Zeig mir deine Zähne!
Rund um die Zahnhygiene von Kindern kursiert so manches Unwissen. Wir zeigen, wie gesunde Zahnpflege vom ersten Zahn an geht und klären auf, warum es wichtig ist, die Milchzähne gut zu putzen, Fluorid vor Karies schützt und was bei Zahnfleischbluten zu tun ist

Die Milchzähne sind nicht so wichtig. Die fallen ohnedies aus und werden durch die bleibenden Zähne ersetzt. Bloß kein Fluorid in der Zahnpasta. Kinder brauchen noch keine professionelle Mundhygiene.“ – Geht es um die Zahngesundheit von Kindern sind immer noch erstaunlich viele Falschaussagen im Umlauf. Dabei sollten wir Kinder frühzeitig für das Thema gesunde Zähne sensibilisieren und gerade die Gesundheit der Milchzähne keinesfalls unterschätzen. Es stimmt natürlich, dass diese irgendwann ausfallen, aber Milchzähne haben einen entscheidenden Einfluss auf die spätere Zahngesundheit. Weil der Zahnschmelz der ersten Zähne sich in seiner Zusammensetzung von dem der bleibenden Zähne unterscheidet, sind sie anfälliger für Karies und müssen umso ordentlicher geputzt werden. Und zwar vom ersten Zahn an.
Zähne putzen muss ein jedes Kind
Bettina Bauer, Familienzahnärztin und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin erklärt, warum die Pflege der ersten Zähne so wichtig ist: „Milchzähne sind die Platzhalter für die bleibenden Zähne und diese Funktion haben sie relativ lange, wenn man bedenkt, dass der Zahnwechsel meist nicht vor dem zwölften Lebensjahr abgeschlossen ist“. Abgesehen von der Mundhygiene, die selbstverständlich sein sollte, haben gesunde Milchzähne auch viel mit der Lebensqualität bzw. dem Wohlbefinden von Kindern zu tun. „Wenn Milchzähne durch Karies betroffen sind, kann das Kauen und auch die Sprachentwicklung beeinträchtigt sein. Kinder mit kaputten Milchzähnen in der Front werden außerdem leider auch schon im frühen Alter gemobbt“, erzählt Bettina Bauer aus der Praxis. Nachdem der Durchbruch der ersten Zähne in der Regel für Kinder und Eltern ein aufregendes Ereignis darstellt, sollte man laut Zahnärztin Bauer diesen besonderen Anlass dazu nutzen, um die Zahnpflege von Beginn an ganz bewusst zu zelebrieren. „Der Gewöhnungseffekt ist am Anfang ganz wichtig, damit Zähneputzen als regelmäßiges Ritual im Alltag etabliert wird“, beteuert die Kinderzahnärztin. Werden Kinder nicht von Beginn an ans tägliche Zähneputzen gewöhnt, werde es laut Bauers Erfahrung später immer schwieriger, die Kinder zu motivieren.

Von Rot nach Weiß mit ganz viel Fleiß
Auch die richtige Putztechnik sollte schon so früh wie möglich trainiert werden. „Von Rot nach Weiß bedeutet vom Zahnfleisch Richtung Zähne putzen, damit alle Verschmutzungen gut weggebürstet werden und sich keine Beläge am Zahnfleischrand ansammeln“, erklärt Bettina Bauer. Ob elektrisch oder analog sei im Grunde Geschmackssache. Wichtig sei jedenfalls, dass alle Seiten des Zahns gut gereinigt werden. „Da kann es zum Beispiel helfen, pro Zahn langsam bis fünf zu zählen. Insgesamt sollte mindestens zwei Mal täglich geputzt werden, so lange bis alle Zähne sauber sind“, rät die Zahnärztin. Und von wegen Zahnseide und Mundhygiene seien nur etwas für die Großen. „Sobald alle Milchzähne da sind, sollte auch Zahnseide zum Einsatz kommen“, lautet Bauers Empfehlung. Eine professionelle Mundhygiene wird in Österreich für Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 einmal im Jahr kostenfrei angeboten. „Wenn es nach mir geht, könnte diese Kassenleistung auch schon in jüngerem Alter ansetzen, weil die Mundhygiene in meinen Augen eine wichtige Prophylaxe darstellt“, sagt Bettina Bauer. Bei der Mundhygiene von Kindern gehe es schließlich nicht nur um eine klassische Reinigung wie bei den Erwachsenen, sondern einmal mehr um den Gewöhnungseffekt. „Eine Mundhygiene kann bei Kindern auch zur Heranführung an Zahnbehandlungen genutzt werden, damit sich die Kinder daran gewöhnen, dass im Mund „gearbeitet“ wird, und auch generell daran, dass Vorsorgeuntersuchungen einfach wichtig für unsere Gesundheit sind“, ist Bettina Bauer überzeugt. Außerdem könne der Termin für die Mundhygiene auch gezielt für Beratung und Hilfestellung genutzt werden.
Keine Furcht vor Fluorid
Entgegen der sich oft hartnäckig haltenden Behauptung, Fluorid in Zahnpasten sei schädlich, bestätigt auch Zahnärztin Bettina Bauer das, was zahlreiche wissenschaftliche Studien nachgewiesen haben: „Die in herkömmlichen Zahnpasten enthaltene und für den täglichen Gebrauch empfohlene Fluorid-Menge schadet dem Organismus keinesfalls – weder bei Erwachsenen noch bei Kindern“. Während sich die Bakterien im Mund von unseren Essensresten ernähren, scheiden sie Säuren aus, die dem Zahnschmelz wichtige Mineralien entziehen, ihn aufweichen und Löcher verursachen. Fluorid hemmt nachweißlich genau diese Säurebildung. „Indem Flourid den Zahnschmelz stärkt, beugt es effektiv Karies vor. Daher ist es wichtig, von Beginn an Zahnpasten mit Fluorid zu verwenden“,bekräftigt Bauer. Was man neben der richtigen Zahnpflege mit fluoridhaltiger Zahnpasta und den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen bei Zahnärzt:innen tun kann, um Karies bei Kindern vorzubeugen? „Kinder sollten Süßes wenn, dann eher direkt nach einer Hauptmahlzeit und nicht als Snack zwischendurch naschen. Eine Tafel Schokolade auf einmal macht den Zähnen weniger aus, als die gleiche Menge stückchenweise über den Tag verteilt, da die Selbstreinigung durch den Speichel nicht mehr funktionieren kann, weil es dafür größere Zeitintervalle zwischen den Mahlzeiten braucht“, erklärt Familienzahnärztin Bauer. Ist die Zahnbürste untertags nicht immer bei der Hand, helfe es nach Snacks, den Mund zumindest mit klarem Wasser auszuspülen. Und ganz wichtig: Finger weg von gezuckerten Soft- und Energydrinks! „Am besten gewöhnen sich Kinder von klein auf an Wasser als idealen Durstlöscher!“
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