Gesundheit

Welttag des Hörens: Passt die Hörversorgung in Österreich?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt den diesjährigen Welttag des Hörens am 3. März unter das Motto „Ohr- und Hörgesundheit für alle!“ Österreich steht bei der Hörversorgung im Vergleich zu Ländern aus Osteuropa zwar recht gut da, dennoch gibt es große Lücken.

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Hörverlust ist etwas, das die Menschheit künftig in steigendem Maße beschäftigen wird: Allein in Europa werden laut WHO bis 2050 knapp 20 Prozent mehr Menschen an einer Form von Hörverlust leiden als heute (197 Mio. im Jahr 2019 versus 236 Mio. 2050). Als einer der Gründe gilt die demographische Entwicklung.

Probleme für Oma und Opa: In Österreich sind 220.000 Menschen über 65 unterversorgt

In Österreich sind 1,1 der insgesamt 1,8 Millionen Menschen ab 65 Jahren von Schwerhörigkeit betroffen. Davon leiden rund 220.000 unter einem höhergradigen Hörverlust ab 65 Dezibel, der mit Hörgerät allein nicht mehr ausgeglichen werden kann. Sehr viele Menschen nehmen keine Hilfe in Anspruch; unter anderem, weil sie über die Möglichkeiten nicht informiert sind oder ihr Zustand sie beschämt. Dies hat weitreichende Folgen, angefangen bei sozialer Isolation, Einsamkeit und Depressionen, bis hin zu Demenz, erhöhtem Sturzrisiko und Arbeitslosigkeit.

In Österreich sind 1,1 der insgesamt 1,8 Millionen Menschen ab 65 Jahren von Schwerhörigkeit betroffen.

Niedergelassene HNO-Fachärzte und Allgemeinmediziner müssen handeln

„Gemäß dem Motto des diesjährigen Welttags des Hörens, ‚Ohr- und Hörgesundheit für alle!‘, rufe ich daher die niedergelassenen HNO-Fachärzte und Allgemeinmediziner dringend auf, ihre Patientinnen und Patienten über die hohen Risiken von Hörverlust aufzuklären und regelmäßige Hörtests durchzuführen“, sagt Univ. Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner, Leiter der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten am AKH Wien. „Es gibt mittlerweile für jede Form des Hörverlusts gute Versorgungsmöglichkeiten, seien es Hörgeräte oder Hörimplantate.“

„Gemäß dem Motto des diesjährigen Welttags des Hörens, ‚Ohr- und Hörgesundheit für alle!‘, rufe ich daher die niedergelassenen HNO-Fachärzte und Allgemeinmediziner dringend auf, ihre Patientinnen und Patienten über die hohen Risiken von Hörverlust aufzuklären und regelmäßige Hörtests durchzuführen“, sagt Univ. Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner, Leiter der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten am AKH Wien.

MED-EL Wien als Ankerpunkt für Zentral- und Osteuropa

Schon ab einem Hörverlust von 30 bis 40 Dezibel besteht die Indikation für ein Hörimplantat. Ein führender Hersteller ist das österreichische Unternehmen MED-EL. „Die Gründer, Ingeborg und Erwin Hochmair, haben bereits in den 1970er Jahren in Wien mit der Entwicklung von Cochlea-Implantaten (CI) begonnen“, sagt DI Ewald Thurner, Area Manager bei MED-EL. Der Firmensitz des Unternehmens, das sich in privatem Familienbesitz befindet und in 137 Ländern weltweit erfolgreich tätig ist, liegt heute in Innsbruck. MED-EL Wien ist als Area für 20 Länder in Zentral- und Osteuropa (CEE) zuständig.
Von hier aus geschieht Know-how-Transfer in sämtliche betreute Länder; zum Beispiel nach Bosnien und Herzegowina. „Österreich spielt seit rund zwanzig Jahren eine sehr bemerkenswerte Rolle in CEE, da es die Ausbildung junger HNO-Chirurgen, Audiologen sowie Sprach- und Hörrehabilitatoren aus Bosnien und Herzegowina unterstützt“, sagt Prof. Dr. Fuad Brkic, Leiter der Audiologie, HNO Universitätsklinik Tuzla, Bosnien und Herzegowina.

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„Die Gründer, Ingeborg und Erwin Hochmair, haben bereits in den 1970er Jahren in Wien mit der Entwicklung von Cochlea-Implantaten (CI) begonnen“, sagt DI Ewald Thurner, Area Manager bei MED-EL.

Das Leben mit Hörimplantat ist bunt

Sophie Adzic, 18, ist Trägerin zweier Cochlea-Implantate und spricht hier über ihr Leben mit diesen Hörhilfen.

Warum tragen Sie Cochlea-Implantate?
„Ich bin gehörlos geboren und wurde mit 14 Monaten auf dem linken Ohr, mit zwei Jahren auf dem rechten Ohr implantiert. Meine Kindergartenzeit habe ich im Bundesgehörloseninstitut (BIG) in Wien verbracht, danach bin ich in die Regelschule eingestiegen und einige Zeit später in eine MontessoriSchule gewechselt, da das Schulsystem dort besser zu mir und meiner Familie gepasst hat. Zuletzt war ich in der International Highschool, habe mein International Baccalaurate 2022 abgeschlossen und war danach drei Monate auf Auslandsaufenthalt in Spanien.“

Wie ist die Zeit nach der Implantation verlaufen? 
Die Entscheidung für ein Cochlea-Implantat ist auch die Entscheidung für regelmäßige Reha, bis das Sprach-, Geräusch- und Musikverständnis mit dem Gerät einwandfrei funktioniert. Nach der Implantation fängt also die Arbeit erst an, denn es geht darum, sprechen zu lernen. Daher war ich bis zu meinem elften Lebensjahr wöchentlich bei der Logopädie und habe auch zuhause viel geübt. Ich bin ehrgeizig und gebe nicht auf, bis ich etwas wirklich gut beherrsche, also habe ich geübt und geübt, bis ich perfekt hören und sprechen konnte. Meine ganze Familie hat mich dabei unterstützt. Ich finde, es ist entscheidend, dass alle an einem Strang ziehen.

Können Sie auch in lauter Umgebung hören?
Derzeit kellnere ich, um die Zeit bis zu meinem Psychologie-Studium zu überbrücken. Mit der lauten Umgebung komme ich gut zurecht. Falls ich etwas nicht verstehe, frage ich nach und bitte darum, lauter zu sprechen. Allein das Telefonieren in geräuschvoller Umgebung ist eine Herausforderung. Telefonieren mit Cochlea-Implantat ist die Königsdisziplin, weil das Lippenlesen wegfällt, auf das ich zusätzlich unbewusst zurückgreife.

Was war Ihr liebster Hörmoment?
Das war als ich zum allerersten Mal in meinem Leben die WaterWear ausprobiert habe und unter Wasser hören konnte. Das hat für mich Freiheit ausgedrückt. Ich liebe Wasser und habe mir immer gewünscht, unter Wasser zu hören. Das war der bisher schönste Hörmoment für mich.

Wie stehen Sie zu Cochlea-Implantaten?
Ich bin immer sehr offen mit meinen Implantaten umgegangen und habe mich dadurch nie eingeschränkt gefühlt. Ganz im Gegenteil: Meine Implantate machen mein Leben bunter. Ich liebe zum Beispiel Musik. Das ist etwas, das ich mir nicht vorstellen kann, nie erlebt und gehört zu haben. Wenn ich schlecht gelaunt bin, nutze ich Musik, um meine Laune zu steigern. Aber es ist nicht nur die Musik: Es gibt so viele Möglichkeiten, die sich mir durch meine Implantate eröffnen. Da ich ein sehr extrovertierter Mensch bin, kann ich mir nicht vorstellen, nicht zu hören. Ich stehe voll hinter meinen Cochlea-Implantaten und würde die Implantation jedem empfehlen, der vor dieser Entscheidung steht.

Sophie Adzic, 18, (Bildmitte) ist Trägerin zweier Cochlea-Implantate

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