Coronavirus

„Corona-Schutzimpfung: Auch für Kinder?“

Noch ist die Corona-Schutzimpfung für Kinder nicht zugelassen. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis auch Kinder und Jugendliche geimpft werden können. Kinderarzt Dr. Peter Voitl beantwortet die wichtigsten Fragen zur Corona-Schutzimpfung für alle unter Sechzehn.

Herr Dr. Voitl, ist es überhaupt sinnvoll, auch Kinder gegen Corona impfen zu lassen? Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst schwer erkranken, recht gering.
Peter Voitl: Eine Impfung für Kinder ist mit Sicherheit sinnvoll. Kinder können das Virus ja an ältere und immunschwache Personen weitergeben. Wenn eine so große Gruppe wie die der Kinder und Jugendlichen also nicht geimpft ist, bleibt immer das Risiko einer Ansteckung und das Virus wird auf ewig bestehen bleiben.

Warum werden Kinder dann nicht jetzt schon geimpft?
Zuerst legt man das Augenmerk auf die Personen, die besonders gefährdet sind. Kinder haben meist leichtere Verläufe, sind auch keine Superspreader, also haben sie keine Priorität. Außerdem sind die Ergebnisse der bisherigen Impfstudien nicht eins zu eins auf Kinder übertragbar. Da braucht es noch mehr Studien, damit die Impfung zugelassen wird.

Gibt es solche Studien bereits?
Ja. Derzeit wird der Impfstoff an Zwölf- bis Sechzehnjährigen getestet. Das ist auch höchst wünschenswert. Denken wir nur daran, dass viele Medikamente für Kinder eigentlich nicht zugelassen sind, trotzdem werden sie verwendet, auch für Säuglinge. Eine große Frage ist, welche Dosis an Impfstoff es für Kinder braucht. Man kann nicht einfach die Erwachsenen-Dosis auf Kinder herunter rechnen. Es kann sogar sein, dass Kinder mehr Impfstoff brauchen. Das ist zum Beispiel auch bei der Diphterie-Tetanus-Impfung der Fall. Damit diese bei Kindern wirksam ist, muss die Dosis höher sein als bei Erwachsenen.

Viele Eltern lassen ihre Kinder wie selbstverständlich gegen Masern, Kinderlähmung oder Pneumokokken impfen. Was die Corona-Schutzimpfung angeht, sind sie aber skeptisch. Der Impfstoff ist neu, das kann für Unsicherheit sorgen.
Der Impfstoff von Biontech-Pfizer ist ein mRNA-Impfstoff. Mit mRNA arbeitet man seit Jahrzehnten, bei Impfstoffen ist es aber ein völlig neues Herstellungsprinzip. Die Erfahrungswerte sind aber gut, sogar deutlich besser als bei herkömmlichen Impfstoffen. Die Idee ist faszinierend: Man gibt dem Körper einen Bauplan für Eiweißstoffe, die er dann selber herstellen kann. Ich glaube, dass das die Zukunft ist.

Was den Impfstoff von AstraZeneca angeht, verunsichert die geringe Wirksamkeit von durchschnittlich knapp siebzig Prozent …
AstraZeneca hat eine ganz übliche Wirksamkeit. Siebzig Prozent klingt vielleicht wenig, ist es aber nicht. Auch andere Impfstoffe, wie zum Beispiel der gegen Meningokokken B, weisen eine solche Wirksamkeit auf. Man braucht nicht hundert Prozent, weil die Körperabwehr den Rest tut.

Werden Kinder, die einer gefährdeten Risikogruppe angehören, schneller geimpft werden? Haben sie jetzt schon Zugang zur Impfung?
Nein, im Moment werden gar keine Kinder geimpft. Bei immunschwachen Kindern, für die eine Coronaerkrankung gefährlich werden kann, ist die Umgebungsimpfung wichtig. Das heißt, alle Kontaktpersonen – Eltern, Geschwister, Betreuungspersonen – sollen sich wenn möglich impfen lassen. Bis die Corona-Schutzimpfung für Kinder zugelassen ist und auch gefährdete Kinder geimpft werden können.

Bis wann kann man mit einer Impfung für Kinder rechnen?
Das kann schnell gehen und hängt natürlich auch von der Altersgruppe ab. Ich rechne mit einigen Monaten.

 

„Eine große Frage bei den Studien ist, welche Dosis an Impfstoff es für Kinder braucht.“
Dr. Peter Voitl
Kinderarzt

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