Bildung

Wenn der Kopf dicht macht

Ist ein Kind zwar wissbegierig, schreibt aber in der Schule nur schlechte Noten und ist mit der Aufnahme des Lernstoffs überfordert, könnte es eventuell an Lernblockaden leiden.

Gelingt es Kindern trotz Lernens nicht, gute Noten in der Schule zu schreiben oder versagen sie, obwohl sie motiviert und engagiert sind, in den entscheidenden Situationen jedes Mal aufs Neue, können diese negativen Erfahrungen zu Angst, Selbstzweifeln und zu Lernblockaden führen. Eine Lernblockade bedeutet aus psychologischer Sicht, dass man unfähig ist, sein Potenzial zu einem bestimmten Zeitpunkt abzurufen und auf Gelerntes zuzugreifen, auch wenn man sich gut vorbereitet hat. So stimmen schließlich die Leistungen des Kindes nicht mehr mit seinem eigentlichen Potenzial überein. Lernblockaden können jederzeit auftreten und jeden treffen, egal in welchem Alter. Auch bis dahin gute Schüler sind nicht davor gefeit. Lernblockaden können sehr frustrierend sein, sind aber behebbar. Wenn die Rahmenbedingen, wie in den Corona-Lockdowns, nicht optimal sind, können sie natürlich verstärkt auftreten. „Uns sind Fälle bekannt, wo Schüler damals – aufgrund der schwierigen Bedingungen wie Distance Learning, dem Fehlen persönlicher Kontakte zum Lehrer und zu den Mitschülern usw. – plötzlich blockiert waren und das
Gefühl hatten, gar nichts mehr zu wissen und den Anforderungen nicht gerecht zu werden“, erklärt Angela Schmidt von Lernquadrat. Andererseits gibt es aber auch jene Fälle, wo beginnend mit einem scheinbaren Desinteresse am Lernen, erst mit der Zeit eine völlige Verweigerung stattfindet und der Lernstoff nicht mehr aufgenommen werden kann.

Die Ursachen ergründen

Es gibt viele Faktoren, die dazu führen, dass Lerninhalte nicht optimal aufgenommen werden können. „Das können Angst, Stress, Müdigkeit, Desinteresse oder das fehlende Verständnis sein. Das Alter des Kindes und die Entwicklung des Gehirns spielt da auch eine Rolle. Es gibt Zeitfenster, wo das Gehirn besonders offen für gewisse Lerninhalte ist. Es sollten aber auch körperliche Ursachen nicht unberücksichtigt bleiben. Richtiges Hören, richtiges Sehen, richtiges Aussprechen sind wichtig. Versteht mein Kind alles richtig? Kann es gut nachsprechen oder spricht es die Wörter/Sätze anders aus. Das kann dazu führen, dass Kinder in Folge dann auch falsch schreiben. Sieht mein Kind gut bis zur Tafel vor, tut es sich schwer beim Lesen der Buchstaben? Hat mein Kind eventuell eine Lese-Rechen-Schwäche, die noch nicht erkannt wurde? Misserfolge beim Lernen können dazu führen, dass Kinder dann das Lernen ganz verweigern, Ausreden suchen, Unterlagen „vergessen“, Aufgaben
vor sich herschieben usw.“, erklärt Angela Schmidt. Zu den Auslösern einer Lernblockade können aber auch Versagensängste, überzogene Anforderungen an sich selbst und zu hohe Erwartungen und Druck von Eltern oder Lehrern zählen. Auch die Angst vor Strafen für schlechte Noten und Misserfolge sorgen dafür, dass sich das Kind nicht mehr angstfrei mit der Schule auseinandersetzen kann. Es gilt also als erstes, Ursachenforschung zu betreiben. Behutsame Gespräche in einer entspannten Umgebung, in der es dem Kind leicht fällt, sich zu öffnen, können Hinweise darauf geben, welche Situationen oder welches Verhalten Lernblockaden auslösen. Im Gespräch sollte auch darauf eingegangen werden, welche negativen Gedanken während des Lernens auftreten und wie diese positiv umformuliert werden können. So wird „Ich schaffe das nicht“ zu „Ich werde diese Herausforderung angehen und schaffe das“. Wichtig dabei ist, dem Kind zu vermitteln, dass es mit seinem Problem nicht alleine ist und mit der Hilfe, dem Verständis und der Unterstützung seiner Eltern und seines Umfelds rechnen kann. „Die Einsicht, dass hier eine Blockade vorliegt ist schon der erste, positive Schritt. Gut ist, sich der Situation bewusst zu werden. Gemeinsam die Ursachen herauszufinden ist wichtig. Die Ursache kann in schlechten Erlebnissen aus der Vergangenheit zu finden sein, aber auch die Angst vor einer schulischen Situation oder einer Person sein. Eventuell kann man bei einem gemeinsamen, entspannten Spaziergang ein Gespräch mit dem Kind suchen. Wenn die Blockaden zu groß und zu hinderlich für den Lernfortschritt sind, raten wir professionelle Hilfe , etwa bei Psychologen, zu suchen!“, so Schmidt.

Für Erfolgserlebnisse sorgen

Um Lernblockaden aufzulösen sind Geduld, Zeit und Verständnis notwendig, denn negative Denkmuster, die sich über eine lange Zeit gefestigt haben, brauchen
eine Weile, um sie zu lösen. Da das Lernen für das Kind mit negativen Gefühlen und Versagensängsten behaftet ist, sind Erfolgserlebnisse besonders wichtig. Eltern sollten ihre Kinder deshalb, auch bei kleinen Fortschritten und Lernerfolgen, loben und ihre Stärken und Fähigkeiten hervorheben. Sätze wie „Toll, wie du dich anstrengst“, „Ich bin sicher, dass du das schaffst“ oder „Du wirst jeden Tag ein bisschen besser“ helfen dabei, das Selbstwertgefühl Schritt für Schritt wieder aufzubauen.

Neue Lernmethoden ausprobieren

Auch die Lernsituation und die Art des Lernens sollten überdacht werden. Der Lernstoff sollte so interessant wie möglich gestaltet werden, denn Abwechslung hilft beim Lösen von Lernblockaden. Um das Interesse des Kindes zu wecken und die frustrierende Routine aufzulockern empfehlen Experten, auch kreative Lernmethoden auszuprobieren und Kindern den Lernstoff auch einmal spielerisch näher zu bringen. Die Aktivierung mehrerer Sinne beim Lernen ist dabei ebenfalls hilfreich. So lassen sich zum Beispiel visuell aufbereitete Lerninhalte leichter merken. Auch die Lernatmosphäre kann eine wesentliche Rolle spielen. Das Kind soll sich an seinem Lernplatz wohlfühlen, weshalb Störfaktoren wie das Handy, ein laufender Fernseher oder herumtobende Geschwisterkinder nicht Teil des Arbeitsplatzes sein sollten. Ordnung am Lernplatz kann ebenso zu mehr Konzentration beitragen. Vor Prüfungen oder Schularbeiten sollte man rechtzeitig mit der Vorbereitung beginnen. Auf Druck zu lernen sorgt nur für zusätzlichen Stress.

Stressige Situationen durchspielen

Leidet ein Kind unter Versagensängsten bei mündlichen Prüfungen oder Referaten, empfiehlt es sich, die stressigen Situationen mehrmals durchzuspielen und das Kind so damit vertraut zu machen. Vielleicht kann man auch Geschwisterkinder oder Verwandte dazu holen, die dem Referat zuhören. Hilfreich bei Lernblockaden können auch spezielle Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Kinder-Yoga oder Phantasiereisen sein.

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