Wir kämpfen für die Demokratie
In ihrem neuen Buch ruft Politikwissenschaftlerin Natascha Sagorski Familien zu mehr politischem Engagement auf

Am Anfang jeder politischen oder gesellschaftlichen Veränderung steht immer persönliches Engagement. Daher sollten sich auch Familien wesentlich stärker engagieren, als sie das bislang tun, meint zumindest Poltitikwissenschaflerin und Buchautorin Natascha Sagorski. „Viele der großen politischen Veränderungen gingen auf starke Bewegungen aus der Zivilgesellschaft zurück. Sei es die Umweltbewegung, die Frauenbewegung oder die Arbeiterbewegung. Ich finde, es ist Zeit für eine Familienbewegung“, so Sagorski. Ihr neuestes Buch „Wie wir mit unseren Kindern die Demokratie verteidigen – Politisches Empowerment für Familien“ ist ein leidenschaftlicher Apell, politische Bildung und Zivilcourage in den Familienalltag zu integrieren.
Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit
Natascha Sagorski zeigt in ihrem Buch, wie Eltern und Erziehende Kindern ein offenes Mindset für Politik und das passende Mindset für die aktive Mitgestaltung des politischen und sozialen Lebensumfelds mitgeben können. „Sehr lange haben wir es in Europa als selbstverständlich hingenommen, dass wir in Demokratien leben und dass unsere Kinder in sicheren demokratischen Verhältnissen aufwachsen werden.“ Das hat sich nicht erst seit dem Angriffkrieg Russlands gegen die Ukraine, dem Erstarken rechtsextremer, antidemokratischer Parteien in vielen EU-Ländern und die zunehmend autokratischer werdende USA unter Donald Trump gezeigt. Doch für Sagorski ist das nicht gottgegeben: „Anders als das Wetter liegt der Zustand unserer Demokratien sehr wohl in unseren Händen.“ Was es braucht, ist aber der Wille zum politischen Engagement. Dafür ist die Familie, so Sagorski, die wichtigste Keimzelle. Denn Kinder sind der Spiegel ihrer Eltern. Eine demokratische Prägung gehört für sie daher mit zu den wichtigsten Errungenschaften, die Eltern ihren Kindern mitgeben können.
Alltagstaugliche Tipps und Impulse für Familien
„Wie wir mit unseren Kindern die Demokratie verteidigen“ bietet konkrete Anregungen für politische Aktivitäten, die Kindern von 3 bis 15 Jahren Spaß machen. Das beginnt bei demokratischen Abstimmungen über wichtige innerfamiliäre Entscheidungen, etwa die Wahl des Urlaubsortes, und führt gezielt zu gemeinsamen politischem Engagement, etwa bei Demos zu für Eltern und Kindern gleichermaßen wichtigen Themen. Sagorski: „Wenn demokratische Prozesse in den Familienalltag integriert werden, werden sie für Kinder zur Selbstverständlichkeit. Sie lernen, Ziele zu definieren und dafür aktiv einzutreten. Und die Kinder lernen dabei den Respekt vor demokratischen Entscheidungen, auch wenn diese vielleicht nicht ihren Wünschen entsprechen.“ Das Buch gibt realistische Alltagstipps für ein bewusstes Demokratieverständnis bei Kindern und bietet Medien-, Spiel- und Kommunikationstipps für Familie, Kindergruppen und Schulen. Unterstützung erhält Sagorski durch starke demokratische Stimmen wie Anna Ohnweiler, die Gründerin der Omas gegen Rechts Deutschland, Politikberater Julius van de Laar oder die bayerische Politikerin Katharina Schulze.
Gerade in Zeiten der immer aggressiver und faktenloser durchgeführten Debatten in den sozialen Medien ist eine umfassende demokratische Erziehung der Kinder entscheidend für deren Umgang mit manipulativen Algorithmen und Fake News. Sagorski: „Politische Bildung ist die Sonnencreme, die unsere Kinder vor den oft schädlichen Strahlen der sozialen Medien schützt.“ Eltern sei an Herz gelegt, ihre Kinder damit intensiv einzucremen.
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