Erziehung

Frühjahrsputz und alle machen mit

Raus mit allem Alten, Platz für Neues schaffen und mal wieder richtig Ordnung machen! So weit der Plan. Wie Aufräumen auch mit Kindern gelingt und wie man ihnen beibringt, das Kinderzimmer selbst in Schuss zu halten, verraten unsere Tipps.

Frühjahrsputz mit Kindern

Wenn draußen die Sonne scheint und die Vögel kräftig zwitschern, erwacht in uns der Putztrieb. Die Fenster auf, frische Luft rein und am besten gleich mal richtig ausmisten. Großreinemachen ist also angesagt. Und weil es schneller geht und zu mehreren auch lustiger ist, sollen alle mitmachen – auch die Kinder. Womit das leidige Thema Aufräumen im Raum steht, das ohnehin immer gerne Anlass zum Streit ist. Wie also klappt das mit der Ordnung und den Kindern?

Ordnungsliebe kann man sich abschauen

Die gute Nachricht: Die Kleinen können lernen aufzuräumen – und zwar von ihren Eltern. Das beste Training ist gemeinsames Aufräumen, und damit kann man schon früh beginnen. „Sobald die Kinder etwas in die Hand nehmen und es in eine Kiste stecken können, kann man damit starten“, meint Aufräum-Coach Katrin Miseré. So lernt der Nachwuchs schnell, in welche Box das Duplo muss und in welche die Autos. „Wichtig ist, dass Kinder lernen, dass Aufräumen einfach ein Teil des Lebens und ein Teil des Tages ist. Es ist nichts Schlimmes, ist nicht mit Seufzen, Stress oder Konflikt verbunden, sondern einfach eine neutrale Aufgabe“, so die Expertin.

Was heißt eigentlich sauber?

Eines muss allerdings klar sein: Nicht jeder hat die gleiche Vorstellung von Ordnung – und Kinder schon gar nicht. Miseré: „Kinder haben immer ein ganz anderes Verhältnis zur Ordnung und ab wann sie Unordnung stört.“ Hier geht es darum, eine gemeinsame Basis zu finden, ein paar Eckpfeiler für Sauberkeit.

Beispiel: Wenn man sich keinen Weg mehr bis zum Fenster bahnen kann, ist Schluss. Und dann gibt’s auch keine Diskussion. Oder: Jeden zweiten Tag vor dem Abendessen ist Aufräumzeit. „Wichtig ist, dass man sich sicher ist, dass man auch wirklich gehört wurde. Am besten sagt man, gut, so ist es ausgemacht, und gibt sich die Hand drauf“, erklärt Miseré .Prinzipiell sollte aber zumindest das Kinderzimmer seinen Besitzern ab einem gewissen Alter relativ überlassen werden.
„Wir Eltern wissen oft nicht, in welcher Welt die Kinder sich gerade bewegen, welchen Stellenwert das hat, was sie den ganzen Tag aufgebaut haben. Da sollte man nicht zu übergriffig werden.“ In so einem Fall ist ein sinnvoller Kompromiss gut. Das, womit am nächsten Tag weitergespielt wird, darf stehen bleiben, der Rest wird aufgeräumt.

Eine klare Anleitung hilft

„Jetzt räum doch endlich mal auf“ bedeutet für Eltern zwar ganz klar: „In einer Stunde will ich hier nichts mehr sehen und alles hat fein an seinem Platz zu stehen.“ Für Kinder kommt die Botschaft aber gar nicht an, ist sie doch viel zu allgemein gefasst. „Kinder brauchen anfangs ganz genaue Anweisungen, und zwar so konkret wie möglich“, weiß der Aufräum-Coach. Das könnte dann also in etwa so lauten: Erst kommen alle Bauernhoftiere in die rote Kiste hier im Regal, danach alle Kasperle-Puppen in die blaue gleich daneben. Miseré: „Und das ist keine einmalige Sache, sondern gehört geübt bis es sitzt. Viele, viele Male.“

Ein Schlüsselwort, um Ordnung zu lernen, ist Selbstbestimmung. Dürfen Kinder mitentscheiden, an welchen Ort die Spielesammlung kommt oder welche Farbe die Kiste für die Legosteine hat, merken sie sich das erstens einfacher und sind zweitens kooperativer. Ein zweites Schlüsselwort ist Lob. Und auch das möglichst konkret – so wie bei der Aufgabenzuteilung. Viel besser als ein allgemeines „Schön aufgeräumt“ ist ein „Toll, ich hab gesehen, du hast wirklich alle Handpuppen auf dem Ständer aufgereiht. Jetzt kann man nicht nur gut sehen, wen du schon alles hast, sondern es sieht auch richtig schön aus.“

So kommt schnell und einfach Ordnung ins Kinderzimmer

  • Alles hat seinen Platz
    Wichtig ist, dass generell genug Platz zum Verstauen ist. Also ausreichend Regale für Bücher, CDs und auch Kisten sowie geschlossene Schränke, in denen man etwa die Spielesammlung verstauen kann. Jeder Spielzeugkategorie kann man dann eine Box zuweisen – also eine für die Bauklötze, eine für die Autos etc. –, das erleichtert das Einordnen. Und diese Boxen wiederum haben ihren fixen Stammplatz im Regal und sind gut für die Kinder erreichbar.
  • Farben und Symbolfotos
    Gerade bei kleineren Kindern hilft es, Fotos oder Zeichnungen von den Gegenständen, die hineinkommen sollen, auf die Kisten zu kleben. Auch verschiedene Farben für die Boxen machen Sinn: Blau z.B. für die Dinosauriersammlung, Gelb für die Bastelsachen.
  • Lösung fürs Kleinzeug
    Selbst mit dem besten Ordnungssystem bleibt dann doch immer etwas über, das sich keiner Kategorie zuordnen lässt – etwa diverse Mitbringsel von Kindergeburtstagen. Hier hilft eine Krimskramskiste, in die rein darf, was sonst keinen Platz hat und somit immer für Überraschungen gut ist. Ersatz-Legosteine, die zu bestimmten Sets gehören, kann man in kleine Beutel geben und an die Anleitung heften.

Regelmäßiges Aussortieren

Was das Aufräumen erschwert, ist ein voll gestopftes Kinderzimmer. Vor allem da der Umfang an Spielsachen bei jedem Kind bei den verschiedenen Geschenkanlässen ohnehin ansteigt. Ohne regelmäßiges Ausmisten geht es also nicht, bloß wie bringt man sein Kind dazu, sich von etwas zu trennen? Miseré: „Voraussetzung ist einmal eine Bestandsaufnahme, die man am besten zweimal jährlich vor dem Geburtstag und vor Weihnachten macht.“ Was habe ich überhaupt, womit spiele ich wirklich gerne und was habe ich schon monatelang nicht angeschaut? „Kinder verstehen schon, dass neue Geschenke Platz brauchen und das Zimmer nicht mitwächst“, weiß der Aufräum-Coach aus Erfahrung.

Ihr Tipp: Alles, wovon man sich trennen will, auf dem Boden stapeln, gemeinsam noch mal durchgehen und dann zusammen beim Flohmarkt verkaufen.Von dem Erlös bekommen die Kinder dann einen Teil. Miseré: „Ist man sich unsicher, ob einem Kind ein Spielzeug vielleicht doch fehlen wird, kann man es zuerst einmal wegräumen. Und wenn eine Weile nicht danach gefragt wurde, kann man es ganz weggeben.“

Wohin mit Zeichnungen und selbstgemachten Schätzen

  • Fotografieren, auswählen, aufhängen, ablegen
    Kinderzeichnungen sammeln sich im Rekordtempo an. Die aktuellsten kann man an die Kühlschranktür oder an Küchenschränke hängen. In regelmäßigen Abständen werden sie ausgetauscht. Bilder, an denen Kinder besonders hängen, kann man auf der Rückseite mit Namen und Datum beschriften und in einer großen Zeichenmappe sammeln. Die anderen werden fotografiert oder eingescannt. Ganz besondere Kunstwerke kann man auch rahmen und aufhängen.
  • Kinderkunst-Kiste
    Neben all den wundervollen Zeichnungen kommt auch zu jedem Anlass eine Bastelei hinzu: etwa Laternen zu St. Martin oder Nester zu Ostern. Hier kann man immer das neueste Modell aufbewahren und auch eine Weile ausstellen, die anderen werden zur Erinnerung fotografiert. Zusätzlich bekommt jedes Kind eine Kunstkiste, in die es seine Lieblingsstücke hineingeben kann. Ist diese voll, muss selbst entschieden werden, was bleiben darf und was gehen muss.

Belohnung oder Sanktionen

Klappt das mit dem Aufräumen nicht so, wie gewünscht, greifen manche Eltern gerne mal zur Bestechung. Da gibt es dann Süßigkeiten oder eine Fernseheinheit für ein aufgeräumtes Zimmer. „Natürlich darf man es sich auch einmal einfach machen“, meint Aufräum-Coach Miseré, „aber eine Erziehungsstrategie sollte man nicht daraus machen.“ Ebenso wie Belohnung lehnt sie auch Bestrafung ab. Was es aber doch geben kann, sind Konsequenzen. „Wenn man ausmacht, dass das Spielzeug bis zum Abendessen weggeräumt ist, und das passiert nicht, kann man dieses Spielzeug mal kurzfristig wegräumen. Im Gegensatz zu Fernsehverbot ist das nicht eine willkürliche Strafe.“ Auch selber zur Tat schreiten und statt der Kinder aufräumen, macht keinen Sinn. Selbst wenn es einem oft leichter erscheint, als lange herumzudiskutieren. Denn Kinder müssen Aufräumen als ihre Aufgabe begreifen lernen.

Pubertät – und wieder auf Anfang

Mit pubertierenden Kindern im Haus fragen sich viele Eltern, was den bloß aus dem jahrelangen Aufräum-Training geworden ist, denn Ordnung ist meist das Letzte, was ihre Teenager interessiert. Letztendlich ist es so, dass Chaos im Kopf und im Gefühlsleben herrscht – sowie eben auch im Jugendzimmer. Schimpfen
und Stöhnen macht in der Phase keinen Sinn, jetzt ist es an den Eltern, zu lernen – nämlich sich rauszuhalten. Egal ob die liebevoll ausgesuchte Kleidung auf einem riesigen Schmutzhaufen liegt oder das Geschirr sich stapelt. In dieser Phase hilft es, sich auf Minimalanforderungen in puncto Ordnung zu verständigen: Zimmer, die von der ganzen Familiebenützt werden, wie Wohnzimmer, Küche und Bad, müssen so hinterlassen werden, dass sich alle dort noch gerne aufhalten. Das eigene Zimmer darf ruhig zur Räuberhöhle verkommen, solange nichts schimmelt, vergammelt oder plötzlich unauffindbar ist.

Zurück zum Frühjahrsputz. Ist alles aussortiert und aufgeräumt, können Kinder gern und gut auch außerhalb ihres Zimmers kleine Helfer sein. So können sie mit einem Staubtuch Möbel abwischen oder mit dem Sauger auf Staubfang gehen. Dass so eine Großputzaktion hin und wieder nötig ist, haben Kinder schnell verstanden. „Denn nur wo Ordnung ist, gibt es auch genug Platz zum Spielen“, bringt es Katrin Miseré auf den Punkt. 

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