Bildung

„Alle jungen Menschen in Österreich sollen Europa besser kennenlernen“

Claudia Plakolm, Staatssekretärin für Jugend, Lehre und Zivildienst, über das „Europäische Jahr der Jugend“ und die zahlreichen Initiativen, die dazu heuer in Österreich stattfinden.

Warum ist das „Europäische Jahr der Jugend“ auch für die jungen Menschen in Österreich wichtig? Claudia Plakolm:

Der Sinn dieser EU-Initiative ist es, die Europäische Union und ein vereintes Europa für junge Menschen greif- und begreifbar zu machen. Daher gibt es zahlreiche Aktivitäten, bei denen Jugendliche nach zwei Jahren Pandemie und Lockdowns endlich wieder durch Europa reisen und junge Menschen in anderen Ländern treffen können, sei es durch Erasmus- oder Comenius-Programme im Bildungsbereich oder mit den europaweit 60.000 kostenlosen Discover EU-Interrail-Tickets, die wir gerade verlost haben. Es ist wichtig, dass möglichst alle jungen Menschen in Österreich die Vorteile eines grenzenlosen Europas kennenlernen. Gerade der Krieg in der Ukraine zeigt ja, wie wichtig ein geeintes Europa für Frieden und Wohlstand ist. So wie für mich war der Einmarsch Russlands in die Ukraine für viele Jugendliche ein Schock, die ihr ganzes bisheriges Leben ja Gott sei Dank keinen Krieg in Europa gekannt haben.

Welche Projekte gibt es dazu in Österreich?

Wir arbeiten hier eng mit Jugendvereinen zusammen, deren Europa-Projekte über mein Resort mit insgesamt 100.000 Euro gefördert werden. Das reicht von Klimainitiativen bis zu Inklusion. Ich werde selbst im Sommer durch alle Bundesländer fahren, um viele dieser Freiwilligenorganisationen persönlich zu besuchen, denn es ist mir wichtig, dass die Europa-Veranstaltungen nicht nur in Ballungsräumen stattfinden, sondern auch direkt bei den jungen Menschen im ländlichen Bereich.

Gibt es auch Europa-Aktivitäten für Lehrlinge?

Bei den Erasmusprogrammen können auch Lehrlinge mitmachen. Das ist in Österreich leider noch nicht allgemein bekannt. Mir ist es daher besonders wichtig, dass auch die Berufsschulen verstärkt in die Schüleraustauschprogramme eingebunden werden. So wollen wir auch allen Berufsschulklassen die Möglichkeit geben, Brüssel und die EU-Institutionen persönlich kennenzulernen. Und Unternehmer profitieren ja auch davon, wenn ihre Lehrlinge Erfahrungen im Ausland sammeln und dann topmotiviert in den Betrieb zurückkommen.

Sollen diese EU-Reisen für alle Schülerinnen und Schüler in Österreich zum fixen Bestandteil des Schuljahres werden?

Es wäre schön, wenn es eine EU-Woche für alle Schülerinnen und Schüler in Österreich gibt, ähnlich der Wien-Woche, die alle jungen Menschen aus den Bundesländern seit vielen Jahren absolvieren können, um die Hauptstadt kennenzulernen. Dadurch würde die EU greifbarer werden. Wenn man einmal persönlich gesehen hat, wie demokratische Entscheidungen in der EU fallen, dann würden viele Vorurteile, die es gegen die EU gibt, bei den jungen Menschen nicht mehr so stark greifen. Für EU-Wochen gibt es schon zahlreiche Möglichkeiten, wir arbeiten daran, diese noch stärker zu bündeln und zu den Jungen zu bringen.

Werden junge Menschen in der EU überhaupt ausreichend gehört?

Da gibt es meines Erachtens noch deutlichen Verbesserungsbedarf. In Österreich haben wir etwa das Wahlrecht für alle ab 16 Jahren. Das bietet innerhalb der EU sonst nur Malta jungen Menschen an. Es wäre sinnvoll, wenn das für alle EU-Länder gelten würde. Ich wünsche mir auch, das der Jugendcheck auf Gesetze, den wir in Österreich bereits fix im Parlament etabliert haben, auch für die EU-Gesetzgebung gelten würde. Hier arbeiten wir auch sehr eng mit den österreichischen und den europäischen Jugendorganisationen zusammen. Es ist wichtig, dass sich junge Menschen verstärkt an der europäischen Politik beteiligen und Einfluss auf die Entscheidungen nehmen.

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