranstaltung die Themenfelder alpine Freizeitnutzung, Mountainbiken sowie Einfluss auf die Waldbewirtschaftung aufgearbeitet und ein Projekt vorgestellt, mit dem im Rahmen des heurigen Jahres Hotspots identifiziert und Lösungsansätze entwickelt werden sollen.

Einstimmigkeit herrschte abschließend, dass für die gemeinsame Lösung der anstehenden Herausforderungen ein Zusammenspiel aller Partner notwendig sei: Bund, Land, Gemeinden, Schulen, Tourismusverband- und Naturschutzorganisationen müssen hier eng zusammenspielen, um ein langfristiges und nachhaltiges Verständnis für richtiges Verhalten im heimischen Wald zu bewirken.

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