Gesundheit

„Bio, regional und saisonal ist der Goldstandard“

Die Biolandwirtschaft ist die nachhaltigste Landwirtschaftsform. Die Betriebe von BIO AUSTRIA halten sich an strengere Regeln als von der EU-Bioverordnung vorgegeben, sagt Gertraud Grabmann, Obfrau von BIO AUSTRIA.

alte apfelsorten

Wie unterscheidet sich der biologische Anbau vom konventionellen hinsichtlich des ökologischen Fußabdruckes und der Klimafreundlichkeit?
Zunächst einmal werden im Biolandwirtschaft keine Kunstdünger eingesetzt. Bei der Produktion von Kunstdünger und von den Böden, die damit behandelt wurden, wird Lachgas emittiert. Dieser Tatsache wird leider wenig Aufmerksamkeit in der öffentlichen Debatte geschenkt. Denn Lachgas ist 300 Mal klimaschädlicher als CO2. Ein weiterer Punkt, der für Bio spricht, ist die Tatsache, dass Bioböden im Durchschnitt einen 40 Prozent höheren Humusgehalt aufweisen. Das ist deswegen wichtig, weil Humus CO2 aus der Atmosphäre im Boden bindet und damit einen wesentlichen Anteil zum Klimaschutz leistet. Zusätzlich werden im Biobereich keine Futtermittel bzw. generell keine Sojabohnen aus Südamerika importiert, für deren Anbau Regenwälder abgeholzt oder niedergebrannt wurden.

 

 

Gertraud Grabmann
Obfrau von BIO AUSTRIA

Welche Maßnahmen setzt BIO AUSTRIA in Bezug auf Umwelt und Klima?
Die Biolandwirtschaft bringt generell viele Vorzüge in Bezug auf Umwelt- und Biodiversitätsleistungen. Bei BIO AUSTRIA legen wir in vielen Bereichen noch strengere Regeln an, als von der EU-Bioverordnung vorgegeben. Bei BIO-AUSTRIA-Höfen werden den Tieren etwa fast ausschließlich Biofuttermittel aus Österreich verfüttert. Hier lässt sich viel CO2 über kurze Transportwege einsparen. Nur ausnahmsweise und auf Ansuchen sind auch Futtermittel aus dem EU-Raum erlaubt, wenn etwa die Ernte witterungsbedingt zu gering ausfällt und daher zu wenig Futtermittel aus Österreich vorhanden sind. Darüber hinaus erhalten BIO-AUSTRIA-Betriebe die Böden mittels geeigneter Fruchtfolge und Kreislaufwirtschaft fruchtbar. Denn ein lebendiger Boden – und das ist wörtlich zu verstehen, immerhin finden sich in einer Handvoll gesunder Erde mehr Bodenlebewesen, als Menschen auf der Welt leben – ist die wesentliche Voraussetzung dafür, dass wir auch morgen noch Lebensmittel produzieren können.

Viele Menschen legen beim Einkaufen Wert auf Lebensmittel aus der Region. Was sind denn die Unterschiede zwischen Bio und regional?
Man liest immer öfter „aus regionaler Erzeugung“ oder Ähnliches auf Produkten. Das mag auf den ersten Blick gut klingen, aber es sagt nichts über die Qualität aus. Denn es gibt keine gesetzliche Regelung darüber, was „regional“ eigentlich bedeuten muss – weder in Bezug auf die Qualität noch auf die tatsächliche Herkunft oder den Transportweg. Im Gegensatz dazu unterliegen Biolebensmittel strengen gesetzlichen Qualitätskriterien und sind vom Feld bis ins Regal einheitlich geregelt, kontrolliert und qualitätsgesichert – und zwar für die gesamte EU. Das gilt auch für Biolebensmittel, die in die EU importiert werden. In Österreich werden übrigens 25 Prozent der Fläche biologisch bewirtschaftet, es gibt also hierzulande so viele regionale Bioprodukte wie sonst kaum wo. Daher ist es bei uns auch immer möglich, saisonale Biolebensmittel aus der Region zu kaufen. Das ist der Goldstandard unter den Lebensmitteln.

In der Landwirtschaft ist man zunehmend mit dem Thema Plastikvermeidung konfrontiert. Wie gehen die BIO-AUSTRIA-Mitgliedsbetriebe damit um?
Viele unserer Mitgliedsbetriebe betreiben Direktvermarktung, verkaufen ihre Lebensmittel also über Hofläden, Biobauernmärkte, Hauszustellung (Biokistln) oder auch in diversen Formen von Community Supported Agriculture (CSA, Anm.), also solidarischer Landwirtschaft. Da stellt sich die Frage von Plastikverpackungen in Bezug auf die Lebensmittel meist erst gar nicht. Dieses Thema ist im Lebensmittelhandel von wesentlich größerer Bedeutung. Aber auch hier wird laufend nach zusätzlichen Möglichkeiten gesucht, um – gerade im Bereich der Biolebensmittel – ökologische Alternativen in der Verpackung anbieten zu können. Etwa durch das sogenannte „Natural Branding“, bei dem mittels Laser auf der obersten Schicht von Gemüseschalen ohne Beschädigung des Lebensmittels Schriftzüge, etwa das EU-Bio-Logo, eingefügt werden können. Dadurch sind beschriftete Verpackungen und Aufkleber nicht mehr notwendig. Gerade im Biobereich ist es wichtig und generell Vorschrift, die Ware einwandfrei als Bio zu kennzeichnen, um Verwechslungen und Täuschungen vorzubeugen.

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