Gesundheit

„Eltern sollten Kindern die Angst vor dem Zahnarzt nehmen“

Univ.-Prof. Dr. Hady Haririan ist Spezialist für Kinderzahnheilkunde und Parodontitis in Wien und Mitglied der EFP. Mit „familiii“ spricht der Zahnarzt über das Auftreten von Parodontitis im Jugendalter und mögliche Behandlungen.

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Parodontitis kann bereits im Jugendalter für schwere Schädigung der Kieferknochen und damit auch zu Zahnverlust führen. Daher ist eine parodontale Grunduntersuchung bis spätestens zum 14. Geburtstag für alle Jugendlichen besonders wichtig, sagt Zahnexperte Haririan im „familiii“-Gespräch.

Ab welchem Alter können parodontale Erkrankungen bei Kindern auftreten?

Haririan: Sie können mit dem ersten Zahn auftraten. Daher ist es besonders wichtig, Kinder ab dem ersten Zahn mit dem regelmäßigen Zähneputzen vertraut zu machen.

Ab welchem Alter kann Parodontitis auftreten?

Haririan: Im Kindesalter ist die Erkrankung sehr selten. Sie kommt faktisch nur bei genetischen Störungen im Collagenwechsel vor. Das ändert sich aber ab dem Zeitraum, ab dem alle bleibenden Zähne ausgebildet sind. Ab dann ist ein Ausbrechen der Erkrankung möglich, auch wenn sich der Zeitpunkt nicht genau eingrenzen lässt. Daher ist eine parodontale Grunduntersuchung bis spätestens zum 14. Geburtstag besonders wichtig.

Wie sieht eine Behandlung aus, wenn der Zahnarzt bei dieser Untersuchung Parodontitis erkennt?

Haririan: Der Zahnarzt und die Prophylaxehelferin reinigen die Zahntaschen professionell. Das bekommt man auch mit sorgfältigster Zahnpflege nicht alleine hin. Insgesamt sind meist vier Sitzungen notwendig. Danach ist das Einhalten eines genauen Zahnputzrituals unabdingbar. Dazu sollte man ein- bis zweimal jährlich zur zahnärztlichen Kontrolle und zur Mundhygiene. Die wird übrigens für Jugendliche einmal jährlich von der Krankenkasse bezahlt. Tragen Jugendliche eine Zahnspange ist die Mundhygiene zweimal jährlich anzuraten.

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Univ.-Prof. Dr. Hady Haririan ist Spezialist für Kinderzahnheilkunde und Parodontitis in Wien.
Wie sieht das Zahnputzritual bei Parodontitis aus?

Haririan: Neben dem klassischen Putzen mit einer elektrischen Zahnbürste sollten auf alle Fälle auch die Zahnzwischenräume mit speziellen Zwischenraumbürstchen gereinigt werden. Diese sind der Zahnseide unbedingt vorzuziehen, da sie wesentlich effektiver reinigen. So wird verhindert, dass sich die Zahntaschen mit Rückständen füllen und es in Folge wieder zu Zahnfleischentzündungen kommt.

Wie wichtig ist die richtige Ernährung bei Parodontitis?

Haririan: Die Ernährung spielt eine eher untergeordnete Rolle. Man sollte aber auch alle Fälle stark zuckerhaltige Getränke und Nahrungsmittel vermeiden, da Zucker Entzündungen nach oben treibt. Ebenfalls vermeiden sollte man raffinierte Lebensmittel. Die Ernährung sollte ballast- und mikrostoffreich sein. Vitamine sollte man wenn geht ausschließlich in natürlicher Form über frische Lebensmittel einnehmen.

Was können Eltern für die Zahngesundheit ihrer Kinder tun?

Haririan: Neben einer gesunden und vielfältigen Ernährung mit frischen, nicht industriell verarbeiteten Lebensmitteln sollten Eltern Kinder ab dem ersten Zahn zum Zähneputzen anhalten, so dass es ihnen in Fleisch und Blut übergeht. Wichtig ist auch, dass Eltern Kinder ab dem ersten Zahn zum Zahnarzt mitnehmen und ihnen so die Angst vor einer Zahnkontrolle oder einer Behandlung nehmen. Die erste Behandlung beim Zahnarzt sollte nur eine Kontrolle und keinesfalls eine Schmerzbehandlung sein. Das erzeugt bei Kindern ein vertrauensvolles und angstfreies Bild vom Zahnarzt und der regelmäßige Kontrollbesuch wird völlig normal. Kindern mit dem Zahnarzt zu drohen ist daher ganz schlecht.

Über die EFP

Die Bedeutung von gesundem Zahnfleisch für die Mundgesundheit war immer unterschätzt. Daher wurde 1991 die EFP gegründet, die sich diesem Thema besonders animmt. Heute sind 18.000 Parodontologen Mitglieder der EFP und forschen ständig nach neuen Erkenntnissen, wie man Wechselwirkungen mit anderen Organen oder Erkrankungen besser unter Kontrolle bekommt und wie Vorsorge am besten greift.

 

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