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„Es ist wichtig, mit Kindern ins Kino zu gehen“

Hollywoodstar Stellan Skarsgård im familiii Interview zu seinem Berlinale-Film „Gordon & Paddy“, in dem er einem animierten Frosch seine Stimme leiht.

Gordon, der alte Polizeifrosch ist müde, müde von seinem Beruf. Seit vielen Jahren schon klärt er Verbrechen im idyllischen Wald auf und passt auf dessen Bewohner auf. Doch Gordon ist auch einsam, denn er lebt ganz alleine in der kleinen Polizeistation. Als Gordon die Spitzmaus Paddy beim Diebstahl einer Haselnuss auf frischer Tat ertappt, kann er ihr nicht lange gram sein – denn Paddy ist ebenfalls einsam und wurde einzig aus Hunger zur Diebin. Gordon macht die liebenswerte Paddy zu seiner Nachfolgerin und zieht sich in seinen Altersruhesitz, ein kleines Häuschen am See zurück. Dann steht Paddy auch schon vor ihrem ersten großen Fall: zwei Tierkinder sind verschwunden. War es etwa der schlaue Fuchs vor dem sich alle so fürchten? Paddy bittet Gordon um Hilfe – denn nur mit vereinten Kräften können sie den kniffligen Kriminalfall lösen.

Liebe zum Kino

Die schwedische Regisseurin Linda Hambäck hat mit „Gordon & Paddy“ einen wunderbar warmherzigen und altmodisch illustrierten Animationsfilm geschaffen (für Kinder ab 6 Jahren), der Themen wie Freundschaft, Vorurteile und Vertrauen in kindgerechter Sprache und mit einer wunderschönen Optik thematisiert und im Rahmen der 68. Berlinale in der Kinderschiene Kplus zu sehen ist. Mit Hollywoodstar Stellan Skarsgård („Mamma Mia!“, „Nymphomaniac“) konnte die Animationsfilmexpertin noch dazu einen ganz Großen des Kinos gewinnen. Doch der 66-Jährige ist nicht nur ein talentierter Schauspieler, sondern auch achtfacher Vater, dessen drei älteste Söhne Alexander („True Blood“), Gustav („Vikings“) und Bill („Anna Karenina“) ebenfalls erfolgreiche Leinwandkünstler sind.

 

Hello familiii hat Stellan Skarsgård auf der Berlinale zum exklusiven Interview getroffen – und mit ihm über Kinderfilme, seine Rolle als Vater und seine erfolgreichen Nachwuchs gesprochen.

 

hello familii: „Gordon & Paddy“ wirkt in seiner Machart wie ein Kinderfilm aus alten Zeiten: Die Zeichnungen scheinen von Hand gemacht, es gibt weder Actionszenen noch schnellen Schnitte …

Stellan Skarsgård: Und genau das macht ihn so besonders – dadurch sticht er aus den meisten Kinderfilmen, die es heute gibt heraus. Die schreien die jungen Zuschauer geradezu an, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und vermitteln ihre Botschaften auf eine extrem schnelle Art und Weise dadurch haben die Kinder keine Zeit nachzudenken und in ein neues Universum hineingezogen zu werden. Genau deshalb ist es so wichtig, Filme wie diesen zu machen. Man könnte auch sagen, dass er gut für die intellektuelle Gesundheit von Kindern st. Dieser Film ist so warmherzig, deshalb liebe ich ihn auch. Er spielt in einem wunderschönen Wald und ist unglaublich unschuldig ohne dabei dumm zu sein.

 

Als Kind das erste Mal ins Kino zu gehen und einen Film zu sehen, ist ein ganz besonderer Moment, den man lange nicht vergisst. Können Sie sich noch an Ihr erstes Filmerlebnis erinnern?

Oh ja. Das war die Zeichentrick-Version von „Alice im Wunderland“ von Disney. Das war in den 50er-Jahren und ich kann mich noch ganz genau an das weiße Kaninchen erinnern, dass immer herumläuft und „Ich bin spät, ich bin spät“ schreit. Ich finde es ungeheuer wichtig, dass man mit Kindern ins Kino geht. Es ist eine vollkommen andere Erfahrung als sich einen Film daheim am Tablet anzuschauen. Man sitzt gemeinsam mit anderen Menschen in einem Kinosaal, schaut sich einen Film auf einer großen Leinwand an und teilt ein gemeinsames Erlebnis – das ist doch eine wunderbare Sache für Kinder.

 

Dabei sind Film und Serien für Kinder in Zeiten von Netflix ja  auch praktisch daheim konsumierbar…

Ja, aber ist doch etwas vollkommen anderes. Durch das Fernsehen und die Filme und Serien, die extra fürs Internet produziert werden, hat sich auch die Sprache verändert. Früher, als Filme ausschließlich fürs Kino produziert wurden, stand die Sprache im Mittelpunkt, der Dialog war das zentrale Element und sehr anspruchsvoll. Doch wenn man Filme daheim schaut macht man zig Dinge gleichzeitig und hat einen kleinen Screen – deshalb sind die Dialoge auch anders geworden. Hinzu kommt: in ein Kino zu gehen und sich dort eine oder eineinhalb Stunden einen Film anzuschauen, lehrt Kinder, sich auf eine Sache zu konzentrieren, für einen gewissen Zeitraum vollkommen in ein anderes Universum einzutauchen.

 

Sie sind bekannt als Darsteller zahlreicher anspruchsvoller Arthousefilme wie „Nymphomaniac“, spielen aber auch gern in Hollywood-Blockbustern wie „Avengers“ mit. Sind diese Blockbuster-Filme eine Art Ausflug für Sie?

Ja, in gewisser Weise schon – und noch dazu ein sehr gut bezahlter wie ich gestehen muss. Es geht mir bei meiner Arbeit nicht darum, wie viel Geld ein Film mir bringt, deshalb mache ich ja auch solche Produktionen wie „Gordon & Paddy“. Mir geht es in erster Linie darum, dass ich großen Spaß an der Arbeit habe und Abwechslung erlebe – und das hat man bei den großen Comicverfilmungen definitiv.

 

Sind Kinder die größeren Kritiker eines Films als Erwachsene?

Das ist eine gute Frage – ich bin mir da nicht sicher. In gewisser Weise ist es einfacher, sie auszutricksen und von etwas zu überzeugen. Ich habe zum Beispiel immer versucht, meine Kinder zu unterhalten und zu bespaßen. Und sie haben meinen Humor auch geliebt – allerdings nur bis sie drei Jahre alt waren. Ab dann haben sie mich ziemlich lächerlich gefunden. Ich komme offenbar besonders mit kleinen Kindern gut klar, die sind mein bestes Publikum. Aber ich habe auch Erfahrung damit da ich ja fast 40 Jahre lang, mit gewissen Pausen, Windeln gewechselt habe.

 

Einige ihrer Söhne sind auch Schauspieler und leben in Hollywood. Sie hingegen haben seit jeher Ihren Wohnsitz in Stockholm. Hat es Sie nie in die Staaten gezogen?

Wieso sollte ich das tun? Es gibt aboslut keinen Grund dafür, in den USA zu leben. Warum sollte man mit acht Kindern in einer Gesellschaft leben wollen in der es kein kostenloses Gesundheitswesen, keine kostenlosen Schulen gibt, in der Frauen nicht frei sind und es einen Präsidenten gibt, der ein Spinner ist und es ein absolut korruptes Wahlsystem. Nennen Sie mir nur einen einzigen, der dafür spricht, dort zu leben und nicht in Europa. In den USA zu wohnen, passt nicht zu mir. Ich liebe es, in Skandinavien, in Europa zu leben.

 

Sie feiern heuer Ihr 50-jähriges Leinwandjubiläum, haben mit zahlreichen berühmten Regisseuren wie Lars von Trier, Gus Van Sant und Ron Howard gedreht und wirken dennoch vollkommen geerdet. Ihre ältesten Söhne sind ebenfalls Schauspieler und auch sehr erfolgreich. Was haben Sie ihren Kindern mit auf den Weg gegeben?

Ich bin sehr glücklich, dass sie Erfolg haben, aber ich bin auch sehr glücklich, zu sehen, wie ihr Zugang zum Filmgeschäft ist und wie frei sie von den negativen Seiten dieses Geschäfts sind. Ich habe ihnen vermittelt, dass man den Job ernst nehmen muss, aber nicht die Branche – das sind zwei unterschiedliche Dinge. Wenn man das berücksichtigt, bleibt man auch am Boden. Und eines darf man auch nicht: sich selbst zu ernst zu nehmen, das ist ungemein hilfreich.

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