„Es geht um die Vorbildwirkung und nicht darum, andere zu belehren.“
Evelyn Rath, 42, Zero Waste Expertin und Vortragsrednerin, Vorstandsmitglied von Zero Waste Austria. www.zerowasteaustria.at
Inwiefern ist ein Plastik bzw. Müll reduzierter Haushalt eine Frage des Geldbörsels?
Gesamtheitlich betrachtet ist es günstiger. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil vieles schlichtweg nicht gekauft wird. Im Lebensmittelbereich kann man sich auf unverpackte Grundnahrungsmittel beschränken. Fertigprodukte und die ganzen verpackten Sachen etwa aus der Snack- oder Naschabteilung fallen weg. Wenn ich im Bad auf Seifen umsteige, vielleicht sogar die eine oder andere Creme selber mache, fallen Spesen weg. Ebenso im Haushalt, wo ich mit Seife, Natron und Essig einfache und wirkungsvolle Reinigungsmittel herstellen kann. Bei Gewand, Spielsachen und anderen Konsumgütern kann ich auf gebrauchte Sachen zurückgreifen, die nur einen Bruchteil der neuen Teile kosten.
In welchem Bereich sollte man beginnen – und wo vielleicht ein Auge zudrücken?
Ich empfehle, im Lebensmittelbereich anzufangen. Man kann sich erkundigen, welche unverpackten Produkte ich auf Märkten in der Umgebung erhalte, bei welchen regionalen Händlern ich eventuell mit meinen Kisten oder Sackerln zum Auffüllen hin kann oder wo ich ein Gemüsekistl beziehen kann. Von absoluten Verboten halte ich nichts, weil dann womöglich das Gefühl entsteht, dass einem etwas fehlt. Vielmehr geht es darum, sich auf das zu reduzieren, was man wirklich braucht.
In Österreich werden immerhin 76 Prozent der PET-Flaschen recycelt. Einen gewissen Anteil an Plastik im Restmüll braucht es erwiesenermaßen für die Energiegewinnung. Inwiefern macht es also Sinn, auf Plastik zu verzichten?
Vermeiden ist besser als recyceln. Mehrweg besser als Einweg. Warum? Weil der beste Müll immer der ist, der gar nicht anfällt. Recyceln ist richtig und gut, aber es ändert wenig am Konsumverhalten bzw. am Verschwendungsgedanken. Der Grundgedanke beim Reduzieren sollte ja der sein, von den Müllbergen wegzukommen.
Nachhaltig leben hört sich oft ganz schön zeitaufwändig an. Wie sehen Sie das?
Natürlich brauche ich am Anfang eine gewisse Zeit, bis sich vieles eingespielt hat. Ich habe vielleicht neue Besorgungswege und Quellen und es braucht wohl Routine, das eine oder andere selber zu machen. Viele Familien merken aber bald, dass nachhaltiger oft auch entschleunigender ist. Und wie stressig hingegen unser konsumorientiertes Shoppen ist.
Was sind denn meist die ersten Schritten für Familien, Plastik im Haushalt zu reduzieren?
Zunächst sollte jeder Spaß an der Sache haben und sich mit der Umstellung des Alltags nicht überfordern. Ich sage das bewusst, weil das Thema meistens einem Familienmitglied besonders am Herzen liegt. Und da gilt: Es soll für niemanden in der Familie eine Plage sein bzw. sollte niemand zum Umdenken gezwungen werden. Was die ersten Schritte betrifft, hat es sich bewährt, Bilanz zu ziehen: Was brauchen wir im Alltag an materiellen Dingen, um gut und glücklich zu leben? Wie ist unser Konsumverhalten als Familie – was ist denn alles vorhanden, was kann ich wieder verwenden und was müssen wir tatsächlich neu erwerben? Und was macht unseren Mistkübel eigentlich so voll?
Schule und Kindergarten sind nicht immer nachhaltig. Wie geht man damit um?
Es geht nie darum, andere zu belehren. Wichtig ist vielmehr die Vorbildwirkung. Gerade beim Schulmaterial und bei der Jause gibt es viele nachhaltige Lösungen und die Bereitschaft, auf Alternativen umzusteigen, ist bei vielen Familien – und auch bei den Einrichtungen – groß.