Nachhaltigkeit

Feuchttücher: Die Probe aufs Exempel

Die Schülerinnen des Bundesgymnasiums Vöcklabruck (BG Vöcklabruck) wollten es genau wissen und haben selbst getestet, wie es um die Abbaubarkeit von Feuchttüchern steht – und das mit einem fulminanten Ergebnis und einem Sendeplatz im deutschen ZDF.

Feuchttücher sind praktisch und hygienisch. Weiß jede und jeder. Feuchttücher können aber auch zum Problem werden. Dann nämlich, wenn sie falsch entsorgt oder gar achtlos weggeworfen werden. Weil, wie ein Test des deutschen TÜV zeigt, 85 Prozent der Produkte in hoher Konzentration erdölbasiertes Plastik enthalten. Landet so ein Tuch in der freien Natur, verbleibt es Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte in Böden und Gewässern. Dort wird es ganz langsam zersetzt und zerfällt zu immer kleineren Teilchen, welche irgendwann kaum noch sichtbar, jedoch immer noch als so genanntes Mikroplastik in der Umwelt präsent sind.

Alternative zu Plastik.

Dass es nicht so weit kommen muss, dafür stehen wir alle als Konsumentinnen und Konsumenten, indem wir keine Feuchttücher achtlos in die Natur werfen. Dass es aber auch wirkliche Alternativen gibt, nämlich Tücher ohne erdölbasiertes Plastik, dafür steht der Faserhersteller Lenzing. Das Unternehmen, mit Sitz in der gleichnamigen oberösterreichischen Gemeinde und seinen Produktions- und Vertriebsstätten auf dem halben Globus, ist ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Und das nicht mit irgendeinem Feigenblatt, sondern mit ganzen Bäumen. Lenzing produziert Cellulosefasern aus nachhaltig aufgeforstetem Holz – nachweislich und zertifiziert. Und ebendiese Fasern bleiben, was sie sind: ein aus der Natur gewonnenes Produkt, zwar behandelt, geschwemmt und gewalkt, damit alles weich und geschmeidig wird, doch bis zuletzt pflanzlich und damit biologisch abbaubar. Sagt Lenzing und bietet diese Fasern sowohl der Textilindustrie unter der Marke TENCEL™, als auch den Herstellern von Feuchttüchern unter dem Namen VEOCEL™ an. Und genau da wollten Schülerinnen und Schüler des Bundesgymnasiums Vöcklabruck auf Einladung von Lenzing und dem deutschen ZDF genauer hinschauen und sich selbst ein Bild machen.

Schüler im Labor.

Im Rahmen des Fachs NawiLabor wollten sie bereits im März 2020 wissen, ob das Produkt der Lenzing AG tatsächlich hält, was es verspricht: Binnen weniger Wochen, so versichert der Hersteller nämlich, werden die Fasern in der Erde biologisch abgebaut. Die Natur tut ihr Werk und holt sich ihre Cellulose wieder zurück. Unter der Begleitung durch die Professorinnen Andrea Staudinger und Philine Hartl sowie der tatkräftigen Unterstützung von Direktorin Gabriela Yaldez und der Lenzing AG, wurde eine grundsolide Versuchsanordnung im Garten der Schule geschaffen. Und dort wurden, jeweils in einer grobmaschigen und damit durchlässigen Taschen, verschiedene Fasern und Feuchttücher in Blumenkisten vergraben und nummeriert. Forschen im Lockdown. Doch ehe unsere Forscherinnen eine Nachschau vornehmen konnten, kam der erste Lockdown und mit ihm das Home-Schooling. Keine Chance also, den Versuch im Auge zu behalten. Doch alle waren von diesem Thema gefesselt und so wurde am 23. Oktober ein neuer Anlauf unternommen und eine frische Sammlung von Tüchern landete in den Blumentrögen. Am 5. November, also nach nicht einmal 2 Wochen, ging es zur Nachschau. Früher als geplant, denn im Lichte der neuerlichen COVID-Maßnahmen war Eile geboten. Und selbstverständlich waren FFP2 Masken Pflicht. Mit dabei ein Kamerateam, die beiden Professorinnen und Michaela Kogler, Leiterin der Produktentwicklungslabore bei Lenzing, die bereitwillig Auskunft gab und gibt, wann immer es Fragen zu den wissenschaftlichen Hintergründen gibt.

Plastik-Ausgrabungen.

Was sich da nach dem Ausbuddeln bot, übertraf aber die kühnsten Erwartungen. So ziemlich alle waren davon ausgegangen, dass man bei den VEOCEL™ Fasern und den daraus produzierten Feuchttüchern vielleicht erste Anzeichen eines Verfalls sehen würde, schließlich waren gerade einmal 13 Tage vergangen. Doch weit gefehlt: Als die Gittersäckchen von der Erde befreit und dann im Versuchsraum des Chemiesaals genauer in Augenschein genommen wurden, zeigte sich ein mehr als deutliches Bild: Während die erdölbasierten Plastikfasern und –tücher noch annähernd aussahen wie zum Zeitpunkt des Vergrabens, waren die VEOCEL™-Tücher kaum noch mit der Pinzette zu erfassen. Ein Teil des Gewebes war verschwunden, die verbliebenen Fitzelchen zerfielen beim ersten Kontakt mit dem metallenen Greifer. Und es war klar zu erkennen, dass auch die Reste bald weg sein würden. Das Experiment war gelungen. Das Produktversprechen von Lenzing war belegt – und alle Beteiligten waren begeistert.

Der Plastik-Zyklus. Der Vergleich zeigt: Plastik wird in der Natur nur sehr langsam zersetzt und bleibt also Mikroplastik, für das menschliche Auge unsichtbar, noch lange in der Umwelt präsent.

TV-Sendung im Februar

Am 13. Februar 2021 wird das ZDF den von der engagierten Journalistin Anna Renk gestalteten Beitrag in seiner Sendung „plan b“ ausstrahlen. Ein Name, wie er kaum passender sein könnte. Hält doch auch Lenzing einen Plan B bereit, eine bedenkenlos verwendbare Alternative zu den ökologisch bedenklichen Plastikfasern.

Wissenslücken.

Warum werden nicht längst alle Feuchttücher aus Cellulosefasern hergestellt? Weil die Konsumentinnen und Konsumenten zumeist gar nicht wissen, dass die Feuchttücher ihrer bisherigen Wahl ein Problem für die Umwelt darstellen und weil die Industrie auch noch ein Stück Weg vor sich hat. Erschwerend kommt hinzu, dass nichts zu den Fasern auf den Packungen stehen muss – und vielfach auch tatsächlich nichts steht. Doch das wird sich ändern. Die Single Use Plastics Directive der Europäischen Union sieht mit bestimmten Fristen ein europaweites Verbot für Einwegplastik in einigen Produkten vor. Für andere – und dazu zählen auch Feuchttücher – kommt eine Kennzeichnungspflicht. Läuft alles nach Vorstellung der EU Kommission, dann gilt das schon ab Mitte 2021. Bleibt zu hoffen, dass dieser Plan hält.

Nachhaltigkeit im Fernsehen

Am 13. Februar präsentiert der ZDF in seiner Sendung „plan b“ das Experiment der SchülerInnen des Bundesgymnasiums Vöcklabruck.

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