Nachhaltigkeit

Was tun Städte gegen Hitze?

In den Städten wird es heißer. Die hohen Temperaturen können für ältere Menschen und Kinder ein Gesundheitsrisiko darstellen. „familiii“ hat sich angesehen, wie sich österreichische Städte gegen die Hitze wappnen.

Die Zentralanstalt für Meterologie und Geodynamik (ZAMG) verzeichnete 2021 den achtwärmsten Sommer seit Beginn ihrer Aufzeichnungen. Die extremen Temperaturen sind dem Klimawandel geschuldet und zeigen sich auch in den Städten deutlich. Dort gibt es eine starke Bodenversiegelung und weniger Grünflächen. Hitze kann schlechter entweichen und Straßen sowie Gebäude heizen sich schneller auf. Und anhaltende Hitze macht allen zu schaffen. Eine Umfrage vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) unter 600 Personen kam zu dem Ergebnis, dass sich an heißen Tagen mehr als 90 Prozent zumindest gelegentlich gesundheitlich belastet fühlen, ein Viertel fühlt sich immer belastet. Säuglinge, Kleinkinder, ältere und chronisch kranke Menschen sowie Menschen mit Behinderung sind bei Hitze besonders gefährdet.

Die zunehmende Hitze wird uns künftig beschäftigen, wie Zahlen der ZAMG verdeutlichen: So ist es in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur in der Bundeshauptstadt zu einer Verdoppelung von Tagen mit mehr als 30 Grad gekommen. Und es wird auch darüber hinaus eine Zunahme der Sommer- und Hitzetage prognostiziert. Um den urbanen Raum weiterhin lebenswert zu gestalten, braucht es Anpassungen an den Klimawandel.

Wien wird Strand- und „Schwammstadt“

Um der Hitze entgegenzuwirken setzt die Stadt Wien auf eine Vielzahl von Maßnahmen: So sollen 400.000 Quadratmeter an neuen Grünflächen geschaffen oder umgestaltet und 500.000 Stadtbäume gepflanzt werden. Gezielte Abkühlung an den Hundstagen sollen ganze 60 Kilometer an öffentlich zugänglichem Badestrand ermöglichen. Zudem stehen bereits 275 Nebelduschen zur Verfügung. Weitere sind in Vorbereitung. Im bereits verbauten Gebiet setzt man auf begrünte Häuser und den Einsatz des Schwammstadt-Prinzips: Letzteres bedeutet unter anderem, dass für die Baumwurzeln unter den Fahrbahnen mehr Platz geschaffen wird und bei starkem Regen Wasser dorthin abfließen kann. Zudem bietet die städtische App „Cooles Wien“ eine umfassende Liste an kühlen Plätzen. Im Wiener Hitzeaktionsplan und im Urban Heat Island-Strategieplan wird eine Vielzahl weiterer Ideen und Maßnahmen angeführt.

Innsbruck und Salzburg passen sich an

In Innsbruck wurde dem Klimawandel und seinen Folgen fürs Stadtleben bereits im Juli 2019 per Gemeinderatsbeschluss „höchste Priorität“ eingeräumt. Die Stadt entwickelte einen Schritt- für-Schritt-Plan für Klimawandelanpassungen, der 15 konkrete Maßnahmen beinhaltet. In Bezug auf den Hitzeinseleffekt wird der Ausbau grüner sowie blauer Infrastruktur betont, also: Parks und Grün- bzw. Wasserflächen. Gemeinsam mit den
Innsbrucker Kommunalbetrieben (IKB), der Uni Innsbruck und der Universität für Bodenkultur (BOKU) wurde das Projekt „cool-INN“ gestartet. Im Fokus: Bepflanzung und Bewässerung. Auch in Innsbruck soll künftig das Schwammstadt-Prinzip Anwendung finden. Anhand einer Klimaanalyse untersucht die Stadt außerdem, wie sich das Klimasystem auf künftige Bauvorhaben auswirkt. Dabei fand man beispielsweise heraus, dass Innsbruck wärmer ist als die Stadt Salzburg. Dort setzt man im Rahmen der Klima- und Energiestrategie „Salzburg 2050“ auf eine an die Temperaturen angepasste Gestaltung von Gebäudeplanung und Haustechnik. Zudem soll einer weitere Versiegelung von Flächen durch Beton oder Asphalt entgegengewirkt werden.

Bregenz und Graz aktiv – Linz gerügt

Die Stadt Bregenz hat 2017 begonnen, an der eigenen Klimawandelanpassungsstrategie zu arbeiten. Die Ziele: mehr Grünraum, neue Pläne für Katastrophen und Einsätze, eine Klimaanalyse sowie eine Informationskampagne. Bäume werden gepflanzt und kommunale Neubauten werden nach und nach begrünte Flachdächer aufweisen. Der Grazer Gemeinderat hat ebenso Empfehlungen, etwa die naturnahe Gestaltung öffentlicher Räume und die Förderung der natürlichen Vegetation. Man will mehr Grünflächen schaffen und Siedlungsräume sollen bezüglich der Errichtung von Wasserflächen evaluiert werden. Weiters achtet man besonders auf bioklimatische Maßnahmen (z.B. Dach- und Fassadenbegrünung, ein Entgegenwirken gegen die Versiegelung oder auf die Farbgestaltung von Gebäudeoberflächen). Die Stadt Linz, die in einem Bericht des Rechnungshofes bereits ob ihrer fehlenden Klimawandelanpassungen kritisiert wurde, wird spät, aber doch aktiv. Ein Konzept ist für Jahresende angekündigt. Bisher wurde ein Klimafonds geschaffen, Bäume sollen gepflanzt werden.

St. Pölten und Waidhofen an der Ybbs

Die niederösterreichische Landeshauptstadt hat zahlreiche Ideen zum Kampf gegen die Hitze: Künftig soll eine für Klima- und Energieagenden zuständige Person bestellt werden und mehr Budget für konkrete Maßnahmen und Personal zur Verfügung stehen. 2019 wurde das Energieleitbild der Stadt evaluiert, eine Hitzekarte ist im Gespräch, ebenso sollen Dach- und Fassadenbegrünungen forciert werden. Nicht nur die österreichischen Landeshauptstädte sind damit beschäftigt, Maßnahmen gegen die Hitze zu finden, sondern auch viele Kleinstädte. In Niederösterreich fallen etwa Baden bei Wien und Waidhofen an der Ybbs als besonders engagiert auf. Waidhofen beispielsweise sieht sich – wie 78 andere österreichische Gemeinden – als „Klima- wandel-Anpassungsmodellregion“ (KLAR!) des Klima- und Energiefonds. Bis 2050 sollen folgen- de Maßnahmen forciert werden: begrünte Dächer und Fassaden, eine Erhöhung des Grünflächenanteils, die Schaffung großer Parkflächen, der Ausbau von Naherholungswegen sowie grünen Innenstadtinseln. Der regionale Wirtschaftsraum soll sich der Entwicklung und Verbreitung österreichischer Umwelt- und Energietechnologien zuwenden. Neue Siedlungsräume und Gewerbegebiete werden explizit „grün“ gedacht. Zentrumsnahe Grünflächen mit Trinkbrunnen stehen der Bevölkerung bereits jetzt zur Verfügung und auch die Wissensvermittlung um bestehende Angebote von Flüssen, Gewässern und Seen ist bereits in der Umsetzung. Dass die Stadt Teil eines Naturparks ist und entlang der Ybbs gleich mehrere Naturparke liegen, möchte sie für die ganze Region als Vorteil nutzen und dafür sorgen, dass die Lebensqualität in einem intakten Naturraum erhalten bleibt.

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