Bildung

Die richtige Schule für mein Kind

In seinem neuen Eltern-Ratgeber zeigt Bildungsexperte und Bestseller-Autor Andreas Salcher, wie Kinder und Eltern die Schulzeit erfolgreich meistern können.

 

DAS BESTE FÜR MEIN KIND – Schule erfolgreich meistern“ – unter diesem Titel liefert Andreas Salcher erstmals einen umfassenden Schulratgeber, in dem der Bildungsvisionär Antworten auf Fragen gibt, die wohl vielen Erziehungsberechtigten schulpflichtiger Kinder unter den Nägeln brennen. Allen voran die Frage nach der Wahl der „richtigen“ Schule sowie dem Umgang mit schwierigen Lehrer:innen, ungerechten Noten oder Mobbying. Auch die mitunter leidigen Themen Hausaufgaben, Nachhilfe und Handynutzung werden eingehend beleuchtet. 

Welche Schule ist gut für mein Kind?

Salcher betont, dass es nicht darauf ankomme, die „optimale“ Schule zu finden, sondern jene, die am besten zum eigenen Kind passt. Ganz oben auf der Kriterienliste: Die Qualität der Lehrer:innen. Wie wir aus neuropsychologischen Studien wissen, ist Lernen nämlich vor allem Beziehungsarbeit. Eine positive Lehrer-Schüler-Beziehung zeigt sich nämlich darin, dass das Kind der Lehrperson vertraut, sich gesehen, respektiert und ernst genommen fühlt. Vielfach sei die Beziehung zur Lehrerin in der Volksschule – in den allermeisten Fällen wird es hierzulande eine Frau sein – laut Salcher ausschlaggebend dafür, wie gerne Kinder lernen bzw. grundsätzlich in die Schule gehen.

Talente gezielt fördern

Entscheidend für den Schulerfolg sei laut Andreas Salcher insbesondere das systematische Erkennen der wahren Talente eines Kindes. Ob kognitiv, sportlich, künstlerisch, emotional oder sozial – Begabungen sind so vielfältig wie die Menschen insgesamt und sollten in standardisierten Schulsystemen nicht unter gehen. Erziehungsberechtigte würden hierbei gemeinsam mit den Lehrerinnen die Verantwortung tragen, Begabungen sichtbar zu machen und gezielt zu fördern. Zum Beispiel durch individuelle Lernwege, möglichst projektbezogenen sowie fächerübergreifenden Unterricht sowie Lehrerinnen, die in Teamarbeit und mit zeitgemäßen Lernstrukturen unterrichten. Der Bildungsexperte bricht auch eine Lanze für alternative Bildungswege, berufsbildende mittlere oder höhere Schulen etwa, die gerade mit ihren verschiedenen Schwerpunktsetzungen unterschiedlichen Talenten entgegenkommen und gezielt auf spätere Berufsfelder vorbereiten können. Mittelschulen dürften außerdem keine Notlösung für bildungsferne Kinder sein, sondern sollten gezielt gestärkt werden – etwa durch flächendeckende Ganztagsschulen.

Wann ist eine Schule „richtig“ für mein Kind?

Für manche Kinder wird eine gute traditionelle Schule mit klaren Aufgaben und Strukturen durchaus passend sein, andere werden sich in einer reformpädagogischen Schule nach den Konzepten von Montessori oder Waldorf wohler fühlen. Wer ihr Kind in der Volksschule unterrichten wird, ist entscheidend, denn von dieser Person wird es vier Jahre lang abhängen, ob Ihr Kind gerne in die Schule geht, ob seine individuellen Talente gefördert werden oder Schule als Zwang und Langeweile empfunden wird. Bei den mittleren und höheren Schulen spielen die angebotenen Spezialisierungen und die Qualität des gesamten Lehrkörpers eine große Rolle. Wird ein Kind, das keine große Begabung für Mathematik besitzt, in ein Realgymnasium gepresst, weil es etwa nur mehr dort einen Platz gibt, ist der Grundstein für Nachhilfestunden und Versagensangst gelegt.

 

 

Der akademische Bildungsweg wird nach wie vor als zentraler Weg für Karriere und Erfolg angesehen. Wie macht man Eltern Mut, alternative Bildungswege in Erwägung zu ziehen? 

Ohne AHS-Reife führt der Weg in die Mittelschule. Bei manchen Eltern löst das Sorgen um die Zukunft ihres Kindes aus. Dabei haben sich die MS in manchen Bundesländern zu guten Alternativen zu AHS-Unterstufen entwickelt, die weniger Stress und dafür mehr Lernfreude bieten. Besonders beliebt bei Kindern sind oft Sportmittelschulen. Der Besuch einer MS stellt daher für die Erlangung der Matura heute kein Hindernis mehr dar. Im Gegenteil, manchmal kann sich ein Kind so besser entwickeln. Das Schulsystem ist durchlässiger geworden, mit vielen Wahlmöglichkeiten für BHS, BMS und einer Vielzahl an dualer Ausbildung in der Lehre.

Mittelschulen gelten vielfach als „Sammelbecken“ für bildungsferne Milieus. Wie bedeutsam ist das soziale Umfeld einer Schule für Kinder tatsächlich?

In Wien, Graz, Linz und anderen Städten gib es mittlerweile zahlreiche Mittelschulen, in denen ein normaler Unterricht kaum mehr möglich ist. Zu viele „verhaltensauffällige“ Kinder, zu große Sprachdefizite und bildungsferne Eltern ballen sich in manchen Bezirken zusammen. Das führt dazu, dass sich Eltern aus Bildungsschichten vor allem in der Volksschule oft ganz bewusst im großstädtischen Raum in Wohngegenden niederlassen, in dem der Anteil an Migrant:innen beziehungsweise bildungsfernen Familien gering ist.

Welche Skills brauchen Kinder vor allem, um in der Welt von Morgen zu bestehen?

In Zukunft werden Menschen nicht mehr für ihr Wissen, sondern für das, was sie mit ihrem Wissen anfangen können, belohnt werden. Dafür sollten vor allem junge Menschen zusätzlich zu den Kulturtechniken jedenfalls über ein breites Spektrum an Fähigkeiten verfügen, um auch lange, nachdem sie die Schule absolviert haben, ein selbstbestimmtes und sinnerfülltes Leben meistern zu können. Das Modell der 21st Century Skills beschreibt die wesentlichen Zukunftsfähigkeiten für Ihr Kind, unabhängig von Schulfächern.

 

 

Von welchen Kompetenzen sprechen wir da?

Unsere digitalen Werkzeuge erfordern ein vielfältigeres und tieferes persönliches Portfolio an Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten. Also braucht vor allem einen kompetenten Umgang mit Medien, Technologien, Informationen und Daten. Weiters ist Kollaboration essentiell. Gemeint ist Teamfähigkeit und Zusammenarbeit vor dem Hintergrund von Diversität, Interdisziplinarität, Interkulturalität und Alter. Sowie die Nutzung von unterschiedlichen Talenten, Wissensgebieten und Erfahrungen, um effektiv und respektvoll auf gemeinsame Ziele hinzuarbeiten. Dafür ist es notwendig, die Verantwortung für gemeinschaftliche Arbeiten zu teilen und die individuellen Beiträge der einzelnen Gruppenmitglieder wertzuschätzen, damit niemand wertvolle Ideen zurückhält. Daneben braucht es Kreativität. Unser gegenwärtiges Wissenszeitalter geht nämlich in ein Innovationszeitalter über, in dem wir Probleme (etwa die Ökologisierung der Energienutzung) auf neue Weise lösen sowie das Potenzial von Technologien (etwa die Bio- und Nanotechnologie) besser nutzen müssen. 

Was kann Kreativität in dem Kontext leisten?

Es gilt, die Anwendung bestehender Technologien zu revolutionieren (etwa effiziente und erschwingliche Elektroautos und Solarzellen) oder völlig neue Industrien (etwa die Künstliche Intelligenz) zu erschaffen. Dafür ist es erforderlich, eigene Ideen beurteilen, analysieren, ausarbeiten, spezifizieren und verbessern zu können, neuen Ideen offen gegenüberzustehen und Inputs und diverse Perspektiven anderer einzubeziehen. Und da spielt wiederum die vierte Kompetenz aus dem Modell der 21st Century Skills hinein: Kritisches Denken, von dem ich ohne Übertreibung glaube, dass es im Hinblick auf das ungeheure Manipulationspotenzial von Künstlicher Intelligenz die wahrscheinlich wichtigste Zukunftsfähigkeit für alle Menschen unabhängig von ihrem Alter sein wird. Kritisches Denken erfordert, Probleme aus neuen Blickwinkeln zu betrachten und durch innovative Ansätze zu lösen, Behauptungen, Beweise, Argumente und Meinungen effektiv analysieren sowie alternative Standpunkte beurteilen zu können. 

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