Ernährung

DIREKT VOM BAUERNHOF: Wissen, wo mein Essen herkommt

Wer beim Bauern kauft. weiß, wo und wie seine Lebensmittel produziert werden und stärkt die heimische Wirtschaft. Von der bäuerlichen Direktvermarktung profitiert neben den Kunden und den Bauern auch die Umwelt.

Lautes Gegacker, aufgeregtes Flügelschlagen und eine Staubwolke, aus der Hannes Schabbauer mit einem Huhn im Arm auftaucht. Mit geübtem Griff hält der Landwirt den Vogel fest, der sich kurz über das braune Gefieder streicheln lässt, bevor er sich wieder davon macht. Als eines von rund 200 Legehühnern am Annahof in Laab im Walde bei Wien, hat das Huhn sein Ei an diesem Tag höchstwahrscheinlich schon gelegt.

Den Rest des Tages verbringt es im Hühnerstall oder auf der grünen Wiese unter dem großen Nussbaum. „Die Eier können im Bioladen hier am Hof oder bei unserem Bio-Automaten rund um die Uhr gekauft werden“, erklärt Schabbauer. Als Pächter bewirtschaftet er seit 2006 mit seiner Familie den Bauernhof im niederösterreichischen Wienerwaldort. Die Produkte aus der Bio-Landwirtschaft – Fleisch- und Wurstwaren, Äpfel, Erdäpfel, Säfte – verkauft Schabbauer ab Hof. Die Nachfrage ist groß, nicht zuletzt aufgrund der Lage direkt neben Wien. „Am Wochenende, wenn der Hofladen offen ist, kommen vier- bis fünfhundert Leute. Viele von ihnen haben Fragen zum Hof und zu den Produkten“, sagt Schabbauer. Der Landwirt mag den Kontakt zu den Kunden und er ist stolz auf den Annahof. „Wir zeigen unseren schönen Hof gerne her.“

Alles zu seiner Zeit“ lautet unser Motto. Wir leben mit den Saisonen und freuen uns im Frühling aufs erste Grün, dann auf Spargel und Erdbeeren.

Ja! natürlich

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Direkter Bezug zu Lebensmitteln

Es sei genau diese Unmittelbarkeit, die Konsumenten beim Bauern so schätzen würden, sagt Martina Ortner von der Landwirtschaftskammer Österreich. Zuständig für bäuerliche Direktvermarktung liegt ihr viel an deren Förderung. Denn wenn Landwirte ihre Produkte selbst verkaufen, seien die Vorteile zahlreich – für die Konsumenten, die Bauern selbst und die Umwelt. „Beim Ab-Hof-Verkauf können sich die Kunden anschauen, was und wie es am Hof gemacht wird. Sie bekommen viele Infos und können ihre Wünsche äußern, zum Beispiel was Verpackungsgrößen betrifft.“ Das Vertrauen in Produkte direkt vom Bauern sei groß, der Bezug zu den Lebensmitteln viel direkter. „Im Supermarkt kauft der Konsument abgepacktes Fleisch, auf dem Bauernhof sieht er echte Tiere“, sagt Ortner. Darüber hinaus werde Regionalität speziell bei Lebensmitteln für viele Menschen immer wichtiger – und das nicht erst seit Corona. Das zeigt auch eine Studie von Integral und T-Factory: Auf Regionalität legen die Befragten beim Einkauf besonders viel Wert, sogar mehr als auf biologische oder gentechnikfreie Produktion. Kurze Transportwege, die Aufrechterhaltung der Flächenbewirtschaftung und eine größere Vielfalt von Pflanzen- und Tierarten – weil sowohl Bauern als auch ihre Kunden oft ein Interesse an alten Obstsorten oder ausgefalleneren Tierrassen haben – seien ebenfalls positive Effekte von bäuerlicher Direktvermarktung.

Mit der Marke „Gutes vom Bauernhof“ sind garantiert bäuerliche und kontrollierte Qualitätsbetriebe erkennbar. Auf der Seite www. gutesvombauernhof.at kann nach den Top- Betrieben, ihren Produkten und nach Vermarktungsformen gesucht werden.

Martina Ortner, Landwirtschaftskammer Österreich

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Mehr Arbeit - mehr Wertschöpfung

Ob ab Hof, auf dem Markt oder über die direkte Zustellung: Die wirtschaftliche Komponente bei der Vermarktung der eigenen Produkte spielt für Landwirte eine wesentliche Rolle. „Natürlich bedeutet Direktvermarktung auch mehr Arbeit, gleichzeitig aber auch mehr Wertschöpfung“, sagt Martina Ortner. „Knapp ein Drittel aller Bauern in Österreich verkauft zumindest einen Teil ihrer Produkte selber. Die Direktvermarktung macht bei denen, die sie betreiben, dabei rund 34 Prozent des Einkommens aus.“ Viele Bauern könnten sich dadurch den Betrieb absichern und vom Nebenerwerb in den Vollerwerb gehen. „31.000 Vollzeitarbeitsplätze gibt es durch bäuerliche Direktvermarktung. Das ist enorm viel.“ Auch am Annahof profitiert nicht nur Familie Schabbauer von der Direktvermarktung, sondern zusätzlich einige Mitarbeiter, die Pächter des Bioladens und die Bauern, die diesen mit ihren Produkten beliefern. Bei aller menschlicher Arbeit und finanzieller Investition gibt den Rhythmus immer die Natur vor. Die Ferkel wachsen in ihrem Tempo, die Äpfel auf der Apfelplantage müssen erst reifen, die Erdäpfel der letzten Ernte sind ausverkauft. Der Selbstbedienungsautomat ist dennoch weiterhin gut bestückt. Besonders praktisch: Eier, Würstel oder Apfelsaft kann man dort auch mit Bankomatkarte bezahlen.

Annahof

Ganz nahe bei Wien, im Wienerwaldörtchen Laab im Walde, liegt der Annahof, den Familie Schabbauer vor rund 14 Jahren vom Orden der Barmherzigen Schwestern übernommen hat. Familie Schabbauer verkauft unter anderem Fleisch von Rindern, Hühnern und Schweinen in Bioqualität, Äpfel, Erdäpfel, Säfte und Eier. Geschlachtet wird direkt auf dem Bauernhof – etwa alle zwei Wochen ein Rind. „Den Bioladen am Hof haben wir mittlerweile verpachtet, dann gibt es noch den Automaten, bei dem rund um die Uhr eingekauft werden kann“, sagt Hannes Schabbauer. „Dass der so gut läuft, hätte ich mir gar nicht gedacht.“

KONTAKT
Hannes Schabbauer,
www.annahof-laab.at

Bio-Pilze vom Schigmannhof

Pilze vom Bauernhof? Klingt ungewöhnlich, ist es auch. Sabine und Michael Jäger haben sich auf ihrem Bauernhof in Kärnten 2017 für die Pilzzucht entschieden und sind damit Pioniere auf diesem Gebiet. „In die Viehwirtschaft investieren, das macht jeder. Wir wollten kein Massenprodukt, sondern ein Qualitätsprodukt. Auf unserer Suche nach einem Nischenprodukt sind wir auf Pilze gestoßen. Also haben wir gedacht, probieren wir es und schauen, ob es was wird“, erinnert sich Sabine Jäger. Mittlerweile hat das Paar zweimal vergrößert und bietet außerdem Pilzkochworkshops an. Austernpilze und andere Pilzarten wachsen am Hof auf Strohsäcken, können ganzjährig geerntet werden und werden vor Ort verkauft, an Gastronomiebetriebe geliefert oder an Kunden verschickt. „Unsere Kunden lieben die Pilze als Fleischersatz und schätzen die Regionalität. Bei Fragen zur Zubereitung und Lagerung können sie uns jederzeit anrufen.“

KONTAKT
Sabine und Michael Jäger,
www.schigmannhof.at

Hofkäserei Ziegelwanger

Für Tanja und Erich Ziegelwanger aus dem Mostviertel war klar: Mit der Übernahme des elterlichen Milchviehbetriebs würden sie auch mit etwas ganz Neuem starten. „Wir wollten etwas mit Kundenkontakt machen, Produkte selber entwickeln, uns um Marketing und Verkauf kümmern. Also haben wir uns entschieden, unseren eigenen Käse zu produzieren“, sagt Tanja Ziegelwanger. Mitten im Corona-Lockdown haben die beiden an die ersten Kunden Chili- und Kräuterkäse, Liptauer und eingelegte Käsewürfel verkauft. Mit großem Erfolg: „Unser Käse kommt sehr gut an. Wir liefern alle zwei Wochen und haben mittlerweile auch einen kleinen Hofladen jeden zweiten Samstag geöffnet.“ Weil die Nachfrage so groß ist, gibt es den Ziegelwanger-Käse derzeit nur nach Vorbestellung. Schritt für Schritt wollen die Ziegelwangers ihr Geschäft weiter entwickeln. Erich Ziegelwanger: „Wir sind zum einen mitten in der Hofübergabe und bewirtschaften den Hof noch gemeinsam mit den Eltern, zum anderen machen wir den Produktaufbau.“

KONTAKT
Tanja und Erich Ziegelwanger
0676/540 84 72

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