Bildung

Aller Anfang ist schwer

Wenn die Anfangseuphorie über den Schulstart verflogen ist, können Anpassungsschwierigkeiten an die neue Situation den Schulalltag für Taferlklassler zur Herausforderung werden lassen.

Der Schulbeginn im September brachte für einige Schüler große Umstellungen mit sich. Sei es der Umstieg vom Kindergarten in die Volksschule oder bei den größeren Kindern den Aufstieg ins Gymnasium oder in die NMS. Der Beginn des neuen Lebensabschnitts hält für Kinder auch die eine oder andere Herausforderung bereit, wie den Verlust von Freunden, die nicht dieselbe Schule besuchen, ein neues Umfeld, einen veränderten Tagesablauf und ein erhöhtes Lernpensum. Auch das lange Stillsitzen kann für so manchen Taferlklassler zum Problem werden.

Eltern müssen genau beobachten

„Die meisten Kinder möchten den Schulbeginn oder Schulübertritt in der Regel zu Beginn gerne alleine meistern. Sie konzentrieren sich darauf, sich in die neue Gemeinschaft einzufügen und mitzumachen“, erklärt Katharina Weiner, Familienberaterin
und Leiterin des familylab Österreich. Dem Großteil der Kinder gelingt der Umstieg problemlos, doch sollten Eltern ihre Kinder genau beobachten, wie und ob sie mit den veränderten Bedingungen zurechtkommen. In dieser Zeit müssen Kinder sehr viel Neues verarbeiten und sich auf die veränderte Situation einstellen – das erzeugt natürlich Stress. Beobachten Eltern, dass sich ihr Kind zurückzieht oder sich plötzlich aggressiv verhält, können das Anzeichen dafür sein, dass es sich in der Klassengemeinschaft nicht wohl fühlt oder Anpassungsschwierigkeiten hat. Klagt ein Kind immer wieder über Bauch- oder Kopfschmerzen, hat es Schlafstörungen, leidet plötzlich unter Appetitlosigkeit oder weigert sich, in die Schule zu gehen, sind die Eltern gefragt, herauszufinden, was genau die Ursachen dafür sind.

Probleme behutsam ansprechen

Wichtig in dieser Situation ist, dass Eltern Anteil an den Sorgen und Problemlagen ihrer Kinder nehmen und somit auch ausreichend Zeit für Gespräche haben und ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind. „Eltern sollten offen und interessiert ansprechen, was ihnen auffällt, und nachfragen, ob ihre Beobachtungen auch vom Kind so empfunden werden. Die Basis dafür ist die Haltung, dass Eltern für ihre Kinder, insbesondere in schwierigen Zeiten, da sind, ohne zu werten oder schlicht Unmögliches abzuverlangen“, so Katharina Weiner. Sie sollten ihr Kind, am besten in einer entspannten Atmosphäre, auffordern, über die Ereignisse in der Schule zu erzählen. Was ist gut gelaufen, was nicht? Warum ist etwas nicht gut gelaufen? War es das erste Mal oder ist es schon öfter vorgekommen? Wo hat das Kind Probleme? Wie können Probleme vom Kind alleine oder mit Unterstützung der Eltern gelöst werden? Unterstützend wirkt auch eine positive Einstellung der Eltern gegenüber der Schule.

Manchmal gelingt die Anpassung an die neue Situation Taferlklasslern nicht gleich. Sie brauchen die Unterstützung von Eltern und Lehrern.

Gespräch mit Lehrern suchen

„Wenn das Kind öfter über psychosomatische Beschwerden klagt bzw. nicht gerne in die Schule geht, Ängste äußert, ist ein Gespräch mit den Pädagoginnen und Pädagogen unumgänglich, um auch die Lehrersicht kennenzulernen und um Unterstützungsmöglichkeiten und Maßnahmen zu besprechen“, erklärt Brigitta Srncik, Abteilungsleiterin Schulpsychologie und schulärztlicher Dienst in der Bildungsdirektion Wien. Diese Gespräche sind eine wichtige Informationsquelle für Eltern und sollten als Unterstützung für die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern gesehen werden.

Erwartungen der Eltern als Problem

Doch nicht immer ist die veränderte Situation schuld, dass sich Kinder in der Schule nicht wohl fühlen. Auch die Erwartungshaltung der Eltern kann negativen Einfluss auf die Kleinen haben. „Ich denke, Eltern sollten grundsätzlich keine vorgefertigten Erwartungen an ihre Kinder in Bezug auf Schule haben, sondern ihr Kind aufmerksam begleiten, Anregungen schaffen, damit Lernen tatsächlich Sinn macht, gemeinsam Kuchen backen oder kochen, Einkäufe gemeinsam erledigen, um zu rechnen, Bücher (vor)lesen, um ein Gefühl für Sprache zu entwickeln, u. v. m. All das, was Eltern sind, ist auch für ihre Kinder wichtig. Je mehr sich Eltern dessen bewusst sind, umso bewusster gestaltet sich der Umgang miteinander. Wenn der Grundtenor jener ist, dass Kinder in der Schule gut sein müssen, um es später besser zu haben, wird das Kind alles versuchen, diese Erwartungen zu erfüllen. Jedoch lebt es damit die Idee der Eltern und nicht das eigene Potenzial“, so Weiner. Der Leistungsdruck, der so entsteht, ist für das Kind nicht zu bewältigen, und es hat das Gefühl, zu versagen.

Der Einstieg in die Volksschule ist für manche Kinder nicht leicht zu bewältigen. Sie fühlen sich im neuen Umfeld nicht wohl.

Auch ältere Schüler betroffen

Das Thema Anpassungsschwierigkeiten betrifft nicht nur Taferlklassler, sondern auch ältere Schüler. Der Übertritt in eine AHS oder NMS stellt für sie ebenso einen Einschnitt in das gewohnte Leben dar. Das Lernpensum und -tempo erhöht sich, die Lehrmethoden ändern sich, plötzlich gibt es für fast jedes Unterrichtsfach eigene Lehrer anstatt des Klassenlehrers, den man über mehrere Jahre hatte. Außerdem verteilen sich die Klassenkameraden aus der Volksschule über mehrere Schulen, und so kann es passieren, dass man sich alleine ohne seine bisherigen Schulkollegen wiederfindet und erst neue Freunde finden muss. „Eltern sollten Sicherheit vermitteln, Zeit für die Probleme und Sorgen der Kinder haben und altersentsprechend darauf eingehen. Gerade bei älteren Kindern ist es wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern immer in Kontakt – im Gespräch – bleiben. Dies stellt insbesondere in der Entwicklungsphase der Pubertät mitunter durchaus eine Herausforderung dar“, erklärt Brigitta Srncik.

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